Freewriting Hören

Hallo,

Wir mussten mal in der Vorlesung 5 Minuten darüber schreiben was wir Hören.

Ich höre das unregelmäßige Ticken meines Weckers von Quartz. Ich höre die Reifen der Pkws, die sich durch Wasser wälzen. Ich höre mein Atmen, meine Berührungen mit meiner Haut. Ich höre wie jemand sich die Nase putz in unserer Küche. Ich höre einen Vogel zwitchern

Ekzerpt

(Prüfungsleistung Jan Golczewski)

Hallo es folgt ein Ekzerpt des Textes  Silverman, Kaja: Dem Blickregime begegnen. In: Kravagna, Christian: Privileg Blick. Kritik der visuellen Kultur. Berlin: ID Verlag, 1997, S. 41 – 64.

Silverman setzt sich in ihrem Text kritisch mit der visuellen Darstellung des Menschen als Subjekts innerhalb des Standbildes ( der Fotografie) auseinander. Dabei differenziert sie die Herkunft der verschieden Handlungsformen die ein Mensch beim Posieren für ein Foto einnimmt. Für sie stellen wir uns größtenteils unbewusst vor der Kamera dar und bedienen kulturelle Ideale. Auch sind wir immer in dem Rahmen des Bildes gefangen. Ihre Aussagen verfestigt sie mit Interpretationen über Fotos aus der Fotoreihe „Untilted Film Stills “ der Künstlerin Cindy Sherman. In ausgewählten schwarz -weiß Fotos sind Frauen zu sehen die vor dem Blickregime posieren.

Der erste Absatz (S.41-45) des Textausschnitts handelt darüber, wie sich der Mensch durch Bilder wahrnimmt, wie er sich spiegelt. „Schon seit Anfägen der Höhlenmalerei sehen wir durch Bilder und werden durch Bilder gesehen“ (Silverman.K S.42). Diese Bilder werden heutzutage durch drei Technologien reproduziert. Nämlich Standfotografie, Film und Video. Der größte Spiegel ist und bleibt die Standfotografie. Anschließend nimmt sie Bezug auf das Werk „die Vier Grundbegriffe der Psychologie“ von Lacan. Für Lacan nutzt der Mensch Bilder nicht dazu um sich die Welt bildlich zu erweitern. Nach ihm verstellen Fotos die Realität und die Menschen versuchen in den Bildern zu leben. Somit erscheint die Welt bildartig. Silverman vergleicht Lacans Aussagen mit den Texten von Flusser. Flusser vertritt auch die Meinung, dass wir die Welt durch Bilder sehen. Wir nehmen Landschaften durch einen imaginären Sucher war, der das Sichtbare für uns organisiert. Wir sehen nicht nur durch eine imaginäre Linse, sondern werden auch ständig durch eine wahrgenommen, weswegen wir oft in ein Schauspiel verfallen. Das genannte Zitat von Susan Sonntag „Wir lernen uns selbst durch die Kamera zu sehen; sich für attraktiv zu halten heißt nichts anderes, als zu glauben, dass man auf einem Foto gut aussehen würde“ (Sontag.S) untermauert dies. Silvermann argumentiert weiter mit Kernaussagen von Roland Barthes. Nach Barthes ist ein Foto nicht nur ikonisch, sonder auch indexikalisch mit dem Körper eines Menschen verbunden. Damit ist gemeint das ein Foto einen zeitlichen und räumlichen Bezug zum Körper des Menschen hat. Somit wird die eigene Körperwahrnehmung entfremdet. Nach Metz wird durch ein Foto der Mensch schlagartig objektiviert. Dieses Objekt richtet sich aber nicht an uns selber, wie bei einem Spiegelbild, sondern an ein außenstehendes Publikum (dem Blickregime). Den Mensch entrinnt dem Leben und wird ins Bilderreich verbannt. Die Kamera ist für Barthes ein treffende Metapher des Blickregimes, weil das Blickregime nach Lacan durch Bewegungslosigkeit und Tod gekennzeichnet ist. Es fängt die Bewegung ein und tötet Leben. Das Objekt wird im Moment wo es inne hält mumifiziert. Das Foto verhilft uns am meisten ein stabiles und dauerhaftes Bild von uns Selbst zu erlangen. Anders als der Film verknüpft die Fotografie das Bild mit dem Objekt und nicht mit einem angehefteten Bild. Obwohl mit dem Foto eine gewisse Phantasie der Unsterblichkeit und Weiterlebens mit beschwingt, werden wir in Fotos nicht originell wahrgenommen. Wir leben ein entfremdetes Leben im Bilderreich, weil unser Abbild nach Kategorien wahrgenommen wird.

Im nächsten Absatz (S.45-46) beschreibt Silvermann wie sich unsere Umgebung, unsere Welt der Fotografie unterwirft. Nach Flusser, verdanken neben Subjekten, auch Ereignisse ihre Wirklichkeit der Fotografie. Ereignisse wie ein schöner Sonnenuntergang schreien nach der Aufmerksamkeit einer Kamera. Die Welt hat sich in ein „Photographiegesicht“ verwandelt. Die Welt bestrebt im räumlichen Kontinuum aufzugehen. Silvermann argumentiert mit den Argumenten des Künstlers Robert Smithson. Dieser beschreibt wie sich die Landschaft die er in einem Foto abbilden möchte, schon bevor er die Kamera ansetzt  die Kohärenz einer Abbildung einnehmen. Die Sonne ist das Blitzlicht der Kamera. Sie verwandelt die Brücke in eine gestochen scharfe überbelichtete Projektion. Man läuft auf einer dreidimensionalen Fotografie. Wie wir die Welt sehen, ist unser alltäglicher Umgang mit dem Blickregime. Das Subjekt verfällt vor dem Blickregime schon im voraus in eine Gestallt in eine „vor-fotografischen Fotografie“.

