Die Entscheidung am Ende meines Studiums noch einmal ins Ausland zu gehen, fiel im Dezember 2019. Ich hatte fast alle meine Seminare besucht und für das Sommersemester stand noch die Masterarbeit aus. Also bewarb ich mich zunächst für eine Fremdsprachenassistenz beim PAD. Die Zusage kam Ende April, jedoch war ich mit der mir zugeteilten Region nicht zufrieden, sodass ich nach einer Alternative suchte. Gefunden habe ich die Stellenausschreibung für das Praktikum auf der Seite des OFAJ (bzw. DFJW) unter den Stellenangeboten. Nach dem Abschicken meiner Bewerbung habe ich ein Bewerbungsgespräch per Skype mit dem Direktor und der Präsidentin des Centre Culturel franco-allemand (CCFA) in Nantes geführt. Kurz nach dem Gespräch kam die Zusage und ich entschied mich am 02.September das Praktikum als Sprachassistentin zu beginnen. Nach der Zusage und meiner Entscheidung nach Nantes zu gehen fingen die Vorbereitungen an. Zunächst einmal stellte ich einen Antrag auf Erasmus+ und klärte alle Formalitäten mit dem CCFA. Hier denkt man zunächst an einen großen bürokratischen Aufwand, allerdings ist das Verfahren sehr transparent und einfach zu bearbeiten. Hinzu kommt, dass das International Office auch gut per Mail erreichbar war. Als nächstes habe ich dann meine Ankunft in Nantes vorbereitet. Ich habe nach einer Wohnung gesucht und bin über leboncoin.fr fündig geworden. Aber auch über lacartedescoloc.fr haben einige meiner Kolleg*innen eine Unterkunft gefunden. Aus ökologischen Gründen habe ich mich dafür entschieden mit dem Zug zu fahren, so konnte ich auch unbegrenzt Gepäck mitnehmen. Hier lohnt es sich schon für die Anreise sich eine Carte Jeune der SNCF anzuschaffen, um direkt zu sparen. Diese kostet 49€ und man erhält Sparpreise. Durch meine Masterarbeit, die leider nicht vor meinem Praktikum fertig geworden ist, konnte ich erst am 01.September anreisen, einen Tag vor Arbeitsbeginn. Das kann ich nicht empfehlen, da ich nach der Anreise (12h) recht müde war und viele neue Eindrücke direkt am Abend auf mich einprasselten, war der erste Arbeitstag, mit ebenso vielen Eindrücken und Informationen, sehr anstrengend und ermüdend.
Die ersten Wochen in Nantes…
Wie bereits angeklungen, war die erste Woche im CCFA sehr eindrucksvoll. Das Kollegium hat sich zur rentrée neu zusammengesetzt. Hinzu kam, dass das CCFA vor den Sommerferien umgezogen ist und nun das erste Mal die équipe des CCFA in den neuen Räumlichkeiten arbeitet. Wir teilen uns mit drei anderen binationalen Kulturzentren ein Open Space, woran sich alle Beteiligten erst einmal gewöhnen mussten. Neben dem Ankommen im CCFA und den Räumlichkeiten des Maison de l’Europe gab es noch einige Formalitäten zu klären. So habe ich bspw. ein Konto bei einer französischen Bank eröffnet, was nicht unbedingt notwendig ist, da ich jedoch keine Kreditkarte hatte, mir einiges erleichtert hat. Dadurch, dass ich 35 Stunden in der Woche gearbeitet habe und meist erst gegen 18 Uhr Feierabend hatte, blieb am Ende des Tages nicht viel Zeit, um die Stadt zu entdecken. Durch den schönen und warmen September war es aber gut möglich sich abends noch in einer Bar zu treffen und den Tag ausklingen zu lassen. Wenn ihr einen Mietvertrag habt, kann es auch lohnenswert sein eine Anfrage an die CAF zu stellen, das ist sozusagen ein Wohngeld, auf das man hier in Frankreich Anspruch erheben kann. In Nantes ist es, ähnlich wie in Bremen und Oldenburg, gut ein Fahrrad zu haben, da man so schnell überall hinkommt, ohne auf den Öffentlichen Nahverkehr angewiesen zu sein (auch wenn dieser gut ausgebaut ist). Man kann sich über die Universität günstig ein Rad leihen, das auch in gutem Zustand ist. Sonst kann man aber auch über leboncoin.fr fündig werden.
