Vortragsreihe SchlussPunktStart
In Kooperation mit dem Landesverband Bremen des Deutschen Journalisten-Verbands startet das Zentrum für Medien, Kommunikations- und Informationsforschung (ZeMKI) der Universität Bremen unter dem Titel “SchlussPunktStart” eine neue Vortragsreihe. Absolventinnen und Absolventen der kommunikations- und medienwissenschaftlichen Studiengänge stellen im Laufe des Sommersemesters 2022 ihre Abschlussarbeiten vor, die sich inhaltlich mit dem Bereich Journalismus befassen. So können Forschungsergebnisse diskutiert werden, die sonst nur auf der universitären Ebene behandelt werden.
Ziel der Vortragsreihe ist es, Forschungsergebnisse mit Bezug zum Journalismus im Laufe des Sommersemesters der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Kooperation zwischen dem Deutschen Journalisten-Verband, Landesverband Bremen, und dem Zentrum für Medien, Kommunikations- und Informationsforschung ermöglicht es den Absolventinnen und Absolventen der kommunikations- und medienwissenschaftlichen Studiengänge ihre Abschlussarbeiten vorzustellen und mit Medienpraktikerinnen und -praktikern zu diskutieren.
Die Vorträge finden im Laufe des Sommersemesters 2022 statt in der
GALERIE am schwarzen meer
raum2, Am Schwarzen Meer 121
28205 Bremen
Termine und Themen:
27.04.2022, 17 Uhr
Ann-Christin Diecker, B.A.
Thema: „Das Konfliktpotenzial von Gendersternchen, Doppelpunkten und BinnenIs – Warum möchte Deutschland nicht gendern?“
Es handelt sich um eine Medieninhaltsanalyse von Twitterdaten über den Diskurs zu gendersensibler Sprache. Durch stichprobenartige Untersuchungen belegt die Absolventin: Unabhängig von der Faktenlage werden vor allem polarisierende Meinungen reproduziert. Dies wird unter anderem den Eigenschaften von Twitter angelastet. Betreut haben die Absolventin des Bachelorstudiengangs Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Bremen von der Verr.-Prof. Dr. hab. Stephanie Geise und Dr. Stephan Görland.
Als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis moderiert Libuse Cera vom Deutschen Journalisten-Verband, Landesverband Bremen, nach einem Überblick über den Stand der Diskussion einen Austausch mit den anwesenden Gästen über die Thematik. Der Eintritt ist kostenlos.
19.05.2022, 17 Uhr
Daniel Schmidt, B.A.
Thema: Konstruktionen von Herkunft, Religion und Geschlecht in „Außer sich“ von Sasha Marianna Salzmann
Die Bachelorarbeit, betreut von Dr. Urania Milevski am Fachbereich 10 Germanistik, beschäftigt sich mit dem Thema der Heimat und Identität in Sasha Salzmanns Roman „Außer sich“ aus dem Jahr 2017.
Das Werk, oftmals als Meilenstern queerer Literaturgeschichte bezeichnet, geht neue Wege in der erzählerischen Tradition des Romans. Unter Berücksichtigung verschiedener Pfeiler, Herkunft, Religion und Geschlecht, untersucht die Arbeit dabei die verschiedenen Formen von konstruierter Identität und geht der Frage nach, was Heimat ist, wie sie sich definiert und wie man sie möglicherweise findet, ohne dabei sofort an nationale Grenzen zu denken.
Dies geschieht unter Berücksichtigung literaturund kulturwissenschaftlichen Theorien, wie zum Beispiel der Dritte Raum von Homi Bhabha. Inhaltlich behandelt der Roman die Suche Alissas nach ihrem Zwillingsbruder Anton in Istanbul. Je länger sie in Istanbul bleibt, desto mehr verschwimmen die Grenzen zwischen Alissas und Antons Persönlichkeit bis hin zur Auflösung einer stringenten narrativen Struktur. Für die Literaturwissenschaft ist dies interessant, weil es neue Formen des literarischen Erzählens in der transnationalen Gegenwartsliteratur offenbart.
29.06.2022, 17 Uhr
Benedikt Westphal
Thema: „Zwischen Nachrichtenwert und strukturellen Faktoren. Welche Aspekte beeinflussen die Umsetzung von konstruktivem Journalismus in Redaktionen“
„If it bleeds, it leads” – dieses Motto gilt seit langer Zeit als Treiber für Nachrichtenjournalismus. Je kontroverser und „blutiger“ das Thema, desto höher ist dessen Nachrichtenwert. Laut Vertreter*innen des konstruktiven Journalismus führt dieses Motto jedoch in eine gesellschaftliche Sackgasse. Wer Konflikte und Probleme nur beschreibt, ohne auch existierende Lösungswege zu beschreiben und zu untersuchen, kommt seiner journalistischen Pflicht nur zur Hälfte nach.
Leser*innen gewännen so den Eindruck, dass es für soziale und gesellschaftliche Probleme keine Lösungen geben würde. Stattdessen würden sie resignieren und sich zurückziehen, statt gesellschaftliche Probleme als lösbare Herausforderungen zu betrachten und sich für deren Überwindung zu engagieren.
Konstruktiver Journalismus (auch Lösungsjournalismus genannt) wurde Anfang der 2010er Jahre entwickelt, um den „klassischen“ Nachrichtenjournalismus zu ergänzen. Das Konzept stellt die Frage nach der Lösung in den Mittelpunkt. Welche Ansätze gibt es beispielsweise, um Obdachlosigkeit zu verringern? Wo wurden diese Ideen vielleicht schon umgesetzt und lassen sie sich bei uns ebenso implementieren? Die Zielsetzung besteht allerdings nicht darin, sich zum blinden Advokaten für eine Lösung zu machen. Stattdessen sollen auch die Lösungen journalistisch-kritisch hinterfragt werden.
Die Idee des konstruktiven Journalismus verbreitete sich von Skandinavien (v.A. Dänemark) schnell in die ganze Welt und fand viele Anhänger*innen. Einige Jahre später stellt sich jedoch die Frage: War das Konzept auch in der redaktionellen Praxis erfolgreich? Falls ja, wie sieht die Bilanz aus? Und falls nein, woran ist es gescheitert? Welche Faktoren beeinflussen die Umsetzung? Dieser Frage ging Benedikt Westphal in seiner auf den Grund.