Ein fast vergessenes Ding

 

Einsamkeit. Langeweile. Mangelnder Kontakt. Und nicht mal ein guter Grund dafür. Nein, nicht so wie ihr jetzt denkt. Ich spiele hier keine Gefahren eines potentiell tödlichen Virus herunter. Ich bin einfach nur kein Mensch. Und ja, auch Tiere können sich mit Sars-CoV 2 infizieren, aber auch das betrifft mich nicht.

Das ist einer der wenigen Vorteile nicht lebendig zu sein. Was die anderen sind willst du wissen? Keine Ahnung, keine Nahrung zu brauchen vielleicht. Aber dann hat sich das auch schon. Ach, und die Nachteile? Hab ich doch schon am Anfang gesagt: Einsamkeit, Langeweile, mangelnder Kontakt. Ach ja, und die Unfähigkeit eigene Gedanken äußern zu können. Wenn du dich jetzt fragt, wie dieser Text entstanden ist, dann ist das eigentlich ganz einfach.

Es ist das erste Mal seit Jahren etwas in meinem Leben passiert. Ja, ich weiß ich lebe gar nicht. Aber das erste Mal seit Jahren in meiner traurigen Existenz klingt irgendwie noch trübseliger als es in Realität ist. „Das Museum der vergessen Dinge“ hat mich als Exponat auserwählt und jetzt schreibt ein Mensch über meine Befindlichkeiten.

„Das Museum der vergessen Dinge“… Klingt schon ganz schön traurig, aber immerhin besser als einsam und alleine in der Ecke auf dem Regal zu stehen und nicht gebraucht zu werden.

Früher da war ich wichtig. Früher wurde ich wirklich gebraucht. Manchmal haben sie sich auch darum gestritten, wer meine Dienste in Anspruch nehmen durfte oder haben sogar von mir gestohlen. Wie schön wäre es doch, wenn sie immer noch mit Füllern schreiben würden.

ha

 

 

Auszug aus dem Katalog des Museums der verlorenen Dinge

Das Objekt F7/2020 besteht zu einem Großteil aus Glas. Es ist etwa 5cm breit, 7cm lang und 12 cm hoch. Sämtliche Kanten sind abgerundet. Die Oberseite des Objekts hat eine runde Öffnung, die mit einem Korkverschluss verschlossen ist. Die Öffnung hat einen Durchmesser von 5,5 cm. Die Ecken und Kanten des Objekts sind abgerundet. Insbesondere im oberen Bereich des Objekts treten vermehrt runde Formen auf. Dies scheint ästhetische Gründe zu haben. Im Inneren des Objekts erkennt man mehrere Zylinderförmige Gegenstände. Diese Gegenstände bestehen aus einem durchsichtigen Kunststoff und sind an einer Seite, an der sie verengt wurden, mit einer Kugel verschlossen. Alle diese Kunststoffzylinder sind mit einer dunkelblauen Flüssigkeit gefüllt.

vc

Objekt F7/2020