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Hundehaltung während des Studiums

„Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos.“

So sagten es sowohl Heinz Rühmann als auch Loriot in jeweils leicht abgewandelter Form und trafen dabei vielleicht nicht aus jedermanns Sicht ins Schwarze, wohl aber aus Sicht eines jeden Menschen, der schon einmal die Ehre hatte, sich mit einem Hund anzufreunden. Eine so bedingungslose Liebe ist schlicht enzigartig und lässt die wenigsten wieder los. Und so entsteht bei vielen der Wunsch nach einem eigenen Hund, auch unter Studierenden.

Hummel habe ich zwischen Abi und Uni angeschafft. Sie begleitet mein Studium bald seit zwei Jahren.

Einige sind vielleicht mit einem Hund im Elternhaus aufgewachsen und vermissen nach dem Verlassen des Nestes das Zusammenleben. Andere, wie ich, erfüllen sich beim Eintritt in das Erwachsenenleben mit einem eigenen Hund einen lange gehegten Lebenstraum.

Bei Außenstehenden stößt der/die (angehende) Student*in jedoch schnell auf Unverständnis, wenn man verkündet, man wolle sich einen Hund anschaffen. „Warte doch, bis du deinen Abschluss hast und mit beiden Beinen im Leben stehst“, „Das lenkt dich nur vom Lernen ab“, „Willst du dich wirklich für so viele Jahre verpflichten?“.

Aus diesem Grund werden wir heute einen genaueren Blick darauf werfen, wie ein Studileben mit Hund aussehen kann, welche Vor- und Nachteile damit einhergehen und für wen sich ein Hund während des Studiums eignet.

  1. Lassen sich Studium und Hund zeitlich vereinbaren? 

Hunde sind ein großartiger Ausgleich zur Uni. Alleine ihre Anwesenheit mindert aus meiner Erfahrung erheblich den Stress und die Belastungen des Studiums. Sie trösten mühelos über enttäuschende Klausurergebnisse hinweg, zwingen ihre Menschen auch in der Prüfungsphase zu einer Pausen an der frischen Luft und tragen erwiesenermaßen sowohl zur physischen als auch mentalen Gesundheit des Menschen bei.

Welpen und Junghunde nehmen besonders viel Zeit in Anspruch

Aber: Ein Hund bedeutet auch zusätzliche Arbeit. Je nach Rasse und Gemüt des Hundes kann die Zeit, die er täglich fordert, zwar variieren, doch ein gewisses Maß an Beschäftigung benötigt jeder Hund. Angefangen bei mindestens zwei täglichen Spaziergängen, die besonders bei jungen und vitalen Hunden nicht zu kurz ausfallen sollten, über tägliches Training, Spielen, Pflegen und Füttern. Da kommen die Stunden schnell zusammen und müssen mit dem Studium und möglichen Nebenjobs vereinbart werden.

Positiv ist in diesem Kontext jedoch herauszuheben: Das Studium ist durch seinen verhältnismäßig (im Vergleich zu den meisten Berufen) flexiblen Aufbau geradezu für die Hundehaltung geschaffen. Besonders für diejenigen, die sich für einen Welpen, entscheiden, bieten sich die langen vorlesungsfreien Zeiten regelrecht an, um den Hund in Ruhe einzugewöhnen, eine Bindung aufzubauen, Stubenreinheit und das Alleinebleiben zu üben. Natürlich kann es vorkommen, dass vor allem die letzten beiden Punkte etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen, als geplant. In diesem Fall ist das Studium insofern praktisch, dass in der Regel viel Arbeit von Zuhause aus erledigt werden kann. Für den Notfall solltet ihr trotzdem mindestens eine Vertrauensperson in petto haben, die gegebenenfalls als Hundesitter einspringen kann.

 

  1. Welche Kosten kommen auf mich zu?

Hundehaltung ist nicht billig. Dass erstmal die Anschaffung selbst Geld kostet, ist klar. Besonders wenn es ein Rassehund von einem (seriösen!) Züchter sein soll, bewegt sich alleine der Kaufpreis je nach Rasse zwischen 1200-2200€. Hinzu kommen natürlich weitere Ausstattungskosten wie Spielzeug, Hundebett, Leinen und viel mehr. Dies ist den meisten durchaus bewusst. Die laufenden Kosten werden dagegen häufig unterschätzt. Dazu gehören unter anderem das Futter, die Hundesteuer, eine Haftpflichtversicherung und Zubehör, dass regelmäßig ersetzt werden muss. Dazu kommen Kurse bei einer Hundeschule, die zwar nicht obligatorisch, jedoch gerade für Ersthunde- und Welpenbesitzer zu empfehlen sind. Zudem sollten besonders die Tierarztkosten nicht unterschätzt werden; selbst durch „Kleinigkeiten“, wie eine Ohrenentzündung hier oder eine verletzte Kralle da, können diese schnell in schwindelerregende Höhen steigen, weshalb eine Krankenversicherung oder zumindest eine OP-Versicherung ratsam sein kann. Doch auch diese sorgen für monatlich anfallende Kosten. Ebenso kann es bei aller Sorgfalt passieren, dass es in der Erziehung zu Problemen kommt; häufig muss dann der Rat von Hundetrainer*innen her, doch Einzelstunden sind alles andere als billig. Auch das Futter kann schnell teurer werden, als zu Beginn vermutet. Nicht wenige Hunde entwickeln Allergien oder haben krankheitsbedingt spezielle Anforderungen an die Ernährung, sodass auch hier höhere Kosten auf euch zukommen können. Gerade für Studierende, die häufig ohnehin schon finanzielle Schwierigkeiten haben, kann das zum Problem werden. Stellt also vor der Anschaffung sicher, dass ihr die Kosten tragen könnt und auch gegen Notfälle wie Krankheiten gewappnet seid!

