Dzien dobry, ich bin Eva und entschied mich dazu noch ein Auslandspraktikum zu absolvieren, bevor die Masterarbeit in meinem Studienfach Betriebswirtschaftslehre an der Universität Bremen losgehen wird. Bedingt durch Corona war ich in der Auswahl der Länder eingeschränkt und entschied mich schnell für Polen. Durch meine polnischen Wurzeln mütterlicherseits, bin ich bereits oft durch das Land gereist, doch wollte ich das Land und die Leute über einen längeren Zeitraum näher kennenlernen. Daher bewarb ich mich auf online ausgeschriebene Praktikumsstellen in der Millionenstadt Breslau (polnisch: Wrocław) in Niederschlesien.

Die Suche nach einem passendem Praktikumsplatz war anfangs schwierig, doch umso glücklicher war ich, als ich (nach drei Runden Vorstellungsgespräch mit Sprachentests) vier Wochen vor dem eigentlichen Beginn die Zusage bei Capgemini Polska in Breslau erhielt. Randnotiz: Capgemini SE mit Sitz in Paris ist ein börsennotiertes Beratungs- und IT-Dienstleistungsunternehmen und die größte Unternehmensberatung europäischen Ursprungs mit weltweit über 270.000 Mitarbeitenden.

Nach dem spontanen Umzug begann mein dreimonatiges Praktikum bei Capgemini am 01.06.2021. Als neues Mitglied im Project Management Office (PMO) bekam ich mit weiteren neuen Mitarbeitenden über die ersten drei Wochen zahlreiche online-Einführungstermine, um die Organisation und die Abläufe in der Projektarbeit kennenzulernen. Hilfreich war auch mein Unternehmens-Pate, der mir ab dem ersten Tag im Büro zur Seite stand und mir jede Frage beantwortete.

Als ich nach den Einführungswochen einem der zahlreichen Projekte, die durch das PMO betreut werden, zugeteilt wurde und von den Projektmitgliedern in alle Prozesse eingelernt wurde, bekam ich erste eigenständige Verantwortlichkeiten. So waren meine Aufgaben unter anderem das Budgetcontrolling, die Rechnungserstellung, das Projektreporting, sowie das On- und Offboarding von Projektmitgliedern. Neben vielen verschiedenen Softwareprogrammen lernte ich auch viel neues über Finanzanalysen und das Management von Großprojekten. Die Projektarbeit mit den Managern und weiteren Team-Kolleg:innen aus Deutschland und Indien lief in online-Calls entweder auf Deutsch oder Englisch, während ich im Büro mit meinen Kolleg:innen auf polnisch sprach.

Allgemein begeisterten mich die flachen Hierarchien des Unternehmens, das durchgängige Duzen und das moderne Gebäude im Business Park mit den offenen Workspaces. Es gab zudem verschiedene Aktionen vom Unternehmen, wie den Hot-Dog-Day, Eis und Obst in den Küchen oder ein gemeinsames Picknick. Da die aktuelle Pandemiesituation den Sommer über recht gering war, konnten wir trotz bestimmter Restriktionen sicher im Büro arbeiten. So habe ich auch persönlich viele nette und hilfsbereite Menschen kennenlernen können.

Allgemein ist Polen für die Herzlichkeit und Aufgeschlossenheit bekannt. Dies bekam ich auch schon vor meinem Umzug bei der Wohnungssuche über das Internet zu spüren, wo ich online für eine moderne möblierte Einzimmerwohnung in der Nähe des Business Parks unterschrieb. Die Lage war also perfekt, um mit dem Fahrrad zur Arbeit zu gelangen aber auch gut gelegen, um mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Innenstadt Breslaus zu gelangen.

Breslau hat als viertgrößte Stadt Polens einen hohen Lebensstandard und verfügt über viele kulturelle Angebote. Ich besichtige nach meinen (zum Teil langen) Arbeitstagen zahlreiche Museen und historische Orte, war bei Sportveranstaltungen und auch Konzerten. An Wochenenden konnte ich durch die gute Infrastruktur auch Schlösser und die malerische Natur außerhalb Breslaus besichtigen. Zu empfehlen ist hier das Schloss Ksiaz oder der Berg-Kurort Karpacz. Das Preisniveau ist im Dienstleistungssektor allgemein geringer als in Deutschland, wodurch ich oft außerhalb Essen war und mich mit Kolleg:innen in (Beach)Bars oder in den zahlreichen Parks traf. Nationale Speisen wie Pierogi, Bigos und polnisches Bier durften dabei nicht fehlen. Und natürlich unternahm ich auch die typischen Touristen-Attraktionen und begab mich auf die Suche nach den Zwergen-Statuen (ca. 700), die in der Stadt verteilt als Wahrzeichen gelten, und besichtigte zahlreiche Kirchen, die Halbinsel Ostrow-Tumski und historische Stadtteile.

Zusammenfassend hatte ich in Polen eine schöne und lehrreiche Zeit und bin sehr glücklich auch in Zeiten der Pandemie (trotz einiger Einschränkungen) diese Erfahrungen gesammelt und mich persönlich weiterentwickelt zu haben.