Diversität in der Serie Grand Army und an der Universität Bremen

Triggerwarnung: (In dieser Serie wird eine Vergewaltigung thematisiert, außerdem spielen Gewalt, Diskriminierung und psychische Probleme eine große Rolle!)

Heute möchte ich eine Serienempfehlung aussprechen (unbezahlte Werbung) und im Rahmen dessen auch auf das Diversitäts-Programm der Universität Bremen eingehen. Wer von uns kennt es nicht? Der Alltag ist durch Corona ganz schön eintönig geworden und nachdem wir mit dem Unterricht abgeschlossen haben, wollen wir uns einfach in eine andere Welt flüchten. Die Netflix-Serie „Grand Army“ bietet dafür eine perfekte Auszeit: spannend, divers und aktuell geht es in der Coming of Age Serie um fünf Teenager, welche neben ihrer gemeinsamen Schulzeit alle ihre ganz eigenen Probleme ausfechten müssen, denen sie sich im Laufe des Erwachsenwerdens stellen.

Joey DelMarco rebelliert an der Schule für den Feminismus und setzt sich unter dem Motto „free the nipples“ für die Gleichstellung der Geschlechter und gegen Slutshaming ein. Während sie dies mit starkem Selbstbewusstsein tut, wird sie jedoch selbst Opfer des sexuellen Missbrauchs, was Joeys Leben schlagartig auf den Kopf stellt. Probleme, wie „Täter*innen-Opfer-Umkehr“ und ihr Ringen mit dem daraus resultierenden Trauma werden im Laufe der Serie thematisiert. (vgl. Zessnik)

Dominique Pierre, auch Dom genannt, fühlt sich als Schwarze Frau unterrepräsentiert im Bereich der mentalen Gesundheit, weshalb sie unbedingt nach der Schule Psychologie studieren möchte. Doch durch die finanzielle Notlage in ihrer Familie muss Dom eine Menge Verantwortung übernehmen und zunehmend fällt es ihr schwer, gute Noten, Basketball, Nebenjob, die Betreuung ihrer Geschwister und ihre erste Liebe zu vereinen. Oft bin ich einfach nur wütend. Aber das ist die eine Sache, die ich mir nicht erlauben kann. Denn dann bin ich, was andere erwarten, oder?”, sagt sie in einem Bewerbungsgespräch bei einer Initiative für mentale Gesundheit von Women of Colour. (vgl. Zessnik) „Dom beschreibt hier das rassistische Stereotyp der Angry Black Woman, das Schwarzen Frauen ihr Recht auf Wut und Emotion abspricht, indem es sie als irrational und destruktiv abstempelt. Um nicht so wahrgenommen zu werden, unterdrückt Dom ihre Wut und Überforderung.“, so analysiert Zessnik in Zeit Online.

Leila Zimmer, die nach ihrer Geburt in China adoptiert wurde und als Kind eines jüdischen Ehepaares in New York aufwächst, hat währenddessen Schwierigkeiten, ihre Identität zu finden. Ihre Selbstzweifel, die zwischen Niedergeschlagenheit und Gewaltphantasien schwanken, werden noch verstärkt durch ihren Schulwechsel an die Grand Army Highschool, wo sie ebenfalls damit hadert, eine für sich selbst passende Rolle zu finden.

Siddhartha „Sid“ Pakam ist Teil des Schwimmteams und somit einer der beliebtesten Schüler der Grand Army. Er strebt die Aufnahme in die Harvard Universität an und führt mit seiner Freundin eine scheinbar perfekte Beziehung. Insgeheim verleugnet er jedoch seine Sexualität und hat Angst vor seinem Outing. Obendrein hat er auch noch damit zu kämpfen, dass er als nicht-weißer Mensch häufiger von Sicherheitsmenschen kontrolliert wird. (vgl. Zessnik)

Der afroamerikanische Jason Jackson und sein ebenfalls Schwarzer Kumpel Owen Williams müssen sich nach einem Streich der Schulleitung stellen und Konsequenzen tragen, die Owens Zukunft einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen. Ihre weißen Mitschüler, die wesentlich schwerwiegendere Anschuldigungen tragen, können unterdessen nach kurzer Zeit einfach wieder ihren Alltag in der Schule aufnehmen. Jason wird sich im Laufe der Serie über diesen Fall von Rassismus im Klaren.

Zusammenfassend, greifen die Macher*innen von Grand Army Themen wie systematischen/strukturellen Rassismus, Klassen und Macht-Verhältnisse, Identitätskrisen, Sexualität, den Unterschied von individuellen und kollektiven Rechten sowie die Thematisierung von (un)einvernehmlichem Geschlechtsverkehr auf, wie Mangan im Guardian ebenfalls analysiert. (vgl. Mangan) Durch diese diverse Besetzung und die Darstellung unterschiedlichster Probleme bietet die Serie eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich mit den Protagonist*innen zu identifizieren.

Ihr möchtet euch nicht nur bei Netflix sondern auch in der realen Welt mit Diversität und Antidiskriminierung auseinandersetzen? Oder ihr habt vielleicht mit ähnlichen Problemen wie die Protagonist*innen zu kämpfen, eventuell sogar durch Vorfälle in der Universität? Die Uni Bremen hat ein eigenes Diversity Management, dass sich gegen Diskriminierung einsetzen soll. So wird im Rahmen des YUFE-Projekts aktuell eine Veranstaltungsreihe unter dem Motto „Diversity @ Uni Bremen: International