Das Wintersemester 20/21 habe ich im Rahmen meines Public Health Studiums ein viermonatiges Praktikum bei der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa in der Vertretung der Freien Hansestadt Bremen in Brüssel (im Folgenden: Vertretung) absolviert. Schon zu Beginn meines Studiums interessierte mich die Gesundheits- und Europapolitik sehr, sodass ich beschloss mich bei der Vertretung zu bewerben, um so in den Themenbereichen mein Wissen zu Europa-, Bundes-, und Bremer Politik noch weiter zu vertiefen. Trotz der Corona-Lage in Belgien im Herbst 2020 nahm ich die Möglichkeit wahr und erreichte Brüssel am 30.09.2020 mit dem Zug.


Ankunft, Unterkunft und Umgebung
Meine Ankunft in Brüssel verlief problemlos. Ich stieg in Bremen in die Bahn, stieg in Köln um und erreichte Brüssel knapp fünf Stunden später. In Brüssel, am Bahnhof Midi angekommen, kaufte ich mir noch ein Ticket für den städtischen ÖPNV und fuhr zu meiner Unterkunft.

In meiner temporären Wohnung angekommen entledigte ich mich vorerst meines schweren Gepäcks und schaute mich um. Meine Kolleg*innen in der Vertretung haben mir vor meinem Praktikum ein Handbuch zukommen lassen, in dem ehemalige Praktikant*innen über ihre eigenen Erfahrungen in Brüssel berichten. Aus diesem Handbuch habe ich auch Wohnungsempfehlungen erhalten, sodass ich mit ein wenig Glück eine schöne Suite inmitten von Ixelles, einem der vielen Stadtteile bzw. Gemeinden der Region Brüssel, bewohnen durfte. Die Vermieterin wohnt mit ihren Kindern im selben Haus und kannte über ihren Ehemann, der Bremer ist, auch meine Heimat gut. Die Wohnung hat gehalten, was sie versprochen hat und war für Praktikant*innen sehr gut geeignet.

Die Umgebung der Wohnung hatte eine gute Versorgungsstruktur: Supermärkte, der ÖPNV und schöne Parks waren in direkter Umgebung. Die alten Brüsseler Häuser taten ihr übriges, um den Flair, trotz des kühlen Wetters, angenehm und leicht zu gestalten. Zu Fuß waren es knapp zehn Minuten zum nächsten Supermarkt. Hier fand ich alles, was den Hunger und Durst stillt. Mit der Bahn vor der Tür konnte ich mit einem Umstieg innerhalb einer halben Stunde in das Büro fahren. Mit dem Rad ging es sogar noch schneller.

Leben
Das Leben in Brüssel ist angenehm. Trotz der Corona-Pandemie konnte ich den üblichen Alltag in Brüssel erahnen. Die große Anzahl von Kulturstätten und historischen Bauten hat mich sehr beeindruckt. Museen, Kirchen, riesige und historische Regierungs- bzw. Verwaltungsgebäude, das Wahrzeichen Atomium inklusive angrenzender Parks, der Grand Place, das Europaviertel und vieles Weitere mehr zeigten mir, wie reichhaltig das Leben in Brüssel sein kann.

Mein Leben in Brüssel bestand unter der Woche daraus zu der Vertretung zu fahren, dort zu arbeiten und anschließend wieder nach Hause zu fahren. Dort angekommen kaufte ich ein, schaute Filme und telefonierte mit meinen Freunden in Deutschland. Am Wochenende nahm ich mir vor die unterschiedlichen Sehenswürdigkeiten von außen zu betrachten und die Stadt bzw. die Umgebung ein wenig zu erkunden.

Insgesamt gab es – aufgrund der Corona-Pandemie – wenige Praktikant*innen in Brüssel und es wurde von Kontakten abgeraten, sodass ich froh war in der Woche zur Arbeit fahren zu können und dort mit Kolleg*innen sprechen zu können.


Praktikum
Das Praktikum verlief rückblickend sehr gut. Inhaltlich setzte ich mich vertieft mit den Vorhaben der Europäischen Kommission im Bereich Wissenschaft und Forschung, Gesundheit, Verbraucherschutz und Kultur auseinander. Die Europäische Kommission veröffentlichte einige Vorhaben im Bereich der Gesundheitspolitik, sei es zur Krisenbekämpfung mit Impfungen, zur besseren vorausschauenden Planung von zukünftigen Gesundheitskrisen oder zum Umgang mit Arzneimittelknappheit. Mit meiner vorherigen Ausbildung als Krankenpfleger und meinem Studium brachte ich viel Hintergrundwissen mit, was sich in der inhaltlichen Arbeit auszahlte. Ganz praktisch analysierte ich die Mitteilungen der Europäischen Kommission, fasste diese bündig zusammen und bewertete die Inhalte aus Bremer Sicht bzw. gab eine Einschätzung zu den möglichen Konsequenzen, Schwierigkeiten oder auch Gewinnen für Bremen. Ergänzend dazu nahm ich regelmäßig an Arbeitskreissitzungen teil, die ich anschließend protokollieren durfte. Ich übernahm vielfältige Recherchetätigkeiten, ich beteiligte mich an der Öffentlichkeitsarbeit der gesamten Europaabteilung und ich erhielt die Möglichkeit an einem Webinar mit dem Titel „Die Impfstrategie der Europäischen Union“ mitwirken zu dürfen.

Insgesamt hat mir die Arbeit viel Freude bereitet, mir jedoch auch meine Stärken und Schwächen aufgezeigt. Das regelmäßige Feedback meiner Betreuerin und meiner Kolleg*innen hat mir bei meiner Arbeit sehr geholfen und ermöglichte mir so viel Neues zu lernen.


Corona

Corona hat das öffentliche Leben in Belgien, insbesondere zu Beginn des Praktikums, stark beeinträchtigt. Belgien war im Oktober eines der Länder mit der höchsten Covid-19-Inzidenz in Europa. Die Belgische Regierung zog ihre Konsequenzen daraus, machte Home-Office zur Pflicht und beschränkte das tägliche, öffentliche Leben auf ein Minimum.

Für mich hatte das zur Konsequenz, dass ich einen Großteil des Praktikums aus den eigenen vier Wänden absolvieren musste. Phasenweise geschah dies sehr isoliert, ich hatte jedoch eine gute Hausgemeinschaft und regelmäßigen telefonischen Kontakt zu meinen Freunden, sodass auch diese Herausforderung gemeistert werden konnte.

Fazit
Die Gelegenheit im Rahmen des ERASMUS+-Programmes ein Praktikum in Belgien zu absolvieren fiel mir einerseits phasenweise schwer, weil der Kontakt zu Kolleg*innen gefehlt hat. Andererseits habe ich viele neue Eindrücke gewinnen können, meine Kenntnisse in Niederländisch ausbauen können und tolle Kolleg*innen, wenn auch häufig digital, kennengelernt. Das Wichtigste jedoch ist, dass ich Einblick in ein Berufsfeld erlangen konnte, dass ich mir auch für meine Zukunft vorstellen kann. Daran zu Arbeiten dieses Berufsfeld auch Realität werden zu lassen, ist nun mein Ziel.