Teilnehmende Beobachtung

Datum: 04.01.2023

Dauer: 13:30-14:30 Uhr

Ort: Parkbank, Bürgerpark Bremen

Ich befinde mich im Bürgerpark in Bremen und es ist 13:30 Uhr. Ich sitze auf einer Bank und blicke auf eine weite, grüne Wiese. Links und rechts vom Weg, an dem ich sitze, sind große Bäume, die über die Wiese ragen. Sie sind kahl und haben keine Blätter mehr. Unter Ihnen häuft sich das dunkle Laub. Der Weg ist braun vom Matsch und wegen der Steine, knirscht es bei jedem Schritt. Ich höre Vogelgezwitscher und Hundegebell, während der Himmel grau und das Wetter regnerisch und kalt ist.

Um 14:02 Uhr läuft ein Mann an mir vorbei. Er trägt eine schwarze Jacke, hat eine Wollmütze auf dem Kopf und seine Wangen sind errötet. Ich frage ihn, ob ich ihm Fragen für meine anthropologische Beobachtung stellen darf. Bevor er mir antwortet, geht er noch ein paar Schritte weiter. Er meint, es sei wahrscheinlich keine so gute Idee, weil er im Moment an Covid-19 erkrankt sei. Ich stimme ihm zu und verabschiede mich von ihm. Nun fängt es an zu regnen und der Wind weht stärker.

Um 14:15 Uhr frage ich eine Frau mit gelber Daunenjacke und einen Mann mit schwarzer Jacke, welcher einen Kinderwagen vor sich her schiebt, ob ich Ihnen Fragen zu meiner Forschung stellen darf. Die beiden reden lautstark miteinander und bemerken meine Frage zunächst nicht. Sie gehen weiter und meinen, sie könnten nicht stehenbleiben und müssten weiterschieben, da ihre Tochter sonst unruhig werden würde. Also verabschiede ich mich auch von diesen Menschen.

Um 14:22 Uhr kommt der blaue Himmel durch und es hört auf zu regnen, als eine Frau mit gelber Daunenjacke und ihrem Hund den Weg entlang läuft. Ich darf Ihr Fragen zu meiner Beobachtung stellen und sie erzählt mir, dass sie jeden Tag mit ihrem Hund, manchmal dreimal täglich, durch den Bürgerpark gehe. Ihr gefalle die Weitläufigkeit und die Natur des Parks. Aber ihr fehle eine Wiese, die Hunde freundlich ist. Während sie mir all diese Dinge erzählt, zieht der Hund kräftig an der Leine. Nach unserem Gespräch, verlasse ich um 14:30 Uhr den Bürgerpark.

Bei meiner Beobachtung ist mir aufgefallen, dass wahrscheinlich die meisten Menschen wegen der Natur, der frischen Luft und zur Bewegung in den Bürgerpark kommen.

Der Mann, welcher an Corona erkrankt ist, wollte vielleicht aus seiner Wohnung und der Quarantäne fliehen, um frische Luft schnappen zu können. Er hat sich eventuell eingeengt und einsam gefühlt. Allerdings hat er keine FFP-2 Maske getragen. Dabei sind ihm vielleicht die Folgen von der Krankheit, die er anderen Menschen damit hätte, antun können beziehungsweise sogar antut, egal oder nicht bewusst gewesen. Ich würde sagen, dass das den Freiheitsdrang und teilweise auch den Egoismus der Menschen in der Corona-Pandemie zeigt.

Wenn ich an das Paar mit dem Kinderwagen denke, kommt es mir so vor, als hätten sie schon lange nicht mehr so ein intensives Gespräch geführt. Aufgrund dessen, dass es dem Mann wichtig gewesen ist, dass das Kind nicht unruhig wird, ist es wahrscheinlich selten so still wie in diesem Moment gewesen. Dies hat dem Paar die Möglichkeit gegeben, sich in Ruhe zu unterhalten. Also ist der Park auch ein Ort, um sich mit anderen Menschen auszutauschen und die seltene gemeinsame Zeit zu genießen.