Im dritten Absatz (S.46-47) widmet sich Silvermann dem von Lacan erforschten Phänomen des „Mimikry“. Dieses Phänomen besagt, dass sich die Natur auf natürliche Weise einem Bild anpasst. Das Krustentier Caprella passt sich wie ein Chamäleon  an seine Umgebung an. Es möchte sich nicht schützen, sondern ein Teil des Bildes werden. Das Subjekt hingegen wartet nicht passiv und unbewusst darauf sich dem Bild anzupassen. Es möchte sich dem Blickregime in einer gewissensweise präsentieren. Es nimmt die Gestalt einer ersehnten Repräsentation  an, oder es zeigt sich in einer Form, die auf weniger glückliche Umstände deutet. In diesem Akt des „Mimikry“ schwebt dem Subjekt eine imaginäre Fotografie vor. Das Subjekt verfällt in eine Pose

Im nächsten Absatz (S.47-48) definiert Silvermann den Begriff der Pose. Die Pose imitiert nicht nur ein vorliegendes Bild bzw. eine visuelle Figur, sie imitiert vor allem die Fotografie als solche. Nimmt man eine Pose ein erstarrt man. Die Pose  wirkt leblos, doch sie verleiht dem Bild körperliche Realität. Anders als beim Mimikry wo ein vorschwebende Fotografie notwendig ist, kann die Pose allein das Bild erzeugen. „Ihre Kraft der Repräsentation ist so gewaltig, dass sie nach außen abstrahlt“. Die Pose verwandelt den Raum der den Körper umgibt, in eine imaginäre Fotografie. Die Pose ist in einem Rahmen, dessen Ort wir nicht kennen dargestellt. Die Pose kann die Funktion einer„Mine-en-scene“ annehmen. Damit ist gemeint, dass der Raum durch das posieren in einen Ort verwandelt wird. Das Posieren beinhaltet neben der Statue auch die getragene Kleidung. Ein weitere Bedeutung der Pose ist die Beleuchtung. Licht und Schatten, werden in einem Bild bestimmte Bedeutungen zugewiesen. Sie unterstreichen Körperteile und Gegenstände.

Silvermann erläutert  im fünften Absatz (S.48-50) die Intentionen des posieren. Der Handlungsraum der Pose ist sehr eingeschränkt. Die Gestallt einer bestimmten Fotografie kann bestenfalls versuchen ,ein Minimum an Kontrolle über einen unvermeidlichen Vorgang zu bewahren. Das Subjekt handelt auf geheißen  des Blickregimes. Es hat auch keine große Auswahl ein bewusste Form einzunehmen, weil die Pose  sich aus dem Kulturellen Bildrepertoire speist. Die Form muss symbolisch abgesegnet sein. Problematisch wird es, wenn in der Pose nichts anderes als  der Wunsch zu Ausdruck kommt, einem kulturellen Ideal zu entsprechen und man dieses Ideal auch nicht hinterfragt.

Im letzten Abschnitt (S.50-64) bezieht sich Silvermann auf letztere genannte Problematik. Sie argumentiert anhand Fotos aus der Serie „Untilted Film Stills“,  der Künstlerin Cindy Sherman. Die Bilder zeigen, „was es heißt, sich dem Blickregime oder der Kamera in Gestallt eines gewünschten Fotos darzubieten“(Silvermann.K). Das Standbild soll das Wesen, was die Fotografie ausmacht darstellen. In Sherman Fotos bezieht sich die Welt auf die Fotografie und nicht umgekehrt.  Der Referent gibt sich in dem Foto durch die Pose zu erkennen und die Kamera dokumentiert diese nicht einfach, weil die Pose ist schon alleine eine lebende Bildfläche. In den ausgewählten schwarz-weiß Fotos auf die sich Silvermann bezieht, ist die Künstlerin selbst  abgebildet. Sie posiert immer vor einem Hintergrund, der die Bildbedeutung weiter einordnet. In der Pose selber, wird ihr Wunsch verfolgt sich in einer schmeichelhaften Weise dem Blickregime zu präsentieren. Deswegen verfällt sie in extreme Stereotypen der Frau. Der genannte Wunsch wird nicht zu 100 Prozent von der Kamera umgesetzt, weil das Foto immer einer störende, aus dem Kontext fallende Kleinigkeit am Körper, oder im Hintergrund  beinhaltet. Auf dem ersten von drei „Still“Bildern wirft die Frau einen sich selbst hinterfragenden Blick, über ihre rechte Schulter in Richtung eines Spiegels zu. Die Kamera betrachtet ihr Gesicht von einem anderen Standpunkt als der Spiegel. Wir sehen, wie sie sich selber gerne sieht. Das was wir sehen und sie nicht, ist ihr Körper der von der Seite abgebildet ist. Dieser Körper ist das störende Element im Foto. Ihre Körpersprache wirkt unsicher. Sie verdeckt auch ihren Körper mit einem Badetuch. Die Frau möchte nach vorgefertigten Mustern wahrgenommen werden. Im zweiten Foto auf das sich Silvermann bezieht, posiert die Frau in Schürze  vor einem Spülbecken. Sie stütz sich mit ihren Händen auf das Spülbecken, so dass ihre linke Schulter über ihrem Kinn steht. Durch ihre Pose und auch ihr ärmelloses Top wird die Form ihrer Brüste betont. Ihr Kopf dreht sich über die linke Schulter und sie hat einen begehrenden Gesichtsausdruck. Der Blick richtet sich an eine vermutlich männliche Person, die wir nicht sehen. Sie möchte als „Vamp“ abgebildet werden, als eine kalte verführerische Frau.  Doch in diesem Bild brechen die  Spülmittel, die vor ihr stehen und ihre Schürze den Rahmen. Sie stellt das Gegenteil einer „Vamp“ dar, nämlich die stereotypisierte „Hausfrau“. Es sind kleine Dinge in den Fotos, die in uns bestimmte Bedeutungen hervorrufen. Das Foto ist an sich unschuldig. Wir sind es, die ein gewissen Frauenbild in ein Foto projizieren. Der Bildschirm ist nicht nur der Körper, sondern auch wir. Auch wenn wir uns Stereotypen bewusst sind und unser Blick nicht der gleiche ist wie der des Blickregimes, sind wir trotzdem mitverantwortlich für die Art, wie das Blickregime die Welt fotografiert. Die Darstellungsparameter werden in Kulturen ständig reproduzieret und nur selten verändert. Die Darstellungsparameter die so präsent sind, dass sie uns aufgedrängt werden, nennt Silvermann „Vor-geschehene“. Wenn das initialisieren an Vor-gesehenen überhand nimmt, so dass wir direkt schwarze Haut, weibliche Körperformen, oder einfache Kleidung automatisch eine Bedeutung in unserem Kopf zuweisen, sind wir in unseren Handlungen sehr eingeschränkt. Unser Auge kann auch die Welt in anderen Kategorien wahrnehmen, doch dies geschieht meistens erst beim zweiten Blick. Es besteht aber Hoffnung. Das Wahrnehmen lässt sich ändern wenn sich die meiste Anzahl an Blicken ändert. Darstellungen die noch unbeleuchtet sind, tauschen den Platz mit den zurzeit verbreiteten normativen Darstellungen. Das bewusste Beobachten von Bildern, wie jetzt bei der Fotoreihe hat wichtige Konsequenzen für unser Unterbewusstsein. Durch den veränderten Blickwinkel identifizieren  wir uns mit den Frauen aus der Fotoreihe,  deren narzisstische Ambitionen  in den Fotos dargelegt werden. Wir identifizieren uns in den Fotos mit dem offenbarten, verfehlten  streben nach Idealen. Diese Annahme heißt nicht, dass sich unser veränderter Blickwinkel auf Mängel und Schwächen richtet, sondern sich auf eine andere  Art der Lust fokussiert. Die Lust ideale hinters Licht zu führen. Wir sollen „genügend gut“ sein und nicht idealen nachstreben, denn Ideal kann niemand sein. Die Frau vor dem Spülbecken ist trotz ihrer Ungebung sexy. Sie ist genügend gut. Ihre Selbstinzinierung löst bei uns Bewunderung aus. Die ganze Fotoreihe ist ein Protest gegen die kommerzielle Fotografie, weil sie nich das Ideal, sondern die Vorstellung des Ideals abbildet. Man kann nicht nur ein ein „genügend gutes“ Ideal für ein Foto übernehmen um einen Prozess voranzutreiben. Man muss als „genügen gutes“ Ideal anerkannt werden.

