Praktikumssuche:

Seit Anfang meines Studiums wusste ich, dass ich wieder eine Auslandserfahrung sammeln wollte. Ich wohne seit 7 Jahren in Deutschland und habe in dieser Zeit Vieles gelernt. Das Pflichtpraktikum sah ich als die Möglichkeit ein neues Land zu entdecken und neue Herausforderungen zu meistern. Für das Praktikum, das ab April 2017 anfangen sollte, habe ich bereits im Juni Bewerbungen geschickt. Das Wichtigste für mich war im Bereich von Wasserreinigung zu arbeiten. Im Oktober, als ich eine Freundin meiner Mutter in Valencia besuchte, erfuhr ich von Aquaservice; dem größten Trinkwasserlieferanten in Spanien. In Valencia darf Leitungswasser nicht getrunken werden. Ich habe sofort mein Lebenslauf geschickt und 10 Tage später wurde ich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Ich habe eine positive Antwort bekommen, allerdings sollte ich mich nochmal Ende Dezember/Anfang Januar mit Aquaservice in Kontakt setzen um zu besprechen in welchem Projekt ich arbeiten würde. Ende Januar habe ich ein Angebot bekommen und habe mich sofort für das Erasmus Stipendium beworben und um eine Unterkunft gekümmert.

Unterkunft:

Es gibt viele Universitäten in Valencia, deswegen ist das Angebot an Wohnungen und Zimmern für Studenten umfangreich. Wie in Bremen sind viele Anzeigen online zu finden, die nach Preis oder Lage sortiert werden können. Allerdings finden sich bei solchen Anzeigen kaum Informationen über das WG-Leben oder die Mitbewohner*innen. Die Anzeigen sind unpersönlich, kurzgefasst und oft kurzfristig hochgeladen. Des Weiteren unterscheidet sich die Suche dabei, dass es ungewöhnlich ist Skype Telefonate durchzuführen um die Mitbewohner*innen kennenzulernen und die Wohnung zu sehen. Auf meinen Vorschlag hin, meinten die meisten Vermieter, dass es am besten wäre, wenn ich Persönlich vorbeikomme. Sie wollten, dass ich die Wohnung besuche und vor Ort entscheide, ob ich Interesse habe oder nicht. Das hat natürlich die Koordination vom Ausland verkompliziert. Glücklicherweise habe ich drei Wochen vor meiner Reise eine Anzeige von einer internationalen WG gefunden. Sie enthielt eine kurze Beschreibung über die Mitbewohner*innen, ihrer Herkunft und was sie studiert haben. Nach einem Skype Anruf und einigen Emails hatten wir alles geregelt und ich konnte direkt in die WG einziehen als ich in Valencia angekommen bin. Sie waren freundlich und sehr entspannt, ich durfte die Kaution und Miete erst zwei Tage nach meinem Einzug bezahlen. Obwohl es sich um eine große Stadt handelt, ist die Miete in Valencia allgemein viel günstiger als im Bremen. Ich habe 240€ warm für ein 16m2 Zimmer bezahlt. In meiner WG habe ich mit einer Italienerin, einer Rumänin, einer Deutschen und einem Spanier gewohnt. Leider hatten wir kaum Kontakt mit dem Spanier, aber ich habe viel von der Italienerin gelernt; über die italienische Kultur, Geschichte, Küche und Sprache. Ich wurde sofort in ihre Freundesgruppe inkludiert und wir haben fast jeden Tag etwas nach der Arbeit zusammen unternommen.

Das Unternehmen:

Aquaservice ist der erste Lieferant für abgefülltes Wasser in Spanien. Das Unternehmen wurde 1997 gegründet und ist Teil des multinationalen Konzerns American Liquid Packing Systems (ALPS). Aktuell ist dieses Unternehmen der größte Lieferant für abgefülltes Wasser in Spanien und bietet sowohl natürliches Mineralwasser, als auch aufbereitetes Trinkwasser an. Es gibt vier Abfüllbetriebe, wo das Wasser für 200.000 Kunden vorbereitet wird. Mein Praktikum hat im ältesten Betrieb stattgefunden. Dort wurden pro Stunde 1000 Wasserflaschen abgefüllt. Hier wurde nur aufbereitetes Mineralwasser produziert. Das Wasser wurde mit Aktivkohle gefiltert und mit einer Umkehrosmoseanlage aufbereitet. Um den Geschmack zu perfektionieren wurde danach der pH-Wert mit CO2 und Mineralien modifiziert. Auf Grund steigender Kundenzahlen hat Aquaservice im März diesen Jahres einen neuen Betrieb eröffnet und ein neues Projekt im Bereich Produktqualität gestartet. Im Gegensatz zu den meisten spanischen Unternehmen, ist Aquaservice während der ökonomischen Krise weitergewachsen. Aus diesem Grund wurden im Unternehmen kontinuierlich Vorstellungsgespräche durchgeführt und neue Mitarbeiter engagiert.

Meine Aufgaben:

Im Unternehmen habe ich die Aufgabe bekommen beschleunigte Haltbarkeitstests für Trinkwasser auszulegen und durchzuführen. Am Anfang habe ich mich intensiv mit der Literaturrecherche beschäftigt. Ich wollte verstehen wie Haltbarkeitstests bei der Ernährungsindustrie durchgeführt werden und damit einen Plan für mein Projekt entwickeln. Ich konnte selbständig arbeiten und hatte viel Freiheit. Ende der zweiten Woche hatte ich einen detaillierten Plan für das Projekt ausgelegt und konnte mit den ersten Berechnungen anfangen. Der Hauptteil meines Projekts war der Aufbau der Versuchsanlage, die die Wasserproben kontinuierlich auf erhöhten Temperaturen halten würde. Laut der Literatur sind die Reaktionen, die der plastische Geschmack von Ernährungsmitteln in Verpackungen aus Polyethylen verursachen, endotherm. Das heißt, dass bei höheren Temperaturen diese Reaktionen beschleunigt werden. Während des Aufbaus meiner Versuchsanlage hatte ich, zum Glück, die Betreuung der Mechatroniker des Unternehmens. Er hat mir mit der Programmierung der Speicherprogrammierbaren Steuerung und dem Elektrischen Aufbau geholfen. Leider war meine Praktikumszeit zu kurz um die gesamten Tests durchzuführen und ich musste das Projekt zu meinen Kollegen in der Produktqualität weitergeben, damit sie die restlichen Proben auf erhöhten Temperaturen aussetzen könnten. Die letzte Woche habe ich einen Vortrag über meine Arbeit gehalten und habe erklärt welche Schritte in der Zukunft weiterverarbeitet werden sollten.

Das Arbeitsklima:

Ich habe leider nicht so viel Kontakt mit meinen Kollegen gehabt, da mein Büro in der ersten Etage war und alle andere im Erdgeschoss gearbeitet haben. Allerdings sind wir zusammen Mittagessen gegangen und haben sogar im selben Fitnessstudio trainiert. In dieser kurzen Zeit konnte ich viele Ähnlichkeiten zwischen der spanischen und kolumbianischen Kultur sehen. Als ich mit dem Aufbau der Versuchsanlage angefangen habe, hatte ich viel mehr Kontakt mit den anderen Mitarbeitern. Ich fand es angenehmen mit den Mitarbeitern im Werkstatt zu arbeiten, sie waren sehr freundlich und haben viel von ihren Erfahrungen mitgeteilt. Sie haben sich auch die Zeit genommen um zu hören woran ich gearbeitet habe und haben Interesse gezeigt an was ich gemacht habe. Deswegen habe ich mich willkommen gefühlt und habe mich gefreut dort zu arbeiten.

Spanien:

Einer der größten kulturelle Schocks, die ich in Spanien erlebt habe, war mit den Essenszeiten. In Spanien wird sehr spät mittags und abends gegessen. Bei der Arbeit haben wir erst um 16 Uhr mittagsgegessen, das fand ich besonders ungünstig. Danach habe ich mich entschieden eine kleine Pause um 12 Uhr zu machen, um Obst und einen Snack zu essen damit ich bis 16 Uhr aushalten konnte. Oft nahm ich das Essen um 16 Uhr als mein Abendessen, da es so viel war. Ein anderer Unterschied den ich gesehen habe, war wie Laut das Leben in Valencia ist. Als ich einkaufen gegangen bin war ich schockiert davon, wie laut die Leute im Supermarkt geredet haben, ich hatte das Gefühl in die Mensa reingegangen zu sein. Es war ein Samstag um 21 Uhr und trotzdem war der Supermarkt voll. Ich hörte Leute oft abends oder morgens (bis drei oder vier Uhr morgens), die an der Straße vorbeigelaufen sind, als sie betrunken geredet oder gesungen haben.

Da ich im Praktikum, außer dem von Erasmus, ein weiteres Stipendium von meinem Arbeitgeber bekommen habe und die Miete in Spanien günstiger als in Deutschland war, konnte ich viel Reisen und war jedes zweite Wochenende in einer anderen Stadt. Ich war drei Wochenende in Andalusien: in Sevilla, Córdoba und Granada. Diese drei Städte finde ich ein Highlight in Spanien, die Architektur und Essen waren beeindruckend und ich konnte günstige Unterkünfte in Hostels finden. Außerdem durfte ich nach Lanzarote, Menorca und Mallorca reisen. Ich fand die Zeit, die ich dort verbringen könnte, zu knapp um alles zu sehen aber ich bin sehr glücklich, dass ich das erleben könnte. Spanien hat vieles anzubieten und ich hoffe, dass ich mit mehr Zeit diese Reisen erweitern kann.

Schwierigkeiten:

Ich musste Vieles alleine machen insbesondre bei der Beantragung meiner spanischen Sozialversicherungsnummer und des ausländischen Ausweises, die von mir verlangt wurden. Im Fall, dass Spanisch nicht meiner Muttersprache wäre, wäre alles unmöglich gewesen, da ich selber Dokumente übersetzen musste und durch viel Bürokratie gehen musste. Vielleicht ist das für europäischen Studenten anders. Wenn nicht, dann müsste das Unternehmen viel mehr machen um den Studenten zu unterstützen. Die andere Schwierigkeit, die ich aushalten musste, war mit einigen den älteren Mittarbeiter. Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht gleichberechtigt gehandelt würde und meine Arbeit nicht Respektiert wurde. Das hat meinen Augen geöffnet und gezeigt, dass im Zukunft auch solche Schwierigkeiten auftreten können und deswegen habe ich auch lange nachgedacht wie ich solchen Situationen umgehen kann.

Fazit:

Allgemein fand ich mein Aufenthalt in Spanien toll, ich habe vieles bei meinem Praktikum gelernt und durfte sehr viel Reisen. Ich habe das Glück gehabt sehr gute Freunde zu finden und habe mich privat und beruflich weiterentwickelt. Ich wünschte, ich hätte mehr Betreuung im Unternehmen gehabt, da die Person die mir geholfen hat war nicht mein offizieller Betreuer und ohne seine Hilfe hätte ich nicht so viel gelernt. Trotzdem fand ich die Arbeit im Unternehmen sehr angehnehmen und habe mich gefreut dort arbeiten zu können.