Vom 03.10.2016 bis 31.03.2017 habe ich im Rahmen meines Masterstudiums an der Universität Bremen ein freiwilliges Auslandspraktikum bei der Rolls-Royce plc am Standort Derby in Großbritannien absolviert. Dort war ich in der Abteilung „Material & Process Modelling” tätig und habe mich unter anderem mit der Simulation von Wärmebehandlungsvorgängen mittels der Finite-Elemente-Methode beschäftigt.

Die Motivation für diesen Auslandsaufenthalt entstand aus dem Interesse, einen neuen – mir unbekannten – Kulturkreis kennenzulernen, meine Sprachkenntnisse vorzugsweise in Englisch zu verbessern und weitere praktische Erfahrungen in meinem Studiengebiet zu sammeln. Überdies hatten befreundete Kommilitonen bereits Auslandspraktika oder Auslandsaufenthalte an europäischen Gasthochschulen absolviert und mir von ihren sehr guten Erfahrungen berichtet.
Bewerbung

Am Anfang meines Auslandsaufenthaltes stand zunächst der Bewerbungsprozess auf geeignete Praktikumsplätze im Ausland. Da ich mir als Zeitraum für das Auslandspraktikum das Wintersemester 2016/2017 ausgesucht hatte, habe ich bereits im Oktober 2015 mit den ersten Vorbereitungen hierfür begonnen.

Als Erstes habe ich mit der Recherche nach geeigneten Praktikumsplätzen bzw. Unternehmen mit Sitz im Ausland begonnen. Entsprechend meiner Sprachkenntnisse, Studienschwerpunkte und Interessen habe ich vor allem bevorzugt auf Stellen im englischsprachigen Ausland und im Bereich Forschung und Entwicklung geachtet. Bei der Recherche selbst habe ich größtenteils das Internet bzw. die Karriereportale von Unternehmen genutzt. Zusätzlich empfiehlt sich die Kontaktaufnahme zu Professoren und Instituten aus dem jeweiligen Fachbereich und anderen Organisationen wie beispielsweise IAESTE. Auch das International Office an der Universität Bremen bietet auf seiner Internetseite eine Vielzahl an potenziellen Ansprechpartnern und Praktikumsplätzen an.

Gleichzeitig habe ich mich mit der eigentlichen Bewerbung auf die infrage kommenden Praktikumsstellen befasst. Da Bewerbungen grundsätzlich in der jeweiligen Landessprache erforderlich sind, habe ich mich mit den Besonderheiten englischer Bewerbungsunterlagen auseinandergesetzt. Hierbei sei darauf hingewiesen, dass eine Bewerbung auf Englisch in den meisten Fällen keine einfache Übersetzung der deutschen Bewerbungsunterlagen darstellt. Während der Cover Letter insgesamt sehr ähnlich zum deutschen Anschreiben ist, unterscheidet sich der CV in Aufbau und Struktur deutlich vom deutschen Lebenslauf. Viele wichtige Tipps hierzu lassen sich im Internet finden. Darüber hinaus ist auch das Career Center der Universität Bremen eine gute Anlaufstelle bei Fragen rund um das Thema Bewerbungen. Beispielsweise kann man sich hier nützliche Anregungen für seine Auslandsbewerbung holen oder seine fertigen Bewerbungsunterlagen auf Grammatik und Rechtschreibung überprüfen lassen.

Nachdem ich mich mit meinen fertigen Bewerbungsunterlagen auf mehrere Praktikumsstellen beworben hatte, hieß es zunächst einmal warten. Glücklicherweise habe ich relativ schnell eine positive Rückmeldung und eine Einladung zu einem Telefoninterview von der Rolls-Royce plc erhalten. Da das Telefongespräch insgesamt gut verlaufen ist, habe ich wenige Tage später die Zusage für meine Praktikumsstelle bekommen. Somit hatte ich bereits im Frühjahr 2016 einen Praktikumsplatz und konnte mich in der verbleibenden Zeit mit der Vorbereitung auf meinen Auslandsaufenthalt beschäftigen.

