Vorbereitung
Im Rahmen meines Master-of-Education-Studiums an der Universität Bremen ist ein Praxissemester an einer Oberschule oder einem Gymnasium verpflichtend vorgesehen. Dieses kann auch an einer Deutschen Auslandsschule absolviert werden. Von dieser Möglichkeit habe ich 2023 während einer Informationsveranstaltung des Zentrums für Lehrer*innenbildung und Bildungsforschung erfahren.
Die Aussicht, mein Praxissemester im Ausland absolvieren zu können, hat mich sofort begeistert. Auf diese Weise konnte ich internationale Erfahrung sammeln, ohne mein Studium zu verlängern, ein reguläres Auslandssemester ist in meiner Fächerkombination (Kunst und Chemie) nämlich nicht verpflichtend vorgesehen
Da ich bereits seit zwei Jahren Spanischkurse an der Universität absolviere, wollte ich in jedem Fall in ein spanischsprachiges Land gehen, um dort nicht nur meine Sprachkenntnisse zu vertiefen, sondern auch um meine interkulturellen Kompetenzen zu erweitern.
Bei meiner Recherche nach Praktikumsschulen bin ich auf die Deutsche Schule Las Palmas de Gran Canaria gestoßen. Besonders angesprochen haben mich das Konzept der Schule als Ort interkultureller Begegnung sowie ihr Leitbild, das zentrale Werte wie Kompetenz, Qualität, Respekt, Toleranz, Kommunikation und Teamfähigkeit betont. Aus diesem Grund bewarb ich mich Anfang 2024 um einen Praktikumsplatz an der Deutschen Schule für den Zeitraum Februar bis Juni 2025 und erhielt direkt eine Zusage. An dieser Stelle ist es wichtig zu erwähnen, dass man sich etwa ein bis zwei Jahre vorher für einen Praktikumsplatz an der Deutschen Schule Las Palmas de Gran Canaria bewerben sollte, da die Plätze begrenzt sind und sich zahlreiche Studierende für jedes Halbjahr bewerben.
Als Vorbereitung auf das Praktikum hat die Praktikumskoordinatorin ein Online-Meeting mit allen zukünftigen Praktikant*innen veranstaltet, bei dem Fragen geklärt werden konnten und auch derzeitige Praktikant*innen etwas über die Schule und das Leben vor Ort berichtet haben.
Unterkunft und Umgebung
Durch das Vorbereitungstreffen habe ich den Kontakt zu einer Vermieterin in Las Palmas erhalten, die jedes Jahr an Erasmus-Studierende und Praktikant*innen der Deutschen Schule Zimmer vermietet. Die Kommunikation mit der Vermieterin lief problemlos, wobei diese ausschließlich auf Spanisch stattgefunden hat. Zudem ist es dort üblich, Verträge erst vor Ort zu unterschreiben und auch die Zusage für das Zimmer habe ich erst etwa zwei Monate vor der Abreise erhalten. Allgemein werden WG-Zimmer dort relativ kurzfristig vermietet. Die meisten Praktikant*innen haben ihre Wohnungen oder WG-Zimmer über die App idealista gefunden. Die Kosten für ein WG-Zimmer sind in Las Palmas durchschnittlich etwas günstiger als in Bremen. Ich habe für mein Zimmer, das sich sehr zentral und etwa 15 Minuten vom Las Canteras, dem Hauptstrand der Stadt, befunden hat, 410 Euro gezahlt. Ich habe mit drei weiteren Praktikant*innen gewohnt, die ebenfalls an der Deutschen Schule ihr Praxissemester absolviert haben. Zudem war die Wohnung sehr gut ausgestattet, so verfügte sie unter anderem über Wlan, Waschmaschine, Trockner, einen Gemeinschaftsraum und alle notwendigen Küchenutensilien.
In Las Palmas ist beinahe alles gut zu Fuß zu erreichen. So habe ich zum Surferstrand ebenfalls nur 15 Minuten gebraucht, eine Fußgängerzone mit zahlreichen Geschäften war in fünf Minuten erreichbar, sowie auch der Markt. Auch Santa Catalina, ein zentraler Platz, an dem sich zahlreiche Bars und Restaurants befinden, war einfach zu Fuß zu erreichen. An diesen zentralen Orten hat auch der Karneval im März stattgefunden mit zahlreichen Bühnen und Umzügen. Auch am “dia de las canarias” hat ein Umzug durch die Stadt stattgefunden. Im Allgemeinen finden auf Gran Canaria zahlreiche kulturelle Veranstaltungen statt, an denen man teilnehmen kann. Darüber hinaus finden jede Woche Tanzveranstaltungen (Bachata, Salsa, Kizomba) statt. Diese sind zum Teil kostenlos und finden unter anderem an der Küste unter freiem Himmel statt. Die Veranstaltungen boten auch die Möglichkeit, verschiedene Leute außerhalb der Schule kennenzulernen.