 

  1. Wohnen mit Hund

Die Wohnungsnot ist groß, die Preise steigen unerbittlich und vor allem in zentraler Lage gestaltet sich die Suche nach einer Wohnung für viele Studierende schwierig. Umso komplizierter wird es, wenn ein Hund hinzu kommt. Auch, wenn Vermieter die Hundehaltung nicht pauschal verbieten dürfen — in Einzelfällen kann gegen den Hund entschieden werden. Und selbst, wenn der Vermieter im Unrecht ist — wer möchte schon mit seinem Vermieter im Streit leben? Es muss also eine Wohnung gefunden werden, in der Hunde erlaubt sind und je nach Platzbedarf des Hundes muss diese auch entsprechend groß sein. Die Annahme „je größer der Hund, desto größer die Wohnung“ stimmt so allgemein zwar nicht, einen großen und/oder aktiven Hund in einer Einzimmerwohnung zu halten, ist allerdings keine gute Idee. Ein Hund sollte also nur dann angeschafft werden, wenn deine aktuelle Wohnsituation dies zulässt und du dich damit arrangieren kannst, dass die Wohnungssuche in der Zukunft noch etwas mehr Zeit und Mühe in Anspruch nehmen könnte, als bisher.

Ein ganz besonderer Fall tritt ein, wenn du in einer WG wohnst. Auch, wenn es zunächst unrealistisch scheint — Hundehaltung in WGs ist möglich! Sie muss allerdings sorgfältig geplant und abgesprochen sein. Zunächst einmal muss natürlich jedes Mitglied mit dem tierischen Mitbewohner einverstanden sein, mehr noch, alle Beteiligten sollten diesen Zuwachs begrüßen. Ansonsten kann es schnell zu Konflikten kommen, wenn das Zusammenleben doch nicht so reibungslos läuft, wie zunächst erwartet. Darüber hinaus müssen viele weitere Fragen geklärt werden: Teilen sich alle Bewohner die Aufgaben in der Hundehaltung auf oder gibt es eine einzelne verantwortliche Person, der der Hund gehört? Unbedingt sollte geklärt sein, wer letztlich der/die offizielle Halter*in des Hundes ist, ihn nach der Auflösung der WG behält und anfallende Kosten übernimmt.

 

  1. Hund in der Uni?

Viele Studierende haben vor der Anschaffung die Hoffnung, dass ihr Hund sie gelegentlich zu den Vorlesungen begleiten könne. Während dies zwar an manchen Unis möglich ist, sieht die Hausordnung der Bremer Uni vor, dass Hunde zwar auf dem Gelände der Universität grundsätzlich erlaubt sind, jedoch nicht in den Gebäuden und damit auch nicht in den Hörsälen. Darüber hinaus ist auch nicht jeder Hund dafür gemacht, stundenlang in einem Raum voller fremder Menschen ruhig unter dem Tisch zu liegen und manche sind entspannter und glücklicher, wenn sie in gewohnter Umgebung dösen können, bis ihr Mensch von der Vorlesung zurückkehrt.

Was jedoch an einigen Unis sehr gut funktioniert, ist eine Hundebetreuungsgruppe. Diese sind häufig auf die Weise organisiert, dass sich mehrere Hundehalter*innen zusammenschließen, einen Ort an der Uni finden, den sie nutzen können und dort schichtweise abwechselnd ihre Gruppe Hunde gegenseitig in kleinen Gruppen betreuen. Auch, wenn eine solche Gruppe an der Uni Bremen (meines Wissens) aktuell nicht existiert, kann dieses Konzept ja vielleicht auch als Inspiration für uns Hundehalter*innen der Bremer Uni genutzt werden.

 

  1. Ich kann mir aktuell keinen Hund anschaffen — was nun?

Wenn du im Verlauf des Artikels festgestellt hast, dass für dich aktuell kein eigener Hund infrage kommt, dann ist dir zunächst zu deinem Verantwortungsbewusstsein und deiner Ehrlichkeit zu dir selbst zu gratulieren; jedes Jahr werden viel zu viele Tiere wieder abgegeben, einfach, weil die Besitzer*innen den Aufwand der Haustierhaltung unterschätzt haben.

Viele Hundehalter*innen sind auf der Suche nach Gassigehern oder Hundesittern

Doch keine Sorge; es gibt glücklicherweise Möglichkeiten, auch ohne eigenen Vierbeiner Zeit mit Hunden zu verbringen. Neben dem Engagement im örtlichen Tierheim bietet sich vor allem das Dogsitting an; viele Hundebestitzer*innen suchen jemanden, der ihren Liebling betreut oder mit ihm Gassi geht, wenn sie außer Haus sind — und praktischerweise lässt sich hierbei in der Regel noch ein kleines Taschengeld dazuverdienen.

Wenn du dir temporär einen Hund bei dir zuhause vorstellen kannst, käme vielleicht auch ein Pflegehund von einer Tierschutzorganisation für dich infrage. Du bietest dem Hund hierbei ein Zuhause auf Zeit, bis er seine endgültigen Menschen gefunden hat. Dies kann wenige Wochen bis mehrere Monate dauern. Mögliche Tierarztkosten werden in der Regel von der jeweiligen Organisation für dich übernommen.

Allen, die sich dazu entscheiden, einen Hund in ihr Studileben zu lassen, kann ich nur sagen: Es lohnt sich! Es wird sicherlich anstrengend und nicht immer einfach, aber es ist möglich und gibt einem so unendlich viel zurück. Ich kann mir ein Leben ohne meine Hummel nicht mehr vorstellen!

Wie immer freue ich mich über Rückmeldungen und eure Erfahrungsberichte zu dem Thema!

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