Vorbereitung
Als nächstes folgte der Einstellungsprozess bei der Rolls-Royce plc. Dieser ist prinzipiell sehr ähnlich zu jedem anderen Einstellungsprozess in Deutschland und besteht aus einer Reihe von auszufüllenden Formularen. In meinem Fall erwies sich dieses am Anfang durchaus problematisch, da ich zum damaligen Zeitpunkt keinen Wohnsitz, kein Bankkonto und keine Sozialversicherungsnummer (National Insurance number) in Großbritannien vorweisen konnte. In Absprache mit der Personalabteilung sollte ich die Dokumente so weit wie möglich ausfüllen und die fehlenden Angaben zu einem späteren Zeitpunkt übermitteln. Während ich meinen künftigen Wohnsitz in Großbritannien bereits wenige Wochen später nachreichen konnte, war dies im Falle der anderen beiden Angaben nicht möglich. Diese konnte ich erst nach Beginn meines Auslandspraktikums zusenden, da sowohl ein Bankkonto bei einer britischen Bank, als auch eine Sozialversicherungsnummer meines Wissens nur vor Ort beantragt werden kann.

Ein weiterer wichtiger Punkt, um den ich mich kümmern musste, war eine Unterkunft in Derby. Anfänglich habe ich zunächst die Internetseite der dortigen Universität genutzt. Leider war dies jedoch weniger hilfreich, so dass ich nach weiteren Internetplattformen gesucht habe. Als sehr nützlich hat sich die Internetseite SpareRoom erwiesen. Auf dieser werden WG-Zimmer in verschiedensten Städten in Großbritannien annonciert. Nachdem ich mich auf der Internetseite angemeldet hatte, konnte ich relativ einfach den Kontakt zu mehreren Vermietern aufnehmen. Letztendlich konnte ich über die Internetseite einen Platz in einer WG mit drei weiteren Mitbewohnern und in Fußnähe zum Werkgelände finden.

Darüber hinaus habe ich mich im Sommer 2016 für das ERASMUS-Programm an der Universität Bremen beworben. Dies stellte Dank der guten Unterstützung und Hilfsbereitschaft vom International Office kein Problem dar. Allerdings sollte auch hierfür ausreichend Zeit für das Ausfüllen und Beschaffen der benötigten Dokumente eingeplant werden.

Abschließend sei noch anzumerken, dass ich das Sommersemester vor meinem Praktikum genutzt habe, um einen Englisch Sprachkurs am Fremdsprachenzentrum an der Universität Bremen zu belegen. Für mich war dies eine sehr gute Vorbereitung, die generell sehr empfehlenswert ist.

Anreise und Praktikumsbeginn
Bereits am Freitag vor meinem ersten Praktikumstag bin ich über London nach Derby gereist. Als ich endlich gegen Abend dort angekommen war, wurde ich bereits am Bahnhof von meinem Vermieter in Empfang genommen. Dieser hat mich dann zu meiner neuen Unterkunft gefahren und daran anschließend erfolgte die Schlüsselübergabe für mein WG-Zimmer. Darüber hinaus habe ich meine Mitbewohner kennengelernt, von denen einer ebenfalls Praktikant bei der Rolls-Royce plc war. Ich habe mich von Anfang an sehr gut mit meinen Mitbewohnern verstanden und auch später viel mit diesen unternommen. Grundsätzlich kann ich besonders bei Auslandsaufenthalten das WG-Leben nur wärmstens empfehlen.

Die Stadt Derby selbst hat rund 250.000 Einwohner und liegt in der Grafschaft Derbyshire in den East Midlands von England. Wie fast alle englischen Städte besitzt auch Derby einen eigenen Fussballverein – Derby County Football Club – der zur Zeit meines Aufenthalts in der zweithöchsten englischen Liga gespielt hat. Die nächst größere Stadt in der Umgebung ist Nottingham und in etwa 30 Minuten mit dem Auto, Bahn oder Bus erreichbar. Allgemein ist Derby sehr gut ans Schienennetz angebunden und somit ein idealer Ausgangspunkt für Städtereisen und Ausflüge innerhalb Großbritanniens. Darüber hinaus liegt Derby nicht weit vom Peak District National Park entfernt. Dieser war der erste Nationalpark in Großbritannien und beeindruckt vor allem durch seine atemberaubende Landschaft.

