Hbf Bremerhaven

Teilnehmende Beobachtung,
Dauer: ca 15min
Ort: Bremerhaven Hbf
Datum 09.12.20

Als ich die Bahnhofshalle durch die Automatisch geöffnete Tür betrete fällt mir sofort auf wie zugig es hier ist. Na klar es ist Dezember es ist kalt geworden.
Ich stehe an einer Ecke der Bahnhofshalle in Bremerhaven, vieles hier ist grau und kalt, wie an den meisten Bahnhöfen in Deutschland. Die Halle ist nicht sonderlich groß, es gibt nicht viele Läden und es sind auch nicht viele Menschen unterwegs.
Ich bemerke wie sich zwei Frauen voneinander verabschieden, wahrscheinlich Mutter und Tochter. Aus dem chinesischen Restaurant an der Ecke dringen laute Geräusche: Geschepper, Zischen und Stimmengewirr.
Mir kommt ein Mann entgegen der ein Croissant isst und dabei sehr stark krümelt, ein paar von diesen Krümeln hängen sogar in seinem Bart. Seine Maske trägt er nur über ein Ohr gehängt. Sie wackelt gefährlich, aber fällt nicht hinunter.
Als ich mich dann in der Halle etwas umschaue fällt mir auf, dass drei der großen Bahnhofslampen an der Decke kaputt sind.
Die anderen sind heile, flackern aber manchmal.
Wenn ich nach rechts schaue, sehe ich dort einen Aufsteller auf dem steht: „Berliner im Angebot zwei Stück 1,29 €“.
Ein gutes Angebot.
Während ich dieses Angebot gelesen habe kam ein älterer Herr in den Bahnhof, ich beobachte ihn dabei wir zu dem Chinesischen Restaurant geht und sich dort etwas zu essen bestellt, während dessen schaut er grimmig um her.
Mir fällt auf, dass der Blick der meisten Menschen die die Bahnhofshalle betreten als aller erstes auf das große blaue Abfahrtsschild fällt.
Etwa 20 m von mir entfernt telefoniert eine Frau, in einer fremden Sprache (eventuell Russisch?)
Ihre Jacke wirkt etwas zu klein, da die Ärmel nicht bis zu ihren Händen reichen, und der Reißverschluss nicht zu zu gehen scheint…
Während dessen hat der Herr sein Essen bekommen, und verlässt eilig die Bahnhofshalle wieder.
Ich laufe ein bisschen verloren umher, durch die starken Corona Beschränkungen ist nicht viel los. Doch dann stellt sich ein Mann neben mich, er hat zwei Rucksäcke und eine Yogamatte dabei, die Yogamatte ist hübsch sie ist hell blau mit Lila Akzenten. Aus dem Restaurant kommt Dampf. Als ich Richtung Gleis 1 schaue sitzt dort ein betagter Mann eingehüllt in einige Decken und Jacken auf einer Bank und redete scheinbar mit sich selber und gestikulierte aufgeregt
Niemand scheint ihn wahrzunehmen, er wird nicht mal angeschaut, obwohl seine Stimme laut durch den Bahnhof hallt.
„Unsichere Zukunft oder Zukunft sichern?“ Dies verkündet ein Banner der Deutschen Bahn, und wirbt damit höchstwahrscheinlich für Jobs.
Als mir mein Kopfhörer runterfällt, merke ich wie sehr es hier hallt, und wie kalt der Fußboden ist, den ich mit meinem Finger streifte als ich mich bückte um meinen Kopfhörer aufzuheben.
An mir läuft ein junger Mann mit schwarzer Sporttasche vorbei.
Der Yogamattenmann hat angefangen eine Nussriegel zu essen und schaut dabei leer in der Gegend. Hinter mir ist ein kleiner Buchladen, den gerade ein älterer Herr betritt, mit den Worten „Mahlzeit“. Auf einmal klirrt der Fahrscheinautomat, jemand hat sich ein Ticket gezogen und bekommt jetzt sein Rückgeld.
Man hört aus der Ferne einen Zug nahen.
Wie auch in der Bahnhofshalle ist auch im Deutsche Bahn Reisezentrum welches ich direkt vor mir sehe nichts los.
