Ich studiere Politik-Wirtschaft und Spanisch im Master of Education und ich habe ein Praktikum an der IES San Isidoro in Sevilla vom Oktober 2020 bis Ende Mai 2021 als eine gute Möglichkeit gesehen, vor dem Referendariat Unterrichtserfahrungen zu sammeln und meine Spanischkenntnisse auszubauen. Durch das 8-monatige Praktikum habe ich mir viele Einblicke in den (spanischen) Schulalltag erhofft, die ich auch bekommen habe.

Vorbereitung
Zur Vorbereitung auf meine Reise habe ich mir einen Flug und ein Hostel für drei Nächte gebucht, um dann vor Ort in Sevilla ein Zimmer suchen zu können. Über Facebook und Milanuncios habe ich dementsprechend Termine zur Besichtigung vereinbart. Des Weiteren habe ich Kontakt mit den Praktikumskoordinator der IES San Isidoro gehalten, der mich vor allem über die Corona-Situation in Spanien informiert hat.

Wenn das Praktikum über die Wintermonate absolviert wird, sollte auch warme Kleidung in den Koffer eingepackt werden. Von November bis Anfang Februar ist es dort zum Teil sehr kalt und regnerisch. Die Lehrer und Schüler haben im Winter mit Mütze, Handschuhe und Decken im Unterricht gesessen.

Unterkunft
Bezüglich der Wohnungs- bzw. Zimmersuche rate ich davon ab, eine Wohnung bei Firmen mit einer Reservierungsgebühr oder ähnliches zu mieten. In Sevilla gibt es eigentlich genug Angebote. Die Wohnungen haben in der Regel keine fest installierten Heizungen, aber die meisten haben bereits eine Klimaanlage, die wärmt. Dies würde ich unbedingt empfehlen! Ich habe für mein relatives großes Zimmer mitten in der Einkaufsstraße im Zentrum mit Balkon monatlich 400€ (warm) bezahlt. Jedoch scheint dies eher ein „Corona-Preis“ gewesen zu sein, da es sonst für 450-480€ (warm) vermietet wird. Es gibt aber auch einige preisgünstigere Wohnungen im Zentrum (ab 300€) und außerhalb des Stadtzentrums sind die Wohnungen natürlich günstiger (ab 250€).

Die Schule
Die IES San Isidoro liegt im Zentrum von Sevilla und ist eine bilinguale Schule mit Sekundarstufe I. und II. für Deutsch. Einige Schulfächer wie Geschichte, Technologie, Sport, Philosophie und Biologie werden folglich auf Deutsch angeboten, sodass das Interesse an deutschsprachigen Praktikanten sehr groß ist. Der Praktikumskoordinator Julián ist dabei auch sehr bemüht, viele Praktikanten aufzunehmen. Wegen Corona waren wir in diesem Schuljahr aber nur zu dritt. In „normalen“ Zeiten nimmt die Schule in der Regel alle Praktikanten auf, die sich bewerben. Die Lehrer sind alle sehr freundlich und freuen sich über Unterstützung im Unterricht und bei der Vorbereitung von bilingualem Material. Julián und die anderen Lehrer konnten bei Fragen immer angesprochen werden und es wurde einem stets geholfen.

Pädagogische Erfahrungen
Die Deutschlehrer haben zum Teil schon sehr viele Erfahrungen mit Praktikanten. In einigen Klassen habe ich die Schüler in Kleingruppen auf ihre mündliche Prüfung für das Goethe Institut vorbereitet. Das Material dafür habe ich vom Lehrer erhalten. Außerdem habe ich in Kleingruppen mit den Schülern das Schreiben von Texten geübt. Die Schüler sind in der Regel alle sehr nett und sind vor allem in den Kleingruppen motivierter, deutsch zu lernen.

In anderen Klassen habe ich im Unterricht die Möglichkeit gehabt, Teile davon oder die ganze Stunde zu gestalten. Ich habe versucht, Methoden auszuprobieren, jedoch hat es sich wegen Corona ein wenig schwierig gestaltet, interaktiven und abwechslungsreichen Unterricht durchzuführen. Aufgrund der Vorschriften durften die Schüler vor allem am Anfang meines Praktikums keine Gruppen- oder Partnerarbeiten machen und nicht aufstehen während des Unterrichts. Lernstationen, Gruppenpuzzle etc., also all die Methoden, die man im Studium kennenlernt, konnte ich also leider nicht anwenden. Ich habe während dieser Zeit gelernt, wie man einen möglichst interaktiven Frontalunterricht gestaltet. Von den Lehrern habe ich zum Teil auch Feed-back dazu erhalten. Eine richtige Vor- und Nachbesprechung war in der Regel etwas schwierig, weil die Lehrer sehr viel Stress haben. In Spanien gibt es Trimester und die SchülerInnen schreiben in allen ihren Fächern viele Klausuren, sodass bereits zu Anfang des Semesters und Trimester Klausuren geschrieben werden. Die Schüler erhalten in der Regel während des Schuljahrs drei Noten, wobei ihre Endnote auf dem letzten Zeugnis am wichtigsten ist.

Für den bilingualen Unterricht habe ich zum Teil wöchentlich Arbeitsblätter vorbereitet. Wenn mehr Praktikanten da gewesen wären, hätte ich auch im bilingualen Unterricht unterrichtet und nicht nur im Deutschunterricht.
Eine weitere Tätigkeit, die vor allem während der Klausurenphase aufkam, war zum Teil die Korrektur von Klassenarbeiten oder Texten der Schüler zur Vorbereitung auf die Klausur.

Fazit
Ich habe meine acht Monate an der IES San Isidoro und in Sevilla sehr genossen. Sevilla ist eine sehr schöne Stadt, in der es sich lohnt, zu leben. Sowohl sprachlich als auch pädagogisch habe ich während dieser Zeit einiges gelernt. Ich hatte vor Beginn immer wieder Zweifel aufgrund von Corona und ich bin so froh und dankbar, dass ich das Praktikum wie geplant durchgeführt habe.