Monat: März 2021

Freewriting Hören

Hallo,

Wir mussten mal in der Vorlesung 5 Minuten darüber schreiben was wir Hören.

Ich höre das unregelmäßige Ticken meines Weckers von Quartz. Ich höre die Reifen der Pkws, die sich durch Wasser wälzen. Ich höre mein Atmen, meine Berührungen mit meiner Haut. Ich höre wie jemand sich die Nase putz in unserer Küche. Ich höre einen Vogel zwitchern

Ekzerpt

(Prüfungsleistung Jan Golczewski)

Hallo es folgt ein Ekzerpt des Textes  Silverman, Kaja: Dem Blickregime begegnen. In: Kravagna, Christian: Privileg Blick. Kritik der visuellen Kultur. Berlin: ID Verlag, 1997, S. 41 – 64.

Silverman setzt sich in ihrem Text kritisch mit der visuellen Darstellung des Menschen als Subjekts innerhalb des Standbildes ( der Fotografie) auseinander. Dabei differenziert sie die Herkunft der verschieden Handlungsformen die ein Mensch beim Posieren für ein Foto einnimmt. Für sie stellen wir uns größtenteils unbewusst vor der Kamera dar und bedienen kulturelle Ideale. Auch sind wir immer in dem Rahmen des Bildes gefangen. Ihre Aussagen verfestigt sie mit Interpretationen über Fotos aus der Fotoreihe „Untilted Film Stills “ der Künstlerin Cindy Sherman. In ausgewählten schwarz -weiß Fotos sind Frauen zu sehen die vor dem Blickregime posieren.

Der erste Absatz (S.41-45) des Textausschnitts handelt darüber, wie sich der Mensch durch Bilder wahrnimmt, wie er sich spiegelt. „Schon seit Anfägen der Höhlenmalerei sehen wir durch Bilder und werden durch Bilder gesehen“ (Silverman.K S.42). Diese Bilder werden heutzutage durch drei Technologien reproduziert. Nämlich Standfotografie, Film und Video. Der größte Spiegel ist und bleibt die Standfotografie. Anschließend nimmt sie Bezug auf das Werk „die Vier Grundbegriffe der Psychologie“ von Lacan. Für Lacan nutzt der Mensch Bilder nicht dazu um sich die Welt bildlich zu erweitern. Nach ihm verstellen Fotos die Realität und die Menschen versuchen in den Bildern zu leben. Somit erscheint die Welt bildartig. Silverman vergleicht Lacans Aussagen mit den Texten von Flusser. Flusser vertritt auch die Meinung, dass wir die Welt durch Bilder sehen. Wir nehmen Landschaften durch einen imaginären Sucher war, der das Sichtbare für uns organisiert. Wir sehen nicht nur durch eine imaginäre Linse, sondern werden auch ständig durch eine wahrgenommen, weswegen wir oft in ein Schauspiel verfallen. Das genannte Zitat von Susan Sonntag „Wir lernen uns selbst durch die Kamera zu sehen; sich für attraktiv zu halten heißt nichts anderes, als zu glauben, dass man auf einem Foto gut aussehen würde“ (Sontag.S) untermauert dies. Silvermann argumentiert weiter mit Kernaussagen von Roland Barthes. Nach Barthes ist ein Foto nicht nur ikonisch, sonder auch indexikalisch mit dem Körper eines Menschen verbunden. Damit ist gemeint das ein Foto einen zeitlichen und räumlichen Bezug zum Körper des Menschen hat. Somit wird die eigene Körperwahrnehmung entfremdet. Nach Metz wird durch ein Foto der Mensch schlagartig objektiviert. Dieses Objekt richtet sich aber nicht an uns selber, wie bei einem Spiegelbild, sondern an ein außenstehendes Publikum (dem Blickregime). Den Mensch entrinnt dem Leben und wird ins Bilderreich verbannt. Die Kamera ist für Barthes ein treffende Metapher des Blickregimes, weil das Blickregime nach Lacan durch Bewegungslosigkeit und Tod gekennzeichnet ist. Es fängt die Bewegung ein und tötet Leben. Das Objekt wird im Moment wo es inne hält mumifiziert. Das Foto verhilft uns am meisten ein stabiles und dauerhaftes Bild von uns Selbst zu erlangen. Anders als der Film verknüpft die Fotografie das Bild mit dem Objekt und nicht mit einem angehefteten Bild. Obwohl mit dem Foto eine gewisse Phantasie der Unsterblichkeit und Weiterlebens mit beschwingt, werden wir in Fotos nicht originell wahrgenommen. Wir leben ein entfremdetes Leben im Bilderreich, weil unser Abbild nach Kategorien wahrgenommen wird.