Die Frau, die mir tatsächlich Fragen beantwortet hat, scheint ihr Hund sehr wichtig zu sein. Schließlich geht sie dreimal täglich mit ihm spazieren und wünscht sich eine Hundewiese für ihn. Was mir ebenfalls auffällt ist, dass einige Menschen, besonders wenn sie in Gesellschaft durch den Park laufen und sehr in ihr Gespräch vertieft sind, nicht wirklich die Natur beachten. Dann ist der Bürgerpark nur ein Zweck, um mit seinen Mitmenschen in Ruhe kommunizieren zu können. Generell würde ich sagen, dass die Einstellung der Personen dem Bürgerpark gegenüber positiv ist. Denn selbst bei regnerischen und windigen Wetterumständen, welche üblicherweise eher vermieden werden wollen, sind sie durch den Park spaziert. Das verdeutlicht die Verbundenheit von Mensch und Natur. Außerdem waren die Spaziergänger*innen, wenn sie denn in Gesellschaft unterwegs waren, immer mit Bezugspersonen zusammen. Ob Freund*innen, Partner*innen oder mit der Familie. Den Bürgerpark genießen die meisten also mit Menschen, denen sie nahestehen. Oder sie erkunden den Park alleine, um aus seinen Alltagszwängen und der Routine zu entfliehen und Ruhe in der Natur zu finden.

mein Fenster

An mein Fenster.

Du spendest Licht in trüben Tagen und bringst Wärme in mein Gesicht. Ich muss lächeln bei dem Kindergeschrei und das Vogelzwitschern macht mich melancholisch. Die frische Luft ist so sanft auf meiner Haut. Ich bin froh über die Kälte und die Luft, welche du mir zum Atmen schenkst. Draußen steht der Baum, der nach grün riecht, während die Natur in meinen Ohren raschelt. Der Frost, der sich über Nacht auf der Fensterbank festsetzt, ist nichts gegen deine Schönheit. An regnerischen Tagen die Regentropfen auf dem Glas. Sie perlen hinab wie ein langsames Lied. Ich denke an all die schönen Zeiten mit dir und die unbeschreiblichen Aussichten die sich jede Jahreszeit ändern. Du bringst das Leben in mein Zimmer, zeigst mir wie schön es sein kann und weckt Erinnerungen, die schon so lange verschollen sind.

Du siehst mich in allen Stimmungen. Ob glücklich oder traurig, du bist immer bei mir und ich kann mich jederzeit auf dich verlassen. Du schützt mich vor der eisigen Nacht im Winter und hältst mich fern von der heißen Mittagssonne im Sommer.

Die Blumen und Kerzen, die dich schmücken, machen dich nur noch edler als du ohnehin schon bist. Du warst das Erste, was mir aufgefallen ist, als ich vor vier Monaten das erste Mal dieses Zimmer betreten habe. Wegen deiner Größe und deiner Farbe (das dunkle braun, ein wunderschöner starker Kontrast zur weißen Wand) habe ich mich direkt in dich verliebt. Wie viel dein alter Rahmen schon gesehen haben muss!

Ich bin dankbar für deine tägliche Schönheit, die mich jeden Tag ein wenig aufmuntert.

stehen bleiben oder Neuanfang?

Manchmal habe ich das Gefühl, ich bleibe stehen. Obwohl ich dieses Jahr einen Riesen-Schritt gewagt habe, indem ich von einem kleinen Dorf in der Nähe von Köln nach Bremen gezogen bin, habe ich das Gefühl ich bleibe stehen.

Ich habe gute Tage, an denen ich sehr stolz auf mich bin, dass ich es direkt nach dem Abi schon so weit geschafft habe. Und studieren macht mir auch echt Spaß. Nur manchmal habe ich trotzdem das Gefühl, ich bin zu faul, zu undiszipliniert und habe zu wenig Wissen, um mit allen in meinem Umfeld mitzuhalten.

Meine Eltern haben kein Abi, und meine Schwester und ich sind die Ersten die in der Familie studieren. Damit ist viel Druck verbunden. Und wenn ich einige Kommiliton*innen argumentieren und diskutieren höre, bin ich unglaublich eingeschüchtert.

Und dann fängt der „Teufelskreis“ an:

Ich bin eingeschüchtert -> der Mut verlässt mich -> ich habe keine Motivation mich mit Uni zu beschäftigen -> ich mache alles auf den letzten Drücker -> ich merke wie spannend die Texte eigentlich sind -> Ich habe Lust mich weiterzubilden -> und dann bin ich wieder im Seminar eingeschüchtert.