Literaturliste Thema Riechen

(Prüfungsleistung Jan Golczewski)

Literaturliste

  • Keller, A. (2019). Entdecke das Riechen wieder: Warum es sich lohnt, die Welt mit der Nase wahrzunehmen. Berlin. Springer.
  • McLean, K. (2017). Smellmap: Amsterdam—Olfactory Art and Smell Visualization. Leonardo 50(1), 92-93
  • Henshaw, V., Adams, M. & Cox J Trever. (2009). Researching Urban Olfactory Environments and Place through Sensewalking. University of Salford, UK.
  • Henshaw, V., Medway, D., Warnaby, G. & Perkins, C. (2016). Marketing the ‘city of smells’. Marketing Theory, 16(2), 153–170.
  • Ewert, L., (2015). Pfui Teufel: Plädoyer für einen selbstbestimmten Stadtduft. https://www.musikexpress.de/pfui-teufel-plaedoyer-selbstbestimmter-stadtduft-350659/2/
  • Colman, M.S., (2018). Sensory expert Kate McLean says NYC streets smell of garlic and tarmac. https://www.6sqft.com/sensory-expert-kate-mclean-says-nyc-streets-smell-of-garlic-and-tarmac/
  • Fauvre, P. (1991). Magie der Düfte. (2. Auflage). Artemis & Winkler.
  •  Süskind,P : Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders. Diogenes, Zürich 1994, S. 56

Das war unsere Literaturliste von unserem Poster über das Thema Riechen.

 

Beobachtungsaufgabe

(Prüfungsleistung Jan Golczewski)