Im nächsten Absatz (S.45-46) beschreibt Silvermann wie sich unsere Umgebung, unsere Welt der Fotografie unterwirft. Nach Flusser, verdanken neben Subjekten, auch Ereignisse ihre Wirklichkeit der Fotografie. Ereignisse wie ein schöner Sonnenuntergang schreien nach der Aufmerksamkeit einer Kamera. Die Welt hat sich in ein „Photographiegesicht“ verwandelt. Die Welt bestrebt im räumlichen Kontinuum aufzugehen. Silvermann argumentiert mit den Argumenten des Künstlers Robert Smithson. Dieser beschreibt wie sich die Landschaft die er in einem Foto abbilden möchte, schon bevor er die Kamera ansetzt  die Kohärenz einer Abbildung einnehmen. Die Sonne ist das Blitzlicht der Kamera. Sie verwandelt die Brücke in eine gestochen scharfe überbelichtete Projektion. Man läuft auf einer dreidimensionalen Fotografie. Wie wir die Welt sehen, ist unser alltäglicher Umgang mit dem Blickregime. Das Subjekt verfällt vor dem Blickregime schon im voraus in eine Gestallt in eine „vor-fotografischen Fotografie“.

Im dritten Absatz (S.46-47) widmet sich Silvermann dem von Lacan erforschten Phänomen des „Mimikry“. Dieses Phänomen besagt, dass sich die Natur auf natürliche Weise einem Bild anpasst. Das Krustentier Caprella passt sich wie ein Chamäleon  an seine Umgebung an. Es möchte sich nicht schützen, sondern ein Teil des Bildes werden. Das Subjekt hingegen wartet nicht passiv und unbewusst darauf sich dem Bild anzupassen. Es möchte sich dem Blickregime in einer gewissensweise präsentieren. Es nimmt die Gestalt einer ersehnten Repräsentation  an, oder es zeigt sich in einer Form, die auf weniger glückliche Umstände deutet. In diesem Akt des „Mimikry“ schwebt dem Subjekt eine imaginäre Fotografie vor. Das Subjekt verfällt in eine Pose

Im nächsten Absatz (S.47-48) definiert Silvermann den Begriff der Pose. Die Pose imitiert nicht nur ein vorliegendes Bild bzw. eine visuelle Figur, sie imitiert vor allem die Fotografie als solche. Nimmt man eine Pose ein erstarrt man. Die Pose  wirkt leblos, doch sie verleiht dem Bild körperliche Realität. Anders als beim Mimikry wo ein vorschwebende Fotografie notwendig ist, kann die Pose allein das Bild erzeugen. „Ihre Kraft der Repräsentation ist so gewaltig, dass sie nach außen abstrahlt“. Die Pose verwandelt den Raum der den Körper umgibt, in eine imaginäre Fotografie. Die Pose ist in einem Rahmen, dessen Ort wir nicht kennen dargestellt. Die Pose kann die Funktion einer„Mine-en-scene“ annehmen. Damit ist gemeint, dass der Raum durch das posieren in einen Ort verwandelt wird. Das Posieren beinhaltet neben der Statue auch die getragene Kleidung. Ein weitere Bedeutung der Pose ist die Beleuchtung. Licht und Schatten, werden in einem Bild bestimmte Bedeutungen zugewiesen. Sie unterstreichen Körperteile und Gegenstände.