An dem darauf folgenden Montag war mein erster Praktikumstag bei der Rolls-Royce plc. Nach einer freundlichen Begrüßung durch den Abteilungsleiter und meinem Betreuer wurde ich den anderen Mitarbeitern im Büro vorgestellt. Hierbei wurde ich gleich von Beginn an sehr freundlich von den Kollegen im Büro aufgenommen. Im Anschluss wurde mir mein Arbeitsplatz gezeigt und zusammen mit meinem Betreuer wurde mein Tätigkeitsfeld für die nächsten Wochen abgesprochen.

Darüber hinaus habe ich die ersten Wochen genutzt, um ein Bankkonto bei einer britischen Bank zu eröffnen und meine Sozialversicherungsnummer zu beantragen. Beides war ohne größere Schwierigkeiten möglich. Während man für ein Bankkonto einfach einen Termin bei einer Bank seiner Wahl vereinbaren muss, ist es für die Sozialversicherungsnummer zunächst nötig, sich telefonisch zu registrieren. Die Warteschlangen am Telefon können recht lange dauern, hier sollte man sehr geduldig sein und es gegebenenfalls mehrmals probieren. Nach der telefonischen Erfassung der persönlichen Daten bekommt man einen Termin in dem nächst gelegenen Jobcenter, wobei dieses nicht zwingend in der eigenen Stadt sein muss. Nach Überprüfung aller Angaben im Jobcenter, wird einem zu guter Letzt die Sozialversicherungsnummer per Post zugesendet.

Freizeit
Neben meinem Praktikum habe ich natürlich versucht, meine Freizeit in Großbritannien bestmöglich zu nutzen. Für mich war es dabei besonders spannend, neue Menschen aus anderen Kulturkreisen kennenzulernen. Von großem Vorteil war es dabei für mich, in einer WG zu wohnen, da ich so von Beginn an Kontakt zu anderen Menschen in meinem Alter hatte. Neben dem normalen WG-Alltag haben wir regelmäßig die Wochenenden genutzt, um etwas in Derby oder in der Umgebung zu unternehmen.

Außerdem ist es empfehlenswert, sich nach sozialen Gruppen im Unternehmen, wie z.B. Sportgruppen, Praktikanten-Stammtischen oder ähnlichem zu erkundigen. Besonders bei größeren Unternehmen werden einige Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung angeboten. Auch bei der Rolls-Royce plc sind viele dieser Gruppen vorhan den.

Darüber hinaus ist ein Auslandsaufenthalt eine ideale Gelegenheit, um weitere Städte im Land zu erkunden. Egal, ob alleine oder zusammen mit Anderen, macht es super viel Spaß, neue Städte zu entdecken. Sowohl das Schienen- als auch das Busnetz ist in Großbritannien sehr gut ausgebaut, so dass man schnell und günstig reisen kann. Als Unterkunft ist die YHA (Youth Hostels Association) eine gute Anlaufadresse. Ich war unter anderem in London, Liverpool und York – allesamt sehr zu empfehlen.

Resümee
Zusammenfassend war das Auslandspraktikum bei der Rolls-Royce plc für mich eine sehr gute Erfahrung, die mich persönlich und fachlich deutlich weitergebracht hat. Meine Erwartung an meinen Auslandsaufenthalt wurden mehr als erfüllt, so dass ich einen Auslandsaufenthalt während des Studiums ausschließlich weiterempfehlen kann. Der relativ große Aufwand gerade am Anfang des Bewerbungsprozesses zahlt sich definitiv aus.

Mein Dank gilt der Rolls-Royce plc für die Möglichkeit eines Praktkiums und im besonderen Maße der Abteilung „Material & Process Modelling” für die gute Zusammenarbeit. Zusätzlich möchte ich mich beim International Office der Universität Bremen und dem ERASMUS-Programm für die finanzielle Unterstützung des Auslandsaufenthalts recht herzlich bedanken.