Vorbereitungen
Nach einem Auslandssemester in Oslo, Norwegen, hatte mich die Lust auf das Ausland gepackt. Aufgrund eines Vorlesungsfreien Semesters hatte ich mich deshalb im Dezember 2021 dazu entschieden ein 6-monatiges Praktikum zu absolvieren. Über den E-Mail-Verteiler der Psychologiestudierenden wurde ich auf ein Praktikum an der Universität St.Gallen (HSG) in der Schweiz aufmerksam gemacht. Kurzfristig entschloss ich mich noch im Dezember dazu mich für ein Praktikum von Januar bis Juni 2022 zu bewerben. Aufgrund der großen beruflichen Möglichkeit und der einfachen Einreise nahm ich die Praktikumstelle an und machte mich Anfang Januar auf den Weg in die Schweiz.
Da ich gerade aus dem Ausland kam packte ich nur wenige Sachen um und konnte direkt in die Schweiz ziehen. Hier sicherte ich mir im Voraus bereits ein Zimmer in einer Studenten-WG, wobei sich die Zimmersuche über lokale Facebook-Gruppen sehr einfach gestaltet. Die Erasmus+-Förderung ermöglichte es mir dabei ein wenig mehr als meine Miete zu decken, während ich von einer Aufwandsentschädigung in meinem Praktikum weitere Lebenshaltungskosten decken konnte. Ein Haus voller Studenten war ein guter Anknüpfungspunkt, da man sonst wenig Leute neben den langen Arbeitszeiten kennenlernt.
Von Bremen aus konnte ich mehrere Male entspannt Nachts in Nachtzügen zwischen Deutschland und der Schweiz fahren. Bucht man leere Züge mit Ruhewagen, kann man in diesen schlafen und zahlt nur zwischen 20-50€ pro Fahrt. Die Fahrt dauerte gesamt allerdings zwischen 8.5h und 12h.
Praktikum in der Personalforschung
An der Universität St.Gallen, auch bekannt unter dem Namen HSG, absolvierte ich ein Praktikum am Institut für Führung und Personalmanagement (IFPM) unter der Führung von Prof. Dr. Heike Bruch. Diese ist in der Schweiz als führende Forscherin auf dem Gebiet Leadership bekannt und gehört zu den einflussreichsten Forscherinnen auf dem Gebiet Personalforschung in der Schweiz.
Entsprechend des Rufes der HSG, als Spitzenuni für Wirtschaft der Schweiz, ist das Leistungsniveau hoch. Selbst als Praktikant waren mehr als die 42h Vollzeit normal und es erinnerte leicht an eine Unternehmensberatung. Meine Aufgaben bestanden aus Hilfsaufgaben für Forschungsprojekte, der Auswertung von Daten mittels SPSS und dem Erstellen und Überarbeiten von Präsentationen. Schnell wurde ich in das junge Team von DoktorandInnen und Forschenden eingearbeitet und konnte das Team tatkräftig unterstützen. Neben der täglichen Arbeit konnte ich unterstützend auch an Zwei Events unseres Teams teilnehmen, darunter auch der St.Galler Leadership Tag, einem Treffen von Führungskräften über ein Wochenende mit verschiedenen Themen im Bereich Personalführung und Leadership. Dies war eine lehrreiche Zeit für mich, aus der ich viele Erfahrungen schöpfen konnte.
Neben der Arbeit blieb bei den langen und anstrengenden Arbeitszeiten kaum Zeit für andere Aktivitäten. Auch die Wochenende nutze ich oft eher zur Entspannung, zumal die Stadt St.Gallen leider nicht viel zu bieten hatte. Trotz dessen nutzen meine Mitbewohner und ich die Zeit um auch anliegende Berggebiete und Seen beim Wandern zu entdecken. Die Schweiz bietet hier gerade für Menschen die Berge lieben große Möglichkeiten. Auch das Skifahren ist bis in den März noch gut möglich und häufig gesehen. Die Schweizer sind ein leistungsorientiertes, aber auch friedliches und entspanntes Volk. Es ist sehr angenehm in der Schweiz mit Lokalen Zeit zu verbringen.
Persönlich hätte ich mir gewünscht mehr Zeit und Energie zu haben während meines Praktikums die Umgebung zu entdecken und etwas zu unternehmen. Auch das Vernetzen ist an der Universität als Praktikant nicht einfach. Austauschmöglichkeiten oder Gruppen gibt es kaum. Ebenso ist die kompetitive Atmosphäre an der Universität St.Gallen leider auch nicht förderlich. Aufgrund meiner hohen Überstunden und angesammelten Urlaubstage beendete ich hingegen mein Praktikum bereits 2 Wochen vor meinem Vertragsende und nutze diese im mit meinem Vater eine Rundtour durch die Schweiz zu machen.
Abschließende Gedanken
Aus meinem Praktikum am IFPM der Universität St.Gallen nehme ich viele Erfahrungen mit. Einerseits bin ich glücklich Erfahrungen im Bereich der Personalforschung gemacht zu haben und bin froh über die Beziehungen, die ich mich führenden Forschenden aufbauen konnte. Schade finde ich die langen Arbeitszeiten, die an Privatleben und andern eigenen Ressourcen gerungen haben. Im Endeffekt habe ich dort neben vielen positiven Erfahrungen eben auch realisieren müssen, dass diese Art der Arbeit möglicherweise für mich nicht passend ist. Ich bin dankbar für die Zeit in meinem Auslandspraktikum und empfehlen stark sich nicht vom Ausland abschrecken zu lassen, um wertvolle Lebenserfahrung zu sammeln, die in der direkten Verbindung mit dem eigenen Studium steht. Dabei bin ich auch für Erasmus+ dankbar, die mich finanziell unterstützen konnten, da die Lebenshaltungskosten in der Schweiz stark erhöht sind.
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