Ich habe meine Beobachtung aus einem Sitz in einem fahrenden Regional Express Richtung Hamburg vorgenommen. Es war eine spontane Entscheidung, weil es am Montag viel geregnet hat und es auch sehr kalt war. Gute Gründe sich auf einen warmen Sitzplatz, in einem sich bewegen Waggon zu sitzen. Der Zug fuhr um 13:33 ab. Ich stieg in den nächst besten Waggon ein und wie die meisten Passagiere, wählte ich einen Sitzplatz mit der geringsten Infektionsgefahr und dem meisten Komfort. Es war ein Doppelstockwagen und ich saß in der unteren Ebene. Ich habe mich für einen „Vierer“ entschieden der in der Mitte des Waggons situiert war. Dieser Luxus war mir geboten, weil nur vier andere Menschen, verteilt mit mir in Waggon Nummer 3 saßen. Ich war der einzige ohne Gepäck. Nachdem ich mich hingesetzt habe, durchquert ein Mann mit einer Pelzmütze und einem Mundschutz auch aus Pelz den Waggon. Er zieht die Maske währenddessen genervt über seine Nase. Anders als in einer Straßenbahn, ist es schwer über die, in diesem Falle gelb blau gemusterten Sitze, hinwegzusehen. Weswegen ich bei meiner Beobachtung größtenteils auf meine auditive Wahrnehmung beschränkt bin. Meine Nachbarn und den Ausblick aus dem Fenster kann ich visuell beobachten. Der Geruchsinn fällt weg, weil man eine Mund-Nasen-Schutzmaske tragen muss. Ein Mann mittleren alters, der sich auf dem Vierer neben mir ausgebreitet hat, trägt seine Maske unter seiner Nase und schaut auf sein Smartphone, welches mit seinen Muschelkopfhörern verbunden ist. Von dem oberen Deck hört man Kinderlaute. 13:40 der Zug nimmt Geschwindigkeit auf. Am hinteren Ende des Waggons hört man eine Frau, die laut über Lebensmittel telefoniert. Sie lacht laut. ,, Ein Supermarkt ist kein Abenteuerladen“ sagt sie. Die Kontrolleurin macht ihren Durchgang in Waggon Nummer 3. Sie weist meinen Nachbar darauf hin seine Maske richtig zu tragen. Nach einer mürrischen Bejahung, zieht er seine Maske über seine Nase.Wir fahren an einem Ponyhof vorbei. Der Himmel ist Grau und es liegt ein kalter Dunst in der Luft. Wir fahren an weiteren Feldern vorbei. Im Mülleimer meines „Vierers“ liegen die Reste eines Apfels, eine verbliebene Spur eines anderen Menschen. Der Satz „Nächster Halt (Pause) Rotenburg“ ertönt nach einer melodischen Einleitung aus den Lautsprechern. Es war eine weibliche Stimme. Während der Zug hält, wünscht ein Zugbegleiter einen angenehmen Tag für alle aussteigenden Personen und eine angenehme Weiterfahrt für alle restlichen Personen. Anschließend sagt er monoton mit vielen Seufzer auf, dass alle auf ihre Gepäckstücke achten sollen. Der Zug rollt weiter. Nach mit Graffiti besprühten Lärmschutzwänden, erblickt man draußen wieder nur Felder, Schienen und Wälder. Mir fällt auf, dass jedes Sitzpaar einen Kleiderhaken auf der Fensterseite aufweist. Mein Nachbar nutzt diesen, um seine rote Winterjacke aufzuhängen. Man hat auch die Möglichkeit einen Arm auf die hölzerne Armliege, die immer außen am Sitz vorzufinden ist, zu legen. „Nächster Halt (Pause) Torstet“. Diesmal gibt es kein auf Wiedersehen von einem der Zugbegleiter. Es steigen Menschen hinzu. Wegen der Kälte tragen die meisten eine Kopfbedeckung. Viele Menschen wirken ermüdet. Ich sehe den Dutt einer Frau über die Sitzlehnen hinausragen. Es zischt und quietscht. Der Zug fährt weiter. Mein Nachbar könnte mein Spiegelbild sein. Er sitzt auch in der Ecke des „Vierers“, schlägt seine Beine übereinander und schaut auf sein Smartphone. „Nächster Halt (Pause) Buchholz“. Man merkt, dass wir uns Hamburg nähren. Es steigen mehr Personen in den Zug ein, als in den ersten Stationen. Wieder wird mir eine angenehme Weiterfahrt gewünscht. Eine junge Frau mit schwarzen Haaren läuft durch den Gang und fragt sich: „Warum ist alles so leer ?“. Auf ihrem Weg zurück erkenne ich, dass sie die Maske unter ihrem Kinn trägt und Kaugummi kaut. „Sehr verehrte Fahrgäste in kürze erreichen wir Hamburg Harburg“. Es wird den Aussteigenden ein schöner Tag gewünscht und es werden auch die weiteren Zuganschlüsse weitergegeben. Zwei neu zugestiegene Männer führen hinter mir einen Dialog. Sie klingen erschöpft. Der eine Mann spricht Deutsch mit einem ausländischen Akzent. Er stöhnt und sagt:„Ich hasse …“. „Sie ist 84 geboren, schießt sich langsam ab“ sagt sein Freund ohne Akzent. Ein Handy klingelt für eine kurze Zeit. Jemand niest. Die Umgebung wird urbaner, wir sind fast da. „30 Jahre habe ich gearbeitet“ sagt der Mann ohne Akzent. Der Satz „In kürze erreichen wir Hamburg Hauptbahnhof“ ertönt aus den Lautsprechern. „Ihre Anschlüsse“. „ICE nach Prag“ …. Die meisten stehen von ihren Sitzen auf, bevor der Zug auf Gleis 13 hält. Wir steigen alle aus.

Weil ich mich für den Kontrast interessiere, habe ich die Rückfahrt in meine Beobachtung mit einbezogen. Der gewählte Zug fuhr um 16:15 ab. Anders als bei der Hinfahrt ist der Zug von beginn an voll. Trotzdem wird sich kein Sitzplatz geteilt. Jeder scannt den Bereich und wählt den besten und sichersten Platz für sich aus, sowie bei einer öffentlichen Toilette. Mann erkennt, dass es Menschen sind, die öfter, oder jeden Tag mit der Linie fahren, weil sie die Zeit „Sinnwoll“ nutzen. Es sind alte und junge Menschen. Meine Nachbarin hat eine Art Notizbuch oder sogar ein Tagebuch herausgeholt und schreibt schon fleißig hinein. Ein junger Mann trägt Muschelkopfhörer und macht was auf seinem Smartphone mit einem Touchpen. Es knistert, weil jemand etwas isst. Hinter mir telefoniert jemand mit einem engen Vertrauten. Die Stimmung ist ruhig, die Menschen wirken ruhig und gelassen. Feierabend ! Man spürt, dass sich die meisten sich darauf freuen bald zu Hause zu sein. Viele nutzen die oben genannten Kleiderhaken. In meinem Mülleimer ist diesmal eine leere Schokoladenverpackung. Draußen wird es dunkel. Man erkennt nur noch Lichter und Silhouetten. Die Passagiere weisen mehr Gemeinsamkeiten auf, als bei der Hinfahrt. Dies wird nochmal Deutlich als sich der Zug verspätet. Die Passagiere zeigen eine leichte Solidarität zueinander. Sie teilen die gleiche Gefühlslage. Obwohl sich die tangierenden Menschen auf einer Fahrt von einer 1 Stunde und 15 Minuten in einem Zug bündeln, herrscht ein große Anonymität, in dieser sich bewegenden Räumlichkeit.

Exzerpt

Prüfungsleistung [Teresa Krems]

 

Diangelo, Robin (2018): White Fragility. Why it´s so hard for white people to talk about racism. Boston: Beacon Press. S. 39-50

 

Dieses Kapitel des englisch-sprachigen Buches ist bereits in Abschnitte aufgeteilt, weswegen ich mich bei dem folgendem Allgemeinen Exzerpt daran orientiert habe. Wichtige Begriffe sind kursiv geschrieben und Anmerkungen, die nicht aus dem Buch stammen, mit *…* gekennzeichnet.

