…und was macht man damit? Warum du noch nicht wissen musst, wohin dein Studium dich führt
„Und, was studierst du?“
Jede*r, der/die auf diese Frage, wie ich, mit einem geisteswissenschaftlichen Studiengang antwortet, kennt die unausweichlich folgende, manchmal neugierig, manchmal mit einem spöttischen Lächeln gestellte Frage: „Aha, und was kann man damit machen?“. Vielleicht folgt auch noch ein belustigtes: „Taxifahrer werden?“
Im Gespräch rollen wir dann gerne mit den Augen und antworten mit einem selbstsicheren „Na, alles Mögliche!“
Doch wenn wir ehrlich sind, müssen die meisten von uns zugeben, dass die Frage an uns selbst nagt und nicht selten mit Zukunftsängsten erfüllt.
Zwar trifft die Antwort „Alles Mögliche“ durchaus zu — gerade die GeWi-Fächer qualifizieren für eine schier unendliche, kaum zu überblickende Weite an Berufen. Doch wer hier meinen latent pathetischen Ton bemerkt hat, kommt sicher direkt darauf, dass genau da der Hund begraben liegt.
Ein geisteswissenschaftliches Studium ist ein „Alles-und-Nichts“-Studium. Es vermittelt nicht nur konkretes Wissen, sondern insbesondere Soft Skills, es bildet nicht für einen bestimmten Beruf aus. Aus diesem Grund werden vor allem Praktika oder häufig auch ergänzende Kurse im IT oder BWL-Bereich empfohlen, die dem umfangreichen Wissen und den Fähigkeiten von Geisteswissenschaftler*innen jene Kenntnisse vermitteln, die in vielen Berufen zusätzlich nötig sind.
Doch ist es nicht seltsam, dass die Frage nicht einfach lautet: „Und, macht dir dein Studium Spaß?“
Wann ist das passiert, dass wir angefangen haben, das Studium nicht mehr als bereichernde Lebenserfahrung anzusehen? Als eine Phase, in der wir herausfinden, wo unsere Interessen und Stärken liegen, sondern als eine Sprosse auf der Karriereleiter zu einem konkreten Beruf? Dafür ist das (Bachelor-)Studium in den seltensten Fällen gemacht — Ausnahmen wie Jura oder Medizin bestätigen hier die Regel. Das Studium sollte keine Alternative zur Ausbildung für privilegierte Akademikerkinder darstellen.
Wer die Möglichkeit dazu hat, für den ist das Studium dazu da, sich auszuprobieren, Erfahrungen zu sammeln, Neues zu lernen und, gewissermaßen, in verschiedene Berufsfelder „hineinzuschnuppern“. Es ist durch seinen flexiblen Aufbau geradezu dafür gemacht, Praktika oder Auslandssemester zu absolvieren. Es ist in Ordnung, seinen Studiengang zu wechseln, es ist sogar in Ordnung, nach dem Studienabschluss noch einmal etwas gänzlich Neues zu studieren oder doch eine Ausbildung zu machen.
Mir gefällt die Offenheit meines Studiums. Ich bin eine 23 Jahre alte Germanistikstudentin, von Natur aus entscheidungsscheu und mag mich noch nicht einmal darauf festlegen, was ich morgen zu Mittag esse — geschweige denn, welchen Beruf ich in zehn Jahren ausüben will. Ich weiß nur, dass ich jetzt nicht etwas studieren will, das mich nicht interessiert, um dann mein Leben lang einen Beruf auszuüben, für den ich keine Leidenschaft empfinde. Ich denke, das ist eine Empfindung, die die meisten Studierenden gut kennen und teilen.
Wenn mich mittlerweile fragt, was ich mit meinem Studium später machen möchte, antworte ich mit einem fröhlichen: „Keine Ahnung — mal schauen!“
Und ich fühle mich richtig gut dabei.
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