Das GW2 – Hommage an ein Mysterium

Wenn es irgendwo Irrlichter gibt, dann wohl hier – man munkelt, dass selbst Studierende fortgeschrittenen Semesters sich hier noch regelmäßig auf der Suche nach dem richtigen Raum verlaufen. Natürlich ist die Rede vom Hogwarts der Uni Bremen, bei dem sich die Treppen zu verschieben scheinen, nur um bereits zu spät kommende, abgehetzte Studis in die Verzweiflung zu treiben: dem GW2.

Ein solch geheimnisumwobenes Gebäude hat natürlich seinen eigenen Artikel verdient. Für alle, die das GW2 lieben und für alle, die es fürchten.

 

Zentral auf dem Campus gelegen ist es sowohl vom Boulevard als auch hinter

Einer der Eingänge zum GW2, von der Glashalle aus

der Glashalle über einen kleinen Innenhof zu erreichen und stellt eines der bekanntesten Gebäude auf dem Campus dar. Kein Wunder, denn im Grunde bietet das GW2 für jeden Wunsch ein geeignetes Plätzchen – neben der Cafeteria und natürlich zahlreichen Veranstaltungsräumen und Büros wäre da zum Beispiel das geräumige Sitzareal im Erdgeschoss, welches in eine kleine Vertiefung im Boden mittig unter der großen Zwischenebene eingelassen ist und mit gepolsterten Bänken und Tischen zum Entspannen oder Lernen einlädt. Wem es hier zu geschäftig ist, kann sich natürlich auch in den (zuvor gebuchten) Lernraum zurückziehen. Gut ausgestattet befinden sich hier technisch rundumversorgte Lerninseln für Gruppenprojekte. Wer einen Platz sucht, um in Ruhe alleine zu arbeiten oder an Online-Meetings teilzunehmen, findet im GW2 auch immer einen freien Seminarraum, der dafür genutzt werden kann.

 

Einen Haken hat das Ganze jedoch, denn was für Theseus das Labyrinth war, ist für die Mitglieder der Uni Bremen das GW2. Die Aufteilung der zahllosen Räume ist unübersichtlich, verschachtelte Flure führen hilflos Suchende im Kreis, die Gestaltung der Zwischenebene hat verdächtige Ähnlichkeit mit einer

Vor allem während der jährlichen Praxisbörse herrscht im GW2 reges Treiben

Penrose-Treppe und nicht selten kommt es vor, dass ein Seminar etwas später anfängt, weil selbst der/die Dozierende sich erstmal auf eine kleine Erkundungstour begeben muss, um den richtigen Veranstaltungsraum zu finden.

 

Dabei war das GW2 nicht immer derart verschachtelt, sogar ganz im Gegenteil – als die Uni Bremen 1973 das GW2 einweihte, sah es hier noch etwas anders aus: Der Grundsatz der flachen Hierarchien wurde sehr wörtlich genommen und auf der ersten Ebene des Gebäudes entstand das mit 3150m² größte Großraumbüro aller Hochschulen in ganz Deutschland. Nicht nur Lehrveranstaltungen und Plätze zum eigenständigen Lernen wurden hier geschaffen, auch fanden sich hier Arbeitsplätze von Verwaltungspersonal und Dozierenden und (natürlich, was auch sonst) eine Kreissäge sowie mehrere Nähmaschinen. Wer sich gerne ein paar Bilder aus dieser Zeit ansehen und mehr darüber lesen möchte kann das hier tun.

Dass dieses gewagte Unterfangen, welches als ein Bestandteil des progressiven Reformuni-Modells startete, nicht lange von Erfolg gekrönt war, ist aus heutiger Sicht wohl eher weniger überraschend; die flexiblen Stellwände konnten der Geräuschkulisse nicht Herr werden, im Winter gelang es der Klimaanlage nicht, die Ebene erfolgreich zu heizen und Viren hatten hier ihr persönliches Paradies gefunden, was zu regelmäßigen Krankheitswellen führte.

So kam es schließlich, dass das Experiment abgebrochen wurde und das GW2 verwandelte sich in den Irrgarten, den wir heute kennen.

 

Für die meisten Studis führt letztlich kein Weg daran vorbei, sich früher oder später mit dem GW2 auseinanderzusetzen, und wenn es nur für einen Kaffee und ein Brötchen in der Cafeteria ist. Doch allen neuen Erstsemestern, die nun nervös Lagepläne ergoogeln, um sich die direkte Route zu ihren Seminarräumen einzuprägen, lässt sich sagen: selbst, wenn es uns gelegentlich in den Wahnsinn treibt und ein manchmal beunruhigendes Eigenleben zu besitzen scheint, hat man diesen Klassiker des Campus und seinen irritierenden Charme schnell ins Herz geschlossen. Stresst euch also nicht allzu sehr, wenn ihr kurzzeitig in seinen Gängen verloren geht.

Zu guter Letzt bleibt schließlich die bekannte, alte Uniweisheit:

Wer sich nicht mindestens einmal im GW2 verlaufen hat, der hat nicht richtig studiert. Und hat man sich dieses Motto erst einmal richtig eingeprägt, macht die nächste Raumsuche fast schon ein bisschen Spaß.

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