 

CHAPTER 3: RACISM AFTER THE CIVIL RIGHTS MOVEMENT

 

New racism shows how racism has adapted with time and that the racial outcome through modern norms, policies and practices is the same as in the past, while it seems to be not explicitly racist. Even though everybody says he/she is not or they are not racist, “racism still exist“ (S. 40). This is because racism is extremly adaptive and therefore we have to be able “to identify how it changes over time“ (S. 40). Racial inequality is still existing, while all white people are exempted from any involvement or benefit. “All systems of oppression are adaptive“ (S. 40), have really deep roots and cannot be defeated by a passage of legislation.

 

COLOR-BLIND RACISM

Color-blind racism is an example for the ability of racism to adapt to the cultural changes. A line of Dr. Martin Luther Kings “I Have a Dream“-speech in 1963 produced the idea that if you do not notice race, there cannot be racism. Back then it was more acceptable in a society to accept racial prejudices and white racial superiority as a white person. It became less socially acceptable after white people saw the kind of violence black human beings experienced while fighting for the civil rights. The white population did not want to be associated with these violent acts. The Civil Rights Act that bans any discrimination based on race, color, sex, national origin or religion passed in 1964. After hearing the line “that one day he might be judged by the content of his character and not the color of his skin“ (S. 41) white people thought when saying they see no race or it does not matter to them, racism would end. Another common statement regarding color blindness is that it is racist to say that race matters. But dennying to notice blackness is not helpful and does not challenge racism in our society. It is refusing the reality of black people and their life experiences through projecting the white reality onto them. Imagine an iceberg. At the tip is the conscious awareness of racism, meaning the ´good´ intentions and the supposed acknowledgement of racism which is extremly small. But when you look under the surface you see the depth of the racism happening in our society: “messages, beliefs, images, associations, internalized superiority and entitlement, perceptions, and emotions“ (S. 42). And through the belief in color blindness it gets difficult to address the lower part of this iceberg. This color-blind ideology helps to hold racism in place. Furthermore it is difficult to challenge racial bias because they are mostly unconscious and uncomfortable to admit. So people react with the for white fragility typical defensivness. But something that you refuse to see cannot be changed.

 

AVERSIVE RACISM

Aversive racism refers to human beings with the self-image that they are educated and progressive. They enact racism, while still having a positive image about themselves. Typical is  the use of “racially coded terms such as urban, underprivileged, diverse, sketchy, and good neighborhoods“ (S.43), naming other causes than racism for inequality or indirectly creating boundaries with the use of ´us´ and ´them´. Therefore exchanges represent the black population in a negative and stereotypical way without directly naming race. Thus racial disdain is expressed, but it is not admitted, because it does not fit the self-image nor the beliefs. But what if the neighborhood with mostly black people is really more dangerous? Adressing this danger is a sign of racism, because research shows that race influences how you perceive criminal activity. The term race talk describes the everyday use of racial symbols and signs only to put African American at the lowest level in the racial hierarchy. For example by refering to ´us´ and ´them´. Once again this type of racism only protects the whole, because something we do not admit cannot be challenged.

 

CULTURAL RACISM

Reasearch shows that white children already start developing a sense of white superiority in preschool, because society expresses constantly that it is better to be white than a POC. Millennials often say that racism ended with Barack Obamas election. But Donald Trumps presidency showed the opposite of a postracial situation.

*Millennials are people born from 1980 until 2000. (Duden)*

The sociologists L. Picca and J. Feagin did a study with 626 white people, who are visiting twenty-eight different colleges across the US. Their task was to document and observe every element of racism in their daily life for six to eight weeks. More than seventy-five hundred comments and actions were written down. One shown dynamic is how high the expose to racism and participation in racism of young people is. Another is the false belief that a ´good´ person cannot be a racist. When a POC was present [called front-stage setting] white students acted like the following: overly nice, no use of racial terms and labels, negative code words about POC, avoiding any contact, sometimes violent towards POCs. When the room was only filled with white people [called backstage setting] humor was often used. Picca and Feagin name “to create white solidarity and to reinforce the ideology of white and male supremacy“ (S. 49) as the purpose for this behavior through which racism does not stop circulating. One norm of todays culture is hiding, denying and not challenging our racism. The latter is actually socially penalized.

 

These adaptations of racism are more threatening than for example Jim Crow.

*Jim Crow Laws legalized racial segregation in the US and existed until 1968. They denied African Americans the right to vote, have jobs, get an education and other opportunities. https://www.history.com/topics/early-20th-century-us/jim-crow-laws *

These adaptations have the same outcome, but the dominant white society puts them in place. This intransigence of not willing or cannot admiting its beliefs is a part of white fragility: the refusal to know.

Literaturliste Sehen

Moin,

hier einmal die Literaturliste, die noch als Prüfungsleistung für das Tutorium nötig ist. Die Literaturliste stimmt mit den Quellen für das Poster, dass wir als Gruppe im Seminar zu M1 präsentiert haben, überein. Sollte jemand sich das Poster ansehen wollen, lade ich das einfach mal hier hoch: Sinn Sehen

 

Assmann, Aleida (2011): Einführung in die Kulturwissenschaft. Grundbegriffe, Themen, Fragestellungen. 3., neu bearbeitete Aufl. Berlin: Schmidt, Erich (Grundlagen der Anglistik und Amerikanistik, 27).
McCandless, David (2012): Information is beautiful. New edition, revised, recalculated and reimagined. London: William
Rieger, Elisa; Arantes, Lydia Maria (Hg.) (2014): Ethnographien der Sinne. Wahrnehmung und Methode in empirisch-kulturwissenschaftlichen Forschungen. Bielefeld: Transcript (Edition Kulturwissenschaft, Bd. 45).

Borcsa, Maria: Selbstthematisierung als Alterität : Identitätskonstruktionen blinder Menschen aus drei Generationen ; eine rekonstruktive Analyse. Freiburg (Breisgau), Univ., Diss., 2001; Deutsche Nationalbibliothek. Online verfügbar unter https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode=true&query=idn%3D963796194.

