Teilnehmende Beobachtung
Montag, der 16.Januar 2023. 13.43 Uhr. Ich betrete das „Coffee Corner“ direkt an der Sielwall-Kreuzung im Bremer „Viertel“. Ich besuche diesen Ort zum ersten Mal, dennoch bin ich schon einige Male am Café vorbeigegangen und dachte „das sieht aber entspannt aus“.
Ich trete ein und nach kurzem orientieren suche ich mir einen der freien Plätze aus. Da das Cafe direkt an einer der Ecken der Sielwall-Kreuzung liegt, zieht sich der Laden entsprechend des Namens auch um die Ecke. Die meisten, der knapp 40 Sitzplätze befinden sich direkt an einer großen Fensterfront mit optimalem Blick in Richtung Kreuzung. Nach wenigen Minuten bestelle ich mir vorne an der Theke ein Getränk und eine Snickers-Schnitte und entscheide mich danach mich noch einmal umzusetzen, da ich an dem neuen Platz das Gefühl habe, einen besseren Überblick über das Café und die Kreuzung zu haben.
Die Kreuzung ist zu dieser Tageszeit nicht übermäßig gefüllt, dennoch ist sie durchaus belebt. Passanten mit Einkaufstüten, Fahrradfahrer, Jogger und einige Leute die einfach entspannt spazieren gehen. Viele sind mit Taschen, Rücksäcken und ähnlichem unterwegs und erwecken den Anschein, dass sie gerade Mittagspause haben und ein wenig Abschalten wollen. Gelegentlich fährt eine Straßenbahn an der Kreuzung vorbei.
Das Café selbst strahlt eine ruhige Atmosphäre aus. Erst nach wenigen Minuten fällt mir auf, dass im Hintergrund leise und entspannte Musik läuft, die passend zur Uhrzeit und der Gesamtstimmung des Ladens ist. Eingerichtet ist es, trotz alter Fassade draußen, sehr modern, schlicht und auf den ersten Blick direkt einladend. Zudem ist der Laden mit einigen Grünpflanzen ausgestattet. Die hohe Decke sorgt für ein Gefühl von Offenheit. Aus dieser ragen große, lange und stilvolle Lampen heraus, doch der Großteil des Lichts kommt durch das Tageslicht über die großen Fensterfronten. Ein kleinerer, oberer Bereich unterstützt dieses Gefühl, der fast wie eine Art kleiner Balkon wirkt. Zu dieser Uhrzeit befinden sich circa 15-20 Personen vor Ort. Es findet meist ein schneller Wechsel statt. Durch meinen Platz unmittelbar an einer der drei Eingangstüren habe ich das Geschehen genau im Blick. Im drei bis fünf Minuten Rhythmus betreten neue Leute den Laden, alle wirken entspannt, keiner gestresst. Dieses Gefühl von Entspannung der Personen entspricht meiner vorherigen Erwartung und Vorstellung des Cafés bzw. eines Cafés im Allgemeinen.
Zu den Personen selbst fällt mir auf, dass das Café eher von einem jüngeren Publikum besucht wird, einige könnten möglicherweise ebenfalls Studenten sein. Dennoch fällt auf, dass durchaus alle Altersklassen vertreten sind. Einige sind am Laptop beschäftigt, ein Mann im karierten Hemd links von mir ist in einem minutenlangen Telefonat. Viele andere sitzen einfach nur da und nehmen ein Getränk zu sich. Zum Teil finden Gespräche statt, doch insgesamt ist es sehr ruhig und das Gefühl entsteht, dass alle einfach mal abschalten wollen und aus dem normalen Alltag austreten wollen. Von draußen schauen immer wieder Fußgänger mit interessierten Blicken in das Café.
Ich schaue auf die Uhr. Punkt 14 Uhr. Kurzer Moment zum Innehalten, denke ich. Meine Gedanken werden damit unterbrochen, dass sich der Laden dann um kurz nach 14 Uhr plötzlich schlagartig füllt. Dadurch entsteht hinter mir im Thekenbereich eine kleine Schlange und für einen kurzen Moment ein klein wenig Unruhe. Ich verfolge ein Gespräch zwischen einer jungen weiblichen Person und der netten Bedienung, bei der sich die Frau nach einem bestimmten Laden erkundet. Außerdem entsteht ein nettes Gespräch zwischen zwei jungen Herren, die scherzhaft darüber diskutieren, wer denn wohl zuerst den Kaffee bekommt.
Einige Gäste sind auch nach nun knapp 25 vergangenen Minuten weiterhin im Café, andere holen sich nur kurz etwas raus oder verweilen für einige, wenige Minuten.
Im Allgemeinen habe ich das Gefühl, dass sich der Laden seit meiner Ankunft eher etwas gefüllt hat, möglicherweise aufgrund der sich langsam anbahnenden „Kaffee-und Kuchenzeit“. Kurz darauf entsteht ein Gespräch mit einer Frau, die mich fragt, ob der Platz neben mir noch frei sei. Sie setzt sich und bestellt, wie viele andere auch, nach wenigen Augenblicken etwas an der Bestelltheke.
Auch nach den vorgesehenen 30 Minuten verweile ich noch etwas in dem netten Café an der Sielwall-Kreuzung, das ich nun sicherlich häufiger besuchen werde.