Der Arbeitsalltag als Sprachassistentin
Einen Alltag gab es für mich und meine Kollegin, die ebenfalls als Sprachassistentin gearbeitet hat, zunächst nur durch die festgelegten Arbeitszeiten. Unsere Kurse haben erst Ende September begonnen, sodass wir viel Zeit zur Einarbeitung und zum Ankommen hatten. Außerdem haben wir die ersten Veranstaltungen geplant und durchgeführt, die das CCFA außerhalb der Kurse anbietet. So haben wir bspw. den ersten Kindernachmittag veranstaltet. Mit dem Beginn der Kurse hat sich unser Arbeitstag noch einmal umstrukturiert. Viele unserer Kurse fanden abends statt, sodass wir morgens später angefangen haben oder auch einmal einen kompletten Vormittag frei genommen haben als Ausgleich. Dadurch dass die Kurse am Abend sind, war es für mich nicht möglich beim Uni-Sport oder anderen Aktivitäten einzuschreiben. Das war sehr schade, da ich so schwer Kontakt zu anderen Franzosen und Französinnen knüpfen konnte. Das war mir vor meinem Praktikum in diesem Ausmaß nicht bewusst. Am CCFA habe ich vor allem Konversationskurse angeboten. Hierbei ging es vor allem darum einen Gesprächsanlass für die Teilnehmenden zu schaffen und eine Struktur zu finden, die es ihnen ermöglicht, Fortschritte in Deutsch zu machen. Das war eine Herausforderung für mich, da wir an der Universität vor allem eine Durchmischung aller Fertigkeiten nutzen, um die Schüler*innen zu fördern. So habe ich viel über das Thema Gesprächsanlässe gelernt und konnte im Rahmen dieses Praktikums viel ausprobieren, was ich für meine spätere Tätigkeit als Lehrerin nutzen kann.
Neben der Vorbereitung der Kurse haben wir uns wöchentlich mit dem ganzen Kollegium getroffen und geschaut, welche Projekte gerade laufen und Kommendes besprochen. Ein großes Thema war anfangs auch die Zusammenarbeit im Open Space und die Rücksichtnahme auf die anderen Kulturzentren. Für mich war die Arbeit im Open Space anfangs eine Herausforderung, da die Geräuschkulisse zeitweise sehr laut und unruhig war. So ein Arbeitsumfeld war mir bisher nicht bekannt und ich musste mich erst gewöhnen. Nun weiß ich jedoch, wie ich mich in so einer Konstellation einfinden kann und auch wie ich den anderen mitteilen kann, wenn es zu laut wird. Das Kollegium im CCFA bestand zu Beginn aus der Präsidentin und dem Direktor als feste Personen. Hinzu kamen neben mir noch eine weitere Sprachassistentin, ein DAAD-Lektor, eine Person für die mobi.klasse, ein junger Botschafter aus Saarbrücken (der Partnerstadt von Nantes) sowie drei Praktikantinnen bzw. service civique, die für das Filmfestival gearbeitet haben. Das Team bestand bis auf zwei Personen nur aus Deutsch-Muttersprachler*innen und auch die beiden Französinnen sprachen gut Deutsch. Die Arbeitssprache war also sowohl in den Kursen als auch außerhalb der Kurse Deutsch. Mein Ziel für das Praktikum war es an meinem Französisch zu arbeiten und sicherer zu werden vor Beginn des Referendariats. Zwar habe ich in Alltagssituationen (wie beim Einkaufen) und auch in der WG Französisch gesprochen, dennoch hat sich der Großteil meines Alltags auf Deutsch abgespielt. Gerade durch die späten Kurse war es nicht möglich noch eine Aktivität aufzunehmen, die es mir ermöglicht hätte, mehr Französisch zu sprechen. Deshalb ist es ratsam sich vor einem solchen Praktikum über die Präsenz der deutschen Sprache bewusst zu sein und dies bei der Zielsetzung und den Vorstellungen rund um den Aufenthalt zu berücksichtigen.
Sechs Monate später…
Nun bin ich am Ende meines Praktikums angekommen und blicke zurück auf sechs aufregende Monate. In dieser Zeit durfte ich eine Stadt und eine Region Frankreichs kennenlernen, die ich so nicht kannte. Ein Blick gerade aus der Stadt heraus und hinein in die Tiefen der Bretagne lohnt sich definitiv, die Atlantikküste hat auf jeden Fall ihren Charme, den es zu genießen gilt, wenn es einen hierher verschlägt. Der Arbeitsalltag mit 35h/Woche ist nicht zu unterschätzen, eben weil es so viel Neue zu entdecken gibt. So konnte ich die Zeit bis Ende Januar nur eingeschränkt nutzen, da mich meine Masterarbeit bis dahin begleitet hat. Eine Abschlussarbeit in einem solchen Umfang ist belastend und ich kann nur raten so etwas nicht „nebenbei“ noch fertigstellen zu wollen. Ich nehme viele Erfahrung aus der Arbeit als Sprachassistentin mit und hoffe einiges davon als Lehrerin anzuwenden, bzw. zu berücksichtigen. Mein Französisch empfinde ich auf einem ähnlichen Niveau wie vor meiner Abreise, was für mich persönlich schade ist, da es das Hauptziel des Praktikums war. Umso mehr versuche ich die Erfahrungen aus dem Arbeitsalltags, die ich hier in Nantes gemacht habe, zu nutzen, um mich in Teams einzubringen und die Zusammenarbeit konstruktiv und effizient zu gestalten.
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