Baeuml-Rossnagl, Maria-Anna (1990), Wie die Kinder leben lernen. 1. Eine sinnliche Gegenwartspädagogik für Eltern und Schule., 1 Auflage

Zacharias Wolfgang (1994), Sinnenreich – Vom Sinn einer Bildung der Sinne als kulturell-ästhetisches Projekt

https://www.dog.org/wp-content/uploads/2009/09/Leitlinie-Nr.-7-Versorgung-von-Sehbehinderten-und-Blinden1.pdf  (Stand 09.02.2021)

https://www.dvbs-online.de (Stand 09.02.2021)

https://www.bfs-ev.de/de/content/startseite/ (Stand 09.02.2021)

https://www.dbsv.org (Stand 09.02.2021)

https://www.pro-retina.de (Stand 09.02.2021)

https://www.woche-des-sehens.de/infothek/das-auge/haeufige-augenerkrankungen (Stand 09.02.2021)

https://www.louisbrailleonlineresource.org/slate-and-stylus.html (Stand 09.02.2021)

http://home.schule.at/teacher/art/gestaltung/kulturelleUnterschiede.html#Zweig31 (Stand 09.02.2021)

https://designforschung.wordpress.com/2010/05/20/colours-cultures/ (Stand 09.02.2021)

https://www.gesundheit.de/wellness/sanfte-medizin/weitere-therapien-und-behandlungen/farben-und-ihre-wirkung (Stand 09.02.2021)

https://www.zeiss.de/vision-care/besser-sehen/gesundheit-vorsorge/warum-gutes-sehen-so-wichtig-ist.html (Stand 09.02.2021)

https://www.youtube.com/watch?v=9fkjrHVsyRw (Stand 09.02.2021)

https://www.youtube.com/watch?v=lpAuzkh6jxc (Stand 09.02.2021)

 

– Lukas

Der Sechste Sinn – Literaturliste

Prüfungsleistung [Teresa Krems]

 

Abbott, Alison (2006): In search of the sixth sense. In: Nature 442 (7099), S. 125–127. https://www.nature.com/articles/442125a [28.12.2020]

edited by David Howes (2009): The Sixth Sense Reader, Berg: Oxford/New York

Ludwig-Friedrich Emrich (1963): Der Sechste Sinn, das Zweite Gesicht, Baden-Baden: Neues Europa

Mechsner, Franz/Victor Smetacek (2008): Der sechste Sinn. In: Die Zeit, 09.08.2008. https://www.zeit.de/zeit-wissen/2008/04/Propriozeption/komplettansicht [10.02.2021]

National Institutes of Health (NIH) (2016): “Sixth sense” may be more than just a feeling. https://www.nih.gov/news-events/news-releases/sixth-sense-may-be-more-just-feeling [28.12.2020]

Sadler-Smith, Eugene (2011): The Intuitive Mind. Profiting from the Power of Your Sixth Sense. New York: John Wiley & Sons. https://books.google.de/books?redir_esc=y&hl=de&id=Zf94TfWkbSAC&q=sixth+sense#v=snippet&q=sixth%20sense&f=false [10.02.2021]

Trungpa, Chögyam (2020): Das Herz des Buddha: Buddhistische Lebenspraxis im modernen Alltagsleben. 1. Auflage. Berlin: Wandel Verlag. https://books.google.de/books?id=gjzlDwAAQBAJ [10.02.2021]

Worrall, John L. (2013): The police sixth sense: An observation in search of a theory. In: American Journal of Criminal Justice 38 (2), S. 306–322. file:///C:/Users/Dell/AppData/Local/Temp/Worrall2013_Article_ThePoliceSixthSenseAnObservati.pdf [28.12.2020]

Efahrungsbericht: Teilnehmende Beobachtung

Diesen Blogeintrag möchte ich eigentlich schon seit einiger Zeit schreiben. Dementsprechend liegen die Ereignisse auch schon einige Zeit zurück.