Silvermann erläutert  im fünften Absatz (S.48-50) die Intentionen des posieren. Der Handlungsraum der Pose ist sehr eingeschränkt. Die Gestallt einer bestimmten Fotografie kann bestenfalls versuchen ,ein Minimum an Kontrolle über einen unvermeidlichen Vorgang zu bewahren. Das Subjekt handelt auf geheißen  des Blickregimes. Es hat auch keine große Auswahl ein bewusste Form einzunehmen, weil die Pose  sich aus dem Kulturellen Bildrepertoire speist. Die Form muss symbolisch abgesegnet sein. Problematisch wird es, wenn in der Pose nichts anderes als  der Wunsch zu Ausdruck kommt, einem kulturellen Ideal zu entsprechen und man dieses Ideal auch nicht hinterfragt.

Im letzten Abschnitt (S.50-64) bezieht sich Silvermann auf letztere genannte Problematik. Sie argumentiert anhand Fotos aus der Serie „Untilted Film Stills“,  der Künstlerin Cindy Sherman. Die Bilder zeigen, „was es heißt, sich dem Blickregime oder der Kamera in Gestallt eines gewünschten Fotos darzubieten“(Silvermann.K). Das Standbild soll das Wesen, was die Fotografie ausmacht darstellen. In Sherman Fotos bezieht sich die Welt auf die Fotografie und nicht umgekehrt.  Der Referent gibt sich in dem Foto durch die Pose zu erkennen und die Kamera dokumentiert diese nicht einfach, weil die Pose ist schon alleine eine lebende Bildfläche. In den ausgewählten schwarz-weiß Fotos auf die sich Silvermann bezieht, ist die Künstlerin selbst  abgebildet. Sie posiert immer vor einem Hintergrund, der die Bildbedeutung weiter einordnet. In der Pose selber, wird ihr Wunsch verfolgt sich in einer schmeichelhaften Weise dem Blickregime zu präsentieren. Deswegen verfällt sie in extreme Stereotypen der Frau. Der genannte Wunsch wird nicht zu 100 Prozent von der Kamera umgesetzt, weil das Foto immer einer störende, aus dem Kontext fallende Kleinigkeit am Körper, oder im Hintergrund  beinhaltet. Auf dem ersten von drei „Still“Bildern wirft die Frau einen sich selbst hinterfragenden Blick, über ihre rechte Schulter in Richtung eines Spiegels zu. Die Kamera betrachtet ihr Gesicht von einem anderen Standpunkt als der Spiegel. Wir sehen, wie sie sich selber gerne sieht. Das was wir sehen und sie nicht, ist ihr Körper der von der Seite abgebildet ist. Dieser Körper ist das störende Element im Foto. Ihre Körpersprache wirkt unsicher. Sie verdeckt auch ihren Körper mit einem Badetuch. Die Frau möchte nach vorgefertigten Mustern wahrgenommen werden. Im zweiten Foto auf das sich Silvermann bezieht, posiert die Frau in Schürze  vor einem Spülbecken. Sie stütz sich mit ihren Händen auf das Spülbecken, so dass ihre linke Schulter über ihrem Kinn steht. Durch ihre Pose und auch ihr ärmelloses Top wird die Form ihrer Brüste betont. Ihr Kopf dreht sich über die linke Schulter und sie hat einen begehrenden Gesichtsausdruck. Der Blick richtet sich an eine vermutlich männliche Person, die wir nicht sehen. Sie möchte als „Vamp“ abgebildet werden, als eine kalte verführerische Frau.  Doch in diesem Bild brechen die  Spülmittel, die vor ihr stehen und ihre Schürze den Rahmen. Sie stellt das Gegenteil einer „Vamp“ dar, nämlich die stereotypisierte „Hausfrau“. Es sind kleine Dinge in den Fotos, die in uns bestimmte Bedeutungen hervorrufen. Das Foto ist an sich unschuldig. Wir sind es, die ein gewissen Frauenbild in ein Foto projizieren. Der Bildschirm ist nicht nur der Körper, sondern auch wir. Auch wenn wir uns Stereotypen bewusst sind und unser Blick nicht der gleiche ist wie der des Blickregimes, sind wir trotzdem mitverantwortlich für die Art, wie das Blickregime die Welt fotografiert. Die Darstellungsparameter werden in Kulturen ständig reproduzieret und nur selten verändert. Die Darstellungsparameter die so präsent sind, dass sie uns aufgedrängt werden, nennt Silvermann „Vor-geschehene“. Wenn das initialisieren an Vor-gesehenen überhand nimmt, so dass wir direkt schwarze Haut, weibliche Körperformen, oder einfache Kleidung automatisch eine Bedeutung in unserem Kopf zuweisen, sind wir in unseren Handlungen sehr eingeschränkt. Unser Auge kann auch die Welt in anderen Kategorien wahrnehmen, doch dies geschieht meistens erst beim zweiten Blick. Es besteht aber Hoffnung. Das Wahrnehmen lässt sich ändern wenn sich die meiste Anzahl an Blicken ändert. Darstellungen die noch unbeleuchtet sind, tauschen den Platz mit den zurzeit verbreiteten normativen Darstellungen. Das bewusste Beobachten von Bildern, wie jetzt bei der Fotoreihe hat wichtige Konsequenzen für unser Unterbewusstsein. Durch den veränderten Blickwinkel identifizieren  wir uns mit den Frauen aus der Fotoreihe,  deren narzisstische Ambitionen  in den Fotos dargelegt werden. Wir identifizieren uns in den Fotos mit dem offenbarten, verfehlten  streben nach Idealen. Diese Annahme heißt nicht, dass sich unser veränderter Blickwinkel auf Mängel und Schwächen richtet, sondern sich auf eine andere  Art der Lust fokussiert. Die Lust ideale hinters Licht zu führen. Wir sollen „genügend gut“ sein und nicht idealen nachstreben, denn Ideal kann niemand sein. Die Frau vor dem Spülbecken ist trotz ihrer Ungebung sexy. Sie ist genügend gut. Ihre Selbstinzinierung löst bei uns Bewunderung aus. Die ganze Fotoreihe ist ein Protest gegen die kommerzielle Fotografie, weil sie nich das Ideal, sondern die Vorstellung des Ideals abbildet. Man kann nicht nur ein ein „genügend gutes“ Ideal für ein Foto übernehmen um einen Prozess voranzutreiben. Man muss als „genügen gutes“ Ideal anerkannt werden.