Ich versuche alles, aber ich habe nie den Antrieb, tatsächlich etwas zu machen. Auch in der Schule hatte ich schon Probleme damit und ich weiß nicht wie ich davon wegkomme. Vor allem, weil ich deshalb schon so viel verpasst habe.

Aber andererseits muss ich auch bedenken, dass ich erst im ersten Semester bin. Ich bin noch so jung und ich habe noch so viel Zeit. Das ist ja das Gute am Studium, dass ich so oft und lange schieben kann, wie ich möchte. Wieso mache ich mir überhaupt diesen Stress? Vielleicht wegen des hohen Anspruches an mich selbst, vielleicht weil Schule so ein Horror für mich war oder, weil wir alle so viel Druck von der Gesellschaft bekommen.

Also ist das vielleicht nicht mal ein „stehen bleiben“, sondern ein Anfang. Ein Anfang, alles Schritt für Schritt anzugehen. Alles in meinem Tempo hinzubekommen und erst einmal beginnen sich zurechtzufinden.

Ich hoffe wirklich, dass es nur der Anfang ist und nicht ein nie aufhörendes stehen bleiben.

Farbige Erinnerungen

Die rote Kamera.

Liegt schwer in meiner Hand.

Zieht mich runter in die Tiefe.

All die schweren Erinnerungen, die in mir lasten von der Kamera eingefangen.

Das rot wie Feuer in meinem Kopf kann nie gelöscht werden.

Fotos für immer da.

Gefangen in meinen eigenen Vorstellungen, die ich nie erfüllen werde.

An Wochenenden in den Taschen meiner Jacke. Ausgepackt wird sie nie.

In roten Momenten fliegt sie in meine Hände, wie von selbst. Ohne jeglichen Willen.

Hält Erinnerungen fest, die nicht festgehalten werden wollen.

In mein Hirn eingebrannt.

Frage. Fragen über Fragen.

Die kleine rote Kamera, die so schwer in meinen Händen liegt.

Antworten habe ich keine.

Habe nur rot vor Augen.

Wenn mein Auge durch die Linse blickt und die roten Momente einfängt, fühle ich nichts. Nur eine neue Erinnerung, die sich in mein Hirn brennt.

Nie grün, nie gelb, nie blau.

Rot.

Marens erste Uni-Woche

Als ich das erste Mal in der Uni gewesen bin, war mein erster Gedanke „Oh Gott“. Ich war von der Weitläufigkeit der Uni und den vielen Menschen zunächst überfordert. Besonders weil ich neu in Bremen bin und die Räumlichkeiten an Orten sind, wo man sie nicht vermuten würde. Daher war Google Maps in dieser Woche mein stetiger Begleiter.

Aber die O-Woche hat mir sehr weitergeholfen, nicht allein mit dieser komplett neuen Situation klarzukommen. Ich habe viele nette Menschen kennengelernt,  die bereits Freund*innen geworden sind und mit denen ich mich auch außerhalb vom Studium treffe.

Ich habe die Woche auch mehrmals gesagt, dass der Studiengang KuWi ein gewisser safe place für mich ist. Ich finde, man erfährt in diesem Fach eine gewisse Offenheit und Akzeptanz von den Kommiliton*innen sowie von den Dozent*innen, was für mich nicht immer üblich und selbstverständlich gewesen ist.

Ich fühle mich sehr wohl und bin gespannt, was die Vorlesungen und Seminare noch mit sich bringen. Vor allem, weil mich einige Themen, welche die Professor*innen vorgestellt haben, sehr interessieren und die Kulturwissenschaft so breit gefächert ist. Zum Beispiel möchte ich mich mit Themen wie Diversität an der Uni, kulturelle Aneignung oder der Klimakrise gern kritisch auseinandersetzen.

Nach meiner ersten richtigen Uni-Woche bin ich also noch ziemlich zuversichtlich, motiviert und gespannt, ob und wie sich das noch ändern wird. Die Partys sind jedenfalls gut.

dieses Bild beschreibt eine erste Woche am besten. Einfach ganz viel Spaß 🙂