 
Mit der Aufgabe der teilnehmenden Beobachtung im Modul M1 Einführung in die Ethnologie habe ich mich anfangs etwas schwergetan. Einmal fand ich den Gedanken, fremde Leute einfach so zu beobachten, ganz schön befremdlich und die Vorstellung auch etwas unangenehm. Das andere Problem war logischerweise das Problem, das wahrscheinlich alle Anderen auch gehabt haben. Natürlich ist hier die Rede von der Corona-Pandemie. Da sind einerseits die Einschränkungen durch den harten Lockdown, also geschlossene Restaurants, Cafés usw., und andererseits das ganz reale Problem, dass zu enger Kontakt zu vielen Menschen natürlich ein deutlich erhöhtes Gesundheitsrisiko darstellt. Diesem Risiko wollte ich mich selbstverständlich nicht unnötig verstärkt aussetzen. Da ich die Aufgabe aber natürlich bestmöglich erledigen wollte, musste ich einen Kompromiss finden. Dazu kommt noch, dass bei meinen Gefühlen bezogen auf die Aufgabe nicht nur ein gewisses Unbehagen, sondern auch eine ganz schön große Portion Neugier dabei war. Ich hatte aber schon ein paar Ideen, was ich denn machen könnte. Erst hab ich gedacht, dass es vielleicht eine gute Idee sei, mich in einen Zug zu setzen und einfach mal zu schauen, was ich auf der Fahrt so alles beobachte, aber dann hat irgendwer in unserer KuWi WhatsApp-Gruppe geschrieben in deren Seminar wurde gesagt, dabei würden immer nur schlechte Ergebnisse erzielt werden. Davon habe ich mich ernsthaft verunsichern lassen und die Idee wieder verworfen. Da ich über Weihnachten bei meinen Eltern war, habe ich mein Problem erst mal mit meiner Familie besprochen. Dadurch habe ich erfahren, dass mein Vater am 04.01.2021 einen Arzttermin in Hannover hätte, der länger dauern würde. Also bin ich mit meinem Vater am Montagmorgen nach Hannover gefahren, um mich auf eine Treppe am Raschplatz zu setzen. (Für alle, die sich in Hannover nicht so gut auskennen: https://de.wikipedia.org/wiki/Raschplatz). Ich habe mich, so gut es ging, vorbereitet.
Vor allem auf die äußeren Umstände, also mit dicken Klamotten und einem Kissen, damit ich die ganze Stunde draußen aushalten könnte. Zum Mitschreiben hatte ich mein Surface mit (kleiner Laptop mit abnehmbarer Tastatur) und alternativ einen Block und einen Stift dabei. Auf dem Weg nach Hannover ist mir aber eine Sache aufgefallen, die ich Vergessen hatte. Niederschlag. Allerdings sah es nicht ganz so schlimm aus. Zumindest auf der Autobahn. Und auch nicht, als ich bei der Arztpraxis ausgestiegen bin. Aber auf dem Weg zum Hauptbahnhof wurde es deutlich schlechter. Während ich mir auf dem Weg noch ein paar Gedanken zu möglichen Alternativen, wie ich die Beobachtung durchführen könnte gemacht habe, weswegen ich mehrfach in die falsche Richtung bzw. im Kreis gelaufen bin (offensichtlich kenne ich mich in Hannover schlechter aus als gedacht), wurden ein paar Tropfen Nieselregen zu recht starkem Schneeregen. Aber ich war trotzdem entschlossen, meine Beobachtung durchzuführen. Also habe ich mir gedacht, ich schaue mal nach Möglichkeiten um, meine Beobachtung irgendwo durchzuführen, wo ich nicht vom Wetter abhängig wäre. Da ich ja eh am Hauptbahnhof war, habe ich beschlossen, erstmal in die Ernst-August-Gallerie (großes Einkaufszentrum direkt neben dem Hauptbahnhof) zu gehen. Das Ziel davon war, einen Ort zu beobachten, den ich normalerweise mit vielen Menschen auf relativ engem Raum verbinde, wenn fast alle Geschäfte geschlossen haben. (Abgesehen vom Rewe im UG.) Leider habe ich keinen Platz gefunden, den ich für mein Ziel geeignet hielt. Dazu kam noch das unangenehme Gefühl, was wohl wäre, wenn mich jemand darauf anspricht, warum ich denn an diesem Platz säße, Leute beobachte und das ganze dann aufschreibe. Insbesondere war das in meiner Vorstellung jemand vom Sicherheitspersonal, was den Gedanken deutlich unangenehmer machte. Natürlich weiß ich, dass ich einfach hätte sagen können, dass ich eine Aufgabe für die Uni mache, aber die Vorstellung der Konfrontation mit einer anderen Person kam in dem Moment echt anstrengend und unschön vor. Also bin ich weiter zum Hauptbahnhof gegangen, um mir dort einen Platz zu suchen. Ich habe mich im Endeffekt für eine Ecke in der Passage unter dem Bahnhof entschieden. Mir schräg gegenüber war ein kleiner Laden der Kaffee verkauft, der zum größten Teil von der Treppe in die Eingangshalle des Hauptbahnhofs verdeckt war. Im oberen Teil meines Blickfelds waren die Sitzmöglichkeiten und die große Anzeigetafel der Eingangshalle zu sehen (siehe Bild).

 

 

 

 

 

 

 

 

An diesem Platz hab ich etwa 10-15 Minuten gesessen, bis ich für den Tag aufgegeben habe. Ich habe mich unheimlich schwer damit getan, mir die Dinge, die ich beobachtet habe, zu notieren. Der Fokus meiner Beobachtung sollten Menschen sein, und die meisten Menschen, die ich gesehen habe, sind ziemlich zügig an mir vorbei gegangen. Außerdem habe ich unterschätzt, wie unbequem es ist, im Schneidersitz auf dem Boden zu sitzen und mir auf einem Laptop Notizen zu machen. Im ersten Moment war ich von meinem eher mäßigen Erfolg ziemlich demotiviert. Allerdings war ich, nachdem ich den ersten Frust überwunden hatte, in der Lage, meine Gedanken zu sammeln und zu reflektieren, was die Ursache für mein gefühltes Versagen war. Dabei profitierte ich von einer Sache, die mir vor relativ kurzer Zeit neu an mir aufgefallen ist. Gehen ist unheimlich hilfreich dabei, meine Gedanken zu ordnen, also hatte ich auf dem Rückweg zum Auto genug Zeit um mir über den Versuch der teilnehmenden Beobachtung Klarheit zu verschaffen und Ansätze zu entwickeln, wie ich die bisherigen Schwierigkeiten angehen kann. Mein Entschluss stand fest. Ich würde einfach ein meiner vorherigen Ideen umsetzen. Ich habe noch denselben Nachmittag mit meinen Eltern abgesprochen, dass ich mir am folgenden Tag das Auto leihen durfte. Meine teilnehmende Beobachtung habe ich dann auf dem Parkplatz des Lidls im Nachbarort meiner Heimat durchgeführt.Das Ergebnis davon werde ich noch auf diesem Blog hochladen. (Wenn ich das gemacht habe, findet ihr die, mit ein paar rückblickenden Kommentaren meinerseits, hier:    )