Eine Frau mit einem dicken Daunenmantel läuft zum dritten Mal an mir vorbei. Ich frage mich wieso? Danach kommt eine ältere Frau herein und stellt sich direkt vor mich und schaut auf den Abfahrtsplan, an ihrem Rucksack hängt ein kleiner Stofftier Löwe der hin und her wackelt als sie weiter zum Gleis geht.
Während ich so durch die Halle laufe fällt mir auf wie dreckig die Fenster sind, das Licht wird gebrochen durch einzelne sehr dunkle Flecken.
Man hört ein leises Klicken, ein Jugendlicher schiebt sein Fahrrad vorbei, er hält es lediglich am Sattel fest.
Der Yogamatten-Mann begibt sich jetzt zu seinem Gleis.
Während ich abgelenkt war von dieser grandiosen Art sein Fahrrad zu schieben, hat jetzt auch der erste Besucher das Reisezentrum betreten, ich sehe wie er sich am Kopf kratzt und etwas verzweifelt wirkt. Doch die Dame in dem Zentrum wendet sich ihm zu und scheint ihm helfen zu wollen.
Neben dem Dampfen des Restaurants kommt nun auch der Geruch nach chinesischem Essen hinzu. Allerdings mischt sich dazu ein penetranter Parfum Geruch, als zwei Männer sehr dicht an mir vorbeilaufen.
Direkt hinter ihnen läuft ein Mädchen ich würde sie so auf 13/14 schätzen, sie trägt eine flauschige schwarze Teddyjacke und wirkt durch ihren Sneaker mit dicker Sohle viel größer als sie eigentlich ist.
Jetzt scheint ein Zug angekommen zu sein, einer nach dem anderen kommen Menschen von den Gleisen nach unten in die Halle.
Ihnen voran Ein junger Mann mit strahlend weißer Jacke, seine Kopfhörer die er im Ohr hat sind ebenso weiß, er schaut sich suchend um.
Dies scheint ein Mann der ihm ähnlich sieht zu merken und kommt auf ihn zu, sie umarmen sich. Vermutlich sein Vater denke ich…
Ich mache mich jetzt auf dem Weg zu Gleis 2 wo mein Zug nach Bremen gleich abfährt.
Auf dem Weg dorthin sehe ich einen Jungen am Automaten stehen und sich einen Schokoriegel kaufen.
Am Gleis angekommen treffe ich den Jungen mit seinem Fahrrad wieder, welches er so cool geschoben hat.
Hier oben zieht es noch mehr als unten in der Halle, kein Wunder.
Am gegenüberliegenden Gleis steht bereits ein Zug, aus dem allmählich die letzten Gäste aussteigen, ich sehe einen Mann mit einem neongelben Klapprad aussteigen, dieser klappte es umständlich auf nur um es danach die Treppe runter zu tragen ,es folgt eine Durchsage über die zu erreichenden Anschlusszüge für die Passagiere.
Auch hier oben am Gleis ist es nicht sonderlich voll, doch mir fällt erst hier oben auf wie neblig es draußen ist man sieht kaum das Ende des Bahnsteigs.
Außerdem fällt mir auf, dass alle Menschen hier oben am Gleis nicht fröhlich gucken, auch nicht böse, aber eben auch nicht sonderlich glücklich.
Während ich noch fasziniert war von den roten Socken des Mädchens neben mir ertönt die Durchsage, dass mein Zug jetzt kommt.

 

Mietje

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Eine Antwort auf „Hbf Bremerhaven“

  1. Moin liebe Mietje.
    Deine TB ist schon sehr umfassend und detailliert. Ich finde es toll, wie du teilweise die Kleidung und andere Einzelheiten beschreibst. Schön auch, dass du erst beschreibst, dass sich zwei Personen begegnen, die sich ähnlich sehen und du dann anmerkst, dass sie Vater und Sohn oder Mutter und Tochter etc. sein könnten. Gern kannst du hierbei auch noch mehr argumentieren, weshalb du das so interpretierst.
    Wenn du zu Beginn schreibst, dass es nicht viele Läden gibt etc., dann kannst du auch gern eine Zahl schreiben und/oder aufzählen, welche Läden es gibt. Dass es „nicht viele“ sind, ist ja schon fast eine Interpretation von dir 😉
    Liebe Grüße
    Gina

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