Darüber hinaus gab es zahlreiche Veranstaltungen von Erasmus-Life in Las Palmas, bei denen man ebenfalls Erasmus-Studierende aus verschiedenen Ländern kennenlernen konnte. An beiden Stränden (Alcaravaneras und Las Canteras) gab es die Möglichkeit, Volleyball zu spielen. Außerdem sind alle Orte der Insel fast vollständig mit den Bussen (Guaguas) erreichbar. Dabei lohnt es sich, die ganze Insel zu besichtigen, da die Vegetation sowie auch das Klima sehr vielfältig sind. Beispielsweise ist der Süden eher trocken mit vielen Kakteen, während die Mitte der Insel sehr grün mit vielen Blumen und Bäumen ist. Es lohnt sich, dort wandern zu gehen, da es zahlreiche vielfältige und gut ausgeschilderte Wanderrouten auf der Insel gibt. Oft lagen die Wettergrenzen so dicht beieinander, dass man bei Bewölkung in Las Palmas nur wenige Kilometer fahren musste, um die Sonne zu genießen. Darüber hinaus konnte man die “Residencia” beantragen und so einige Vorteile genießen. Beispielsweise konnte man für den Betrag von 15 Euro alle Busse nutzen und auch sehr günstig auf andere Inseln fliegen. Daher hatte ich auch die Möglichkeit La Palma und Teneriffa zu besuchen.
Praktikumsstelle
Die Deutsche Schule Las Palmas de Gran Canaria (DSLPA) ist eine anerkannte Deutsche Auslandsschule in freier Trägerschaft. Sie bietet ein durchgängiges Bildungsangebot vom Kindergarten bis zum Abitur und vereint deutsche und spanische Bildungsstandards in einem bilingualen Konzept. Die Schule liegt im naturnahen Ort Almatriche am Stadtrand von Las Palmas und ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Etwa 600 Schüler*innen aus deutschsprachigen und spanischen Familien besuchen die DSLPA.
Am ersten Schultag wurde ich an der Deutschen Schule sehr freundlich empfangen. So haben wir am ersten Tag eine Führung durch die Schule gemacht und einen Platz im Lehrer*innenzimmer erhalten. An der Schule war es für alle Praktikant*innen eine Pflichtaufgabe eine AG zu übernehmen. Ich habe jede Woche mittwochs in der 7 und 8 Stunde die Hausaufgaben-AG mitgeteilt. Zudem wurde erwartet, dass man vier Tage die Woche mindestens fünf Stunden täglich an der Schule anwesend war. Den freien Tag sowie den Stundenplan durften wir selbst wählen. Dadurch war der Schulalltag gut mit universitären Verpflichtungen kombinierbar.
Alle Lehrkräfte waren den Praktikant*innen gegenüber aufgeschlossen und hilfsbereit. Daher war es leicht Mentor*innen für meine beiden Fächer zu finden. Im Rahmen des jeweiligen Fachunterrichts konnte ich meine Stunden frei gestalten und habe jeweils Feedback dazu erhalten. Darüber hinaus konnte ich ebenfalls an außerschulischen Veranstaltungen und Ausflügen teilnehmen. Dabei war das Verhältnis zwischen den Lehrkräften und Schüler*innen stets respektvoll, jedoch etwas herzlicher, als ich es aus Praktika innerhalb der Schulen in Deutschland kenne. Zudem waren die Lehrer*innen alle sehr wertschätzend und ich habe mich während meines Praktikums als Teil der Schulgemeinschaft gefühlt.
Fazit
Zusammenfassend war das Praktikum an der Deutschen Schule Las Palmas de Gran Canaria eine wertvolle Bereicherung sowohl für meine professionelle Entwicklung als angehende Lehrkraft als auch im Hinblick auf meine persönliche Weiterentwicklung. Ich hatte die Möglichkeit, Menschen aus unterschiedlichen Ländern kennenzulernen, interkulturelle Erfahrungen zu sammeln, neue Freundschaften zu schließen und vielfältige Eindrücke vor Ort zu gewinnen.


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