Teilnehmende Beobachtung (Hanna)

 

Datum: 10.12.2020 Dauer: ca. 16:45 Uhr bis 17:00 Uhr Ort: Edeka Markt, Bahnhofstraße 13, Meine

Um ca. 16:45 Uhr komme ich am Edeka Markt in Meine an. Der Edeka ist ein relativ großer Laden mit einer großen Einkaufsfläche, Frischetheken, Back-Shop und einer generell großen Auswahl an Lebensmitteln. Ich gehe rein und mir fällt sofort auf, dass ziemlich viel los ist. Alle Personen die in den Laden wollen müssen sich einen Einkaufswagen nehmen, um genügend Abstand zu halten. Trotz der großen Ladenfläche drängen sich die Menschen dicht in den Gängen. Auch mit dem Einkaufswagen halten einige Leute sehr wenig Abstand und berühren sich teilweise fast. Das passt wieder anderen Leuten nicht, diese schauen dann aber meist nur etwas finsterer und gehen dann weiter. Des Weiteren fällt mir auf, dass es nach Desinfektionsmittel riecht. Eine ältere Frau geht an mir vorbei und kurz wird der Geruch nach Desinfektionsmittel von dem Geruch des Parfums der älteren Frau überboten. Es ist ein schwerer Duft. Insgesamt ist die Luft in dem Laden auch eher stickig und warm, es fühlt sich an als ob nicht ausreichend Sauerstoff vorhanden ist. Ich stehe vor dem Regal mit frischen Backwaren. Dabei fällt mir auf, dass dieses leerer ist als sonst. Zwei ältere Frauen grüßen sich kurz und wünschen sich, dass sie gesund bleiben. Die meisten Leute huschen schnell an einander vorbei, fast jeder ist mit sich selbst beschäftigt und konzentriert sich auf seinen eigenen Einkauf. Die Einhaltung des vorgegebenen Mindestabstands scheint jedoch nicht viele Leute zu interessieren. Sie versuchen ihren Einkauf einfach möglichst schnell zu erledigen und einige regen sich über die auf, die sie ihrer Meinung nach zu viel Zeit lassen. Insgesamt ist es also wie ein ganz normaler Besuch in einem Supermarkt, ohne viele Besonderheiten.

Um ca. 16:55 Uhr bin ich an der Käsetheke angelangt. Plötzlich spricht mich ein kleiner, schlanker und älterer Mann an. Ich erkenne ihn erst auf den zweiten Blick. Es ist ein ehemaliger Lehrer von mir. Ich grüße ihn zurück. Er fragt mich wie es mir geht und was ich jetzt so mache. Ich antworte ihm und erzähle, ich wohne jetzt in Bremen und studiere Kulturwissenschaft. Er lacht und erzählt, dass er aus Bremen kommt und sagt die Stadt sei eine sehr gute Wahl und ich solle unbedingt, wenn Corona es irgendwann wieder zulässt, auch dort feiern gehen. Ich frage ihn wie es in der Schule läuft, er erwidert es sei alles beim Alten. Wir wünschen uns noch eine schöne Weihnachtszeit und alles Gute, dann geht er weiter.

Um ca. 17 Uhr beende ich meine Beobachtung.

Viele Menschen kommen direkt von der Arbeit, wenn sie einkaufen gehen. Sie wollen vermutlich nur schnell etwas zum essen holen, haben Hunger und sind wahrscheinlich noch gestresst von der Arbeit. Das erklärt weshalb sie meist so schnell an mir vorbei gelaufen sind. Dadurch, dass ich sozusagen im „Feierabendverkehr“ in dem Laden war, war besonders viel los. Was auch dazu führen kann, dass die Leute noch gestresster waren und dadurch natürlich auch schlechtere Laune bekommen. Außerdem wollten einige trotz des Andrangs versuchen den vorgegebenen Abstand einzuhalten und wenn die andern sich dann nicht daran gehalten haben waren die, die es versucht haben wiederum genervt, weil sie sich natürlich auch nicht einem noch höheren Risiko aussetzten wollten angesteckt zu werden. Alles in allem entstand dadurch eine sehr unangenehme, gehetzte und gereizte Stimmung. Diese wurde, zumindest für mich, aufgebrochen als in meinen ehemaligen Lehrer getroffen habe. Es hat mich wirklich gefreut mich mit ihm zu unterhalten und ich hatte das Gefühl er hat sich auch gefreut mich zu treffen.

Um mein Feld und die Beobachtung auf einen Text aus unserem Seminar, bzw. der Vorlesung zu beziehen  kann ich mir beispielsweise den Text von Augè noch ein Mal anschauen. Bei meinem Feld, dem Supermarkt, handelt es sich um einen Nicht-Ort. Das kennzeichnet sich dadurch, dass er für die meisten Menschen lediglich als „Durchgangsraum“ benutzt wird. Er hat bestimmte Funktionen: er bietet Arbeitsplätze und die Möglichkeit allerhand an Lebensmitteln einzukaufen. Außerdem kann er  auch Vertrautes mit sich bringen, wenn wir jemanden dort treffen den wir kennen zum Beispiel. Auch die Identität der einzelnen einkaufenden Personen ist egal. Es geht lediglich darum sich seine benötigten Dinge zusammen zu suchen, sie zu bezahlen und dann weiter zu gehen.

Eine Antwort auf „Teilnehmende Beobachtung (Hanna)“

  1. Liebe Hanna.
    Die Interpretation am Ende deiner TB gefällt mir schon richtig gut. Toll, wie du Augé auch noch mit eingebracht hast! Wenn dir bei deiner nächsten Beobachtung ein Fokuspunkt – wie hier dein ehemaliger Lehrer – „begegnet“, dann darfst du ihn sehr gern noch etwas genauer beschreiben. Was für Kleidung trug er? Wie verhielt er sich? Wie war seine Mimik? Wie sah sein Gesicht überhaupt aus? Und Ähnliches.
    Liebe Grüße
    Gina

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