Natürlich habe ich bei meinem Versuch in Hannover auch Dinge beobachtet, auch wenn es nicht für die Prüfungsleistung gereicht hat. Besonders aufgefallen ist mir dabei der veränderte Eindruck, den Orte auf mich gemacht haben, die ich normalerweise als überfüllt mit Menschen kenne und die auch dafür konzipiert wurden, möglichst viele Menschen aufzunehmen. Diese Aufnahme von Menschen ist natürlich so gedacht, dass diese auch schnell wieder gehen. Die Ernst-August-Gallerie ist schon in ihrem grundsätzlichen Aufbau so gestaltet, dass die Menschen im Kreis (bzw. Dreieck) gehen und ohne große Anstrengungen und Überlegungen jedes Geschäft aufsuchen können (siehe hier: https://www.ernst-august-galerie.de/das-center/centerplan/lageplan/ ).
Dieses Konzept ist allerdings auch zu Zwecken des Infektionsschutzes anwendbar. Dadurch, dass alle Wege zu „Einbahnstraßen“ umfunktioniert wurden, werden Begegnungen fremder Menschen im Großen und Ganzen minimiert. Die Anzahl der Menschen, die ich gesehen habe, wurde sicherlich nicht nur durch das verringerte Angebot angesichts der Lockdown-Situation, sondern auch durch den gewählten Zeitpunkt gering gehalten. Am ersten Montagvormittag eines neuen Jahres sind viele Menschen wahrscheinlich arbeiten, und diejenigen, die noch Urlaub haben, hätten keinen Grund, ein Einkaufszentrum aufzusuchen.
Das Gleiche gilt auch für die Anzahl Menschen am Bahnhof. Insbesondere für die Einkaufspassage unterhalb des Bahnhofs, die in weiten Teilen komplett ausgestorben war. Ausnahmen davon waren nur die vereinzelten Menschen, die die Passage als Durchgang nutzten und recht zügig unterwegs waren, sowie die vereinzelten Geschäfte, die Backwaren oder Getränke verkauft haben. Diese Leere unterstreicht, dass diese Orte nach Augé (1992) als Nicht-Orte beschrieben werden können. Insbesondere die geschlossenen Läden wirken ohne die Möglichkeit einzukaufen kalt und abweisend. Dieser Effekt ist natürlich zu einem gewissen Grad gewollt, denn er schreckt eventuelle Einbrecher ab.
Andererseits nehmen die meisten potenziellen Kunden diesen Effekt eher nicht war, denn diese Läden haben nur einen einzelnen Zweck, und zwar die Erfüllung des Konsumbedürfnisses. Solange bekannt, dass dieser Zweck nicht erfüllt werden kann, werden die meisten Menschen die Läden eher nicht bewusst wahrnehmen oder in den meisten Fällen gar nicht erst aufsuchen. Dieses Verhalten des nicht-bewussten Wahrnehmens ist besonders an den Personen, die relativ zügig durch die Einkaufspassage gegangen sind, zu beobachten. Sie haben größtenteils nicht zur Seite geschaut und sind direkt auf ein bestimmtes Ziel zugegangen.

Literaturübung mit Lieblingsbüchern

 

Armentrout, Jennifer L. (2015): Oblivion. London: Hodder & Stoughton.

Jaenicke, Hannes & Dr. Ina Knobloch (2019): Aufschrei der Meere. Was unsere Ozeane bedroht und wie wir sie schützen müssen. Berlin: Ullstein.

Rooney, Sally (2019): Normal People. London: Faber And Faber.

 

-Teresa

taktile Wahrnehmung

Prüfungsleistung [Teresa Krems]

 

Der Druck beim Freewriting sich direkt passend und verständlich auszudrücken ist bei mir immer relativ hoch. Aber wenn man so im Schreibfluss ist, bedenkt man vielleicht nicht immer, dass manche Formulierungen doof klingen oder nicht genau die eigenen Gedanken wiedergeben. Deswegen ist hier ein Freewriting Text von mir. Genauso wie ich ihn auf Papier geschrieben habe. Nur mit Anmerkungen bzw. Einschüben durch [  ]-Klammern. Enjoy!

 

Tasten. Physisch fühlen. Anfassen. Greifen. Hochheben. Streichen. Kalt. Warm. Heiß. Nass. Trocken. Tasten. Einer der menschlichen Sinne. Neben Schmecken, Sehen, Riechen, Hören. Und dem sechsten Sinn. Wir haben sie. Aber nehmen wir sie bewusst wahr? [Also merken wir, dass wir sie verwenden?] Oder sehen wir sie wie vieles im Alltag als selbstverständlich an? Mit „wir“ meine ich jeden Menschen. Jeden. Jeden Einzelnen auf diesem Planeten. Aber Moment. Nicht jede:r hat alle Sinne. [Wenn man überhaupt von haben und besitzen sprechen kann. Oder sagt man eher verwenden oder benutzen?] Und ich möchte nicht darauf hinaus, dass jemand dann darunter leidet oder von unserer Gesellschaft als „behindert“ abgestempelt [oder eingeschränkt gesehen] wird. Nein. Ich möchte darauf hinaus, dass die Wichtigkeit der Sinne für jemanden auch davon beeinflusst wird, welche die Person hat [beziehungsweise anwenden kann]. Ist Tasten für Menschen mit Blindheit wichtiger? [Sehen für Menschen mit Taubheit hilfreicher als Tasten?] Ich habe nicht unbedingt das Recht, das zu beurteilen, denn ich kann sehen. Aber ich finde es spannend. Für mich ist Sehen der wichtigste Sinn. Wenn ich sie ranken müsste. Den sechsten [hierbei] ausgeschlossen. Denkanstoß dafür ist die Präsentation einer Kommilitonin und eines Kommilitonen, die für ihre Präsentation eine Seminar interne Umfrage diesbezüglich durchgeführt haben. Und Sehen war auf Platz eins. Da habe ich mich gefragt, was Leute, die diesen Sinn nicht verwenden können sagen würden. Ich würde spekulieren, dass sie Tasten oder Hören am wichtigsten finden. Aber wie gesagt, ich habe nicht das Recht [beziehungsweise die Position] dies zu beurteilen. Also Tasten. [Wie] ich finde ein sehr unterschätzter Sinn. Also [zumindestens] in meinem Kopf. Denn dazu zählt ja auch Umarmen, andere berühren etc. Also eine Art physische Therapie. Beziehungsweise emotionale Unterstützung durch Touch. Der sagt ich bin da. Ich bin da für dich. Ich mag dich. …….  [Allerdings kann Tasten beziehungsweise Touch auch Unwohlfühlen oder Angst auslösen, wenn man gegen den eigenen Willen berührt und angefasst wird. Aber] vor allem in [Zeiten von] Corona ist dieser Sinn enorm eingeschränkt. Und viele vermissen Umarmungen etc.. Vor allem innerhalb der Familie. Damit meine ich auch Freund:innen. [Also all die Menschen die man selbst als seine Familie sieht.] Dadurch dass physische Nähe durch die Pandemie eingeschränkt und verboten wurde, ist Tasten sozusagen [in gewisser Weise] auch illegal geworden. [Nicht jede Berührung ist verboten, aber Nähe wird mit der Übertragung des Viruses verbunden. Und dadurch ist manche Nähe in unserer Gesellschaft gerade nicht unbedingt erlaubt.]

 

-Teresa