Literaturliste Thema Riechen

(Prüfungsleistung Jan Golczewski)

Literaturliste

  • Keller, A. (2019). Entdecke das Riechen wieder: Warum es sich lohnt, die Welt mit der Nase wahrzunehmen. Berlin. Springer.
  • McLean, K. (2017). Smellmap: Amsterdam—Olfactory Art and Smell Visualization. Leonardo 50(1), 92-93
  • Henshaw, V., Adams, M. & Cox J Trever. (2009). Researching Urban Olfactory Environments and Place through Sensewalking. University of Salford, UK.
  • Henshaw, V., Medway, D., Warnaby, G. & Perkins, C. (2016). Marketing the ‘city of smells’. Marketing Theory, 16(2), 153–170.
  • Ewert, L., (2015). Pfui Teufel: Plädoyer für einen selbstbestimmten Stadtduft. https://www.musikexpress.de/pfui-teufel-plaedoyer-selbstbestimmter-stadtduft-350659/2/
  • Colman, M.S., (2018). Sensory expert Kate McLean says NYC streets smell of garlic and tarmac. https://www.6sqft.com/sensory-expert-kate-mclean-says-nyc-streets-smell-of-garlic-and-tarmac/
  • Fauvre, P. (1991). Magie der Düfte. (2. Auflage). Artemis & Winkler.
  •  Süskind,P : Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders. Diogenes, Zürich 1994, S. 56

Das war unsere Literaturliste von unserem Poster über das Thema Riechen.