Location
Die schöne Hafenstadt Rovinj liegt ganz im Norden Kroatiens auf der istrischen Halbinsel an der Adria. Die Menschen aus Istrien verstehen sich oftmals wegen der Nähe zu Italien weder als Kroaten noch als Italiener, sondern eben als Istrier und so hat die Stadt einen schönen Mix aus kroatischem und italienischem Flair. Das Hauptmerkmal der Stadt ist die vom Wasser umgebene Altstadt, die von vielen kleinen und immer mit glatten Marmorstein gepflasterten Gassen geprägt ist. Man findet immer etwas Neues. Zur Hauptsaison im August war die Stadt immer lebendig, wuselig und laut, aber schön. Straßenmusiker erfüllten die Gassen mit ihren Klängen und einheimische Künstler präsentierten an jeder Ecke ihre Kunstwerke. Restaurants und Eisdielen haben sich praktisch abgewechselt und es gab eine große Fülle an Ausgehmöglichkeiten, nur war leider alles sehr teuer und für Vegetarier war die Auswahl sehr eingeschränkt. Zu unserem Glück allerdings lag die Staff Unterkunft im Herzen der Altstadt, sodass wir immer in Mitten des Geschehens waren.

Rovinj bei Tag und bei Sonnenuntergang. Auf dem Kirchturm thront die Schutzpatronin der Stadt – Santa Eufemia.

Die Tauchbasis, Rovinj Diving Island, jedoch liegt auf einer der vielen kleinen vorgelagerten Inseln Rovinjs, auf der Sveti Andrija beziehungsweise „Red Island“. Sie war früher in der Hand der Benediktiner (es gibt Klosterüberreste), dann Franziskaner und später von Ritter Johann Georg von Hütterott, der für die Gegend exotische Pflanzen wie Knoblauch und Spargel auf die Insel brachte. Jetzt gibt es dort außer der Tauchbasis, einem Hotel und einem Restaurant auf den ersten Blick nicht viel. Dafür bietet die Bucht direkt vor der Basis ein großartiges Erlebnis für Schnorchler und Taucher und mit dem Tauchboot sind auch andere Tauchspots leicht zu erreichen. Auch an Land ist es schön – die von Pinienbäumen geprägte Landschaft ist schön für‘s Auge und auch für die Nase, da die Pinien einen angenehmen Duft verbreiten. Die Insel ist mit einer Fähre zu erreichen, die stündlich pendelt.

Sicht auf die Tauchbasis (links) und das Highlight unsere Tauchbucht: bis zu acht langschnäuzige Seepferdchen haben wir bei Tauchgängen vor der Haustür gefunden und konnten diese somit auch absoluten Tauchanfängern zeigen, was die Tauchgänge für viele zu einem ganz besonderen Erlebnis gemacht hat.

Arbeitsalltag
Um zur Tauchbasis zu kommen, mussten wir jeden morgen die Fähre vom Pier in der Altstadt zur Sveti Andrija nehmen. Ab 9 Uhr hatten wir täglich geöffnet und zu allererst bereiteten wir die Basis für unsere Gäste vor. Es wurde gefegt, wir befüllten unsere Süßwasserbecken zum Spülen des Tauchequipments, verräumten ausgeliehenes und bereits zurückgegebenes Equipment. Nach der morgendlichen Basenroutine arbeiteten wir nach einem dynamischen Plan auf einem Whiteboard, wo wir die jeweiligen Anmeldungen, Tauchkurse und Tauchausfahrten eingetragen haben. So konnte es sein, dass ich früh morgens direkt mit Gästen mit dem Boot zu einem unserer umliegenden Tauchplätze fuhr, um ihnen als erfahrene Taucherin Guiding Unterwasser anzubieten. Die Tauchplätze wurden nach den Ausbildungsstufen der Taucher gewählt und manchmal fanden wir unseren Weg auch zu anspruchsvolleren Tauchplätzen wie den tiefer liegenden Wracks der Moana, Guiseppe Dezza oder der berühmten Baron Gautsch. Für Tauchgänge an Wracks benötigt man allerdings etwas mehr Erfahrung und zusätzliche Ausbildung, die wir natürlich auch angeboten haben.

Wenn allerdings Gäste zu uns kamen, die noch keinen Tauschein hatten, hatte diese mehrere Möglichkeiten unser Angebot zu nutzen. Zum einen haben wir natürlich auch Schnorchelequipment verliehen, zum anderen konnte man aber auch so genanntes Schnuppertauchen machen, wenn man tauchen einmal ausprobieren wollte ohne direkt einen vollwertigen Kurs zu absolvieren. Beim Schnuppertauchen gibt es eine kurze (ca. 20-minütigen) Theorieeinheit, in der dem Schnuppertaucher das Equipment grob erklärt wird, sowie der Ablauf des Tauchgangs und was man dabei zu beachten hat. Da der Taucher unerfahren ist, wird ihm bei allem sehr aufmerksam geholfen, sodass dieser im Idealfall einen sehr entspannten, unkomplizierten ersten Tauchgang auf maximal 5 Metern erleben kann. Solche Tauchgänge sind vor allem für Urlauber attraktiv, da diese oft keine vier bis fünf vollen Tage investieren wollen, um einen Tauchkurs zu absolvieren, es sei denn, sie planen diese Zeit bewusst vorher schon ein. Solche Schnuppertauchgänge sowie das Guiding gehörten also zu meinen alltäglichen aufgaben, die ich aufgrund meiner Ausbildungsstufe auch direkt übernehmen konnte.

Bald ging es aber darum, ganze Tauchkurse für Anfänger sowie weiterführende Kurse für bereist erfahrenere Taucher zu begleiten und dann auch selbst durchzuführen und wie erwartet hat mir das sehr viel Freude bereitet. Jemanden das Tauchen von Grund auf beizubringen und auch Umweltschutz und die aktuellen Problematiken die das Meer und seine Bewohner betreffen in den Kurs zu intergieren gaben mir die Möglichkeit, mein meeresbiologisches Wissen in einem passenden Kontext zu vermitteln und so hoffentlich respektvolle und bewusste Taucher auszubilden. Besonders durch das Katzenhaiprojekt lag natürlich viel Fokus auch auf Haien im Allgemeinen, was meist auf viel Interesse stieß. Besonders viel Freude haben mir die Spezialtauchkurse „Tieftauchen“ und „Nacht“ gemacht.

Neben dem Tauchen bietet die Tauchbasis auch Sonnenuntergangs-Delfin Touren mit dem Boot an, da Delfine abends an Rovinj vorbei von den Futterplätzen zu ihren Schlafplätzen wandern. Während der Touren haben wir den Gästen Fakten zu Rovinj, Delfinen und bei Interesse auch Haien und mehr vermittelt. Regulär haben wir um 18 Uhr geschlossen, bei den Sonnenuntergangstouren und Nachttauchgängen ging es allerdings länger – bis 20 oder sogar 22 Uhr.

Ich beim Open Water Diver Tauchkurs, in dem man Tauchen von Grund auf lernt (links) und bei einer Theorieeinheit zum Tieftauchen (rechts).

Herausforderungen
Nach dem ersten Monat kam eine ungeahnte Herausforderung auf mich zu, da zwei meiner Mitarbeiter die Tauchbasis regulär verlassen haben, die Basenleitung allerdings aufgrund persönlicher und auch geschäftlicher Differenzen mit den Chefs gekündigt wurde, sodass wir für den Monat September nur noch zu dritt an der Tauchbasis waren. Die Kündigung der beiden Basenleiter war uns aber sehr willkommen, da es leider durch die beiden im Team zu Problemen kam und die Stimmung darunter gelitten hat. Uns wurde viel Vertrauen entgegengebracht und das Basenmanagement überlassen, natürlich mit abwechselnder Unterstützung von einem der vier Chefs. Demnach kam neben dem täglichen Basenalltag noch Planung, Buchungsmanagement und Buchhaltung zu unseren Aufgaben dazu, was am Anfang mit einem mehr oder weniger großen Spagat verbunden war. Doch zu meiner großen Zufriedenheit haben wir uns doch recht schnell als neues Team mit unseren Aufgaben eingefunden und das alles gut hinbekommen. Im September war die Stimmung im Team dann auch richtig gut und es wirklich Spaß gemacht, was vorher nur eingeschränkt der Fall war. Auch von Gästen haben wir ab diesem Zeitpunkt durchweg positives Feedback erhalten, was eine tolle Bestätigung war.

Fazit
Ich bin als erfolgreich bestandene Tauchlehrerin aus meiner Prüfung in der vorletzten Septemberwoche hervorgegangen und auch wenn es mir nun noch an Erfahrung als Tauchlehrerin mangelt und ich demnach weiterhin viel zu lernen habe, hat mir die Zeit auf der Tauchbasis ein gutes, fundiertes Wissen und Können als Tauchlehrerin und Einblicke als Basenmanagerin gewährt und ich bin sehr dankbar für die Unterstützung, den Spaß und das Know-How, das ich an der Basis erfahren habe. Schweren Herzens musste ich mich also dann Ende September von meinem Team, Rovinj und dem Mittelmeer verabschieden und blicke mit viel Stolz und Selbstbewusstsein auf die Zeit zurück. Ich ein Praktikum über Erasmus+ bei Rovinj Diving Island also wirklich sehr weiterempfehlen für alle, die die Arbeit an einer Tauchbasis kennenlernen wollen und/oder sich weiter ausbilden lassen möchten.