1. Vorstellung der Institution
Im Rahmen meines 2-monatigen ERASMUS-Praktikums war ich an der Universität Minho in Braga im Fachbereich Geowissenschaften tätig. Ich habe in Nordportugal für meine Master-Arbeit Grundwasserproben gesammelt. Diese konnte ich vor Ort im Labor für Wasserchemie analysieren und für weitere Untersuchungen an der Universität in Bremen vorbereiten. Bei der Arbeit handelt es sich um ein größeres Projekt, welches das Ziel hat, die Thermalwässer in der Region Minho besser zu verstehen und zu charakterisieren. Dies ist besonders im Hinblick auf erneuerbare Energien interessant. Neben der Universität Minho arbeiten an dem Projekt mehrere Akteure mit. So ist das in Braga ansässige Ingenieurbüro SINERGEO involviert und hat für die Probenahme Material und Ausrüstung zur Verfügung gestellt.

2. Praktikumstätigkeiten
Die Hauptaufgabe während des Praktikums war das Sammeln von Wasserproben. Dabei haben uns neben den Thermalwässern auch flache Grundwässer und Flusswässer interessiert. Zu diesem Zweck wurde mit Hilfe der Geoinformations-Software QGIS eine Karte aller potenziellen Probenahmestellen erstellt. Die Thermalwässer stammen zum großen Teil aus Tiefbohrungen und werden von Schwimmbädern oder Wellness-Einrichtungen genutzt. Dort mussten vorab Termine abgestimmt werden. Bei den flachen Wässern war die Anforderung, Quellen natürlicher Grundwässer zu finden. Als Grundlage diente uns hierzu neben der Expertise von SINERGEO diverse Literatur.

Die Wässer wurden vor Ort auf die Parameter Temperatur, Sauerstoffgehalt, pH-Wert, elektrische Leitfähigkeit, TDS (Total Dissolved Solids) und ORP (Oxygen Reduction Potential) untersucht (siehe Abbildung 1). Für die weitere Untersuchung wurde zudem eine Wasserprobe vor Ort abgefüllt. Für die Messung von Quecksilber im Wasser mussten die Wasserproben schon vor Ort gefiltert werden, damit es nicht zu einer Kontamination durch das in der Atmosphäre natürlich vorkommende Quecksilber kommt. Hierzu diente eine kleine Spritze mit Filteraufsatz. Anschließend wurden die Proben in einer Kühlbox aufbewahrt.

Abbildung 2: Pipettieren von Salzsäure in Probenfläschchen, um die Proben anzusäuern. Dies verhindert, dass Feststoffe aus dem Wasser ausfallen.

Danach wurden die Proben für die weitere Aufbereitung ins Labor gebracht (siehe Abbildung 2). Zunächst wurden die Proben gefiltert, damit keine Schwebstoffe o.ä. die Messung verfälschen. An der Universität Bremen werden die Wässer auf Wasserisotope, Anionen, Kationen und Spurenelemente untersucht. Zu diesem Zweck wurde ein Teil der gefilterten Wasserprobe in kleine Fläschchen zur Mitnahme nach Bremen abgefüllt. Vor Ort wurde zudem die Alkalinität bestimmt. Dabei handelt es sich um die Kapazität des Wassers, Säure aufzunehmen. Dafür wurde mittels Titration Säure in die Wasserprobe gegeben bis der pH-Wert des Wassers zu einem bestimmten Punkt umschlägt. Dieser Punkt wurde anhand eines Farbindikators sichtbar gemacht. Anschließend wurden die Proben im Kühlschrank gelagert, damit sie einer konstanten Temperatur ausgesetzt sind.

3. Bezug zu Studienschwerpunkten bzw. -fächern
Das Praktikum dient unmittelbar der Probenahme für meine Masterarbeit. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Analyse von Wasserisotopen und hydrogeologischer Geländearbeit. Dies entspricht dem Wahlpflichtfach „Hydrogeologie“, welches ich im Master belegt habe. Anhand der Wasser-Isotope ist es möglich, Informationen über die Fließwege des Wassers und Mischprozesse zwischen verschiedenen Wässern zu erhalten. Ergänzend dazu werden Anionen, Kationen und Spurenelemente betrachtet, die die Interpretation der Isotopendaten stützen sollen. Am Ende soll ein konzeptionelles Grundwassermodell für die Region erstellt werden. Das langfristige Ziel der Studie ist, dass die geothermalen Ressourcen in Zukunft besser genutzt werden können.

4. Relevanz für die angestrebte Berufstätigkeit
Das Praktikum ist für mich eine wertvolle Erfahrung. Ich habe im Rahmen eines Projekts meine eigene Probenahme-Kampagne organisiert. Der wichtigste Aspekt dabei war eine erfolgreiche Teamarbeit. Eine neue Herausforderung für mich war, dass die Kommunikation ausschließlich auf Englisch abgehalten wurde. Das Praktikum hat meine Anpassungsfähigkeit an eine neue Umgebungen verbessert. Besonders im Bereich der Geowissenschaften wird viel international gearbeitet. Somit ist es nicht auszuschließen, dass weitere Auslandsaufenthalte auf mich zukommen werden. Auch das gesteigerte Selbstvertrauen in meine Englischkenntnisse wird für mich von Vorteil sein.

5. Allgemeines
5.1. Wie bin ich an das Praktikum gekommen?
Zwischen Professor Antunes von der Universität Minho und Professor Pichler von der Universität Bremen besteht seit einigen Jahren eine Kooperation. Professor Antunes war während meines Bachelors sogar an der Universität Bremen und hat einen Vortrag gehalten. Auf der Suche nach einer Masterarbeit bin ich bei Professor Pichler fündig geworden, der mir dieses Projekt vorgeschlagen hat. Bei ihm habe ich im Master die Vorlesung „Isotopen-Hydrogeologie“ belegt. Es kam die Idee auf, dass ich für die Masterarbeit nach Portugal reisen könnte, um die Proben selbst zu sammeln. Dafür hat sich das 2-monatige ERASMUS-Praktikum angeboten. Nachdem ich beim International Office angefragt habe, habe ich sehr viel Support bekommen und konnte das Praktikum problemlos gefördert bekommen.

5.2. Welche Erfahrungen habe ich gemacht?
Die Organisation der Reise war von der weltweiten Corona-Pandemie geprägt. Ursprünglich wollte ich bereits im März nach Portugal reisen. Da das Land zu dem Zeitpunkt stark von Corona betroffen war, musste ich die Reise verschieben und warten bis sich die Lage verbesserte. Für den Flug mussten vorab mehr Vorbereitungen getroffen werden als üblich. Zum einen musste ein negativer PCR-Test (auf eigene Kosten) vorgelegt werden um einreisen zu dürfen. Zum anderen musste ein Nachweis mitgeführt werden, dass es sich um eine nicht-touristische Reise handelt. Das International Office hat mir eine entsprechende Bescheinigung ausgestellt. Als ich am Flughafen in Porto mit zwei großen Koffern (eine große Kiste mit Ausrüstung) ankam, wurde ich von Professor Antunes abgeholt und zu meiner Unterkunft gebracht. Ich wurde sehr gut in der Arbeitsgruppe von Professor Antunes aufgenommen und habe viel Hilfe bekommen.

Sprachprobleme hatte ich vor Ort keine. Die meisten Leute sprechen dort gut Englisch. Für alltägliche Situationen wie den Einkauf im Supermarkt oder das Kaufen eines Bustickets habe ich mir ein paar Grundlagen auf Portugiesisch angeeignet.

In den letzten zwei Wochen meines Aufenthalts war ein großer Teil der Probenahme abgeschlossen und es blieben ein paar freie Tage. Für diesen Zeitraum habe ich mir einen Wagen gemietet, um ein paar Orte in der Umgebung zu besuchen. Zu erwähnen wären hier unter anderem die Atlantik-Küste bei Esposende oder der Nationalpark Geres, den ich zum Wandern aufgesucht habe (siehe Abbildung 3).

6. Fazit
Der 2-monatige Aufenthalt in Braga, Portugal war für mich eine sehr wertvolle Erfahrung. Ich habe ein neues Land und eine neue Mentalität kennengelernt und habe das Gefühl, mich selbst weiterentwickelt zu haben. Zudem konnte ich große Fortschritte für meine Masterarbeit verzeichnen. Ich würde jedem, der die Möglichkeit dazu hat, empfehlen ein Praktikum im Ausland zu machen. Portugal als Land ist auch sehr zu empfehlen, nicht zuletzt wegen der vielfältigen und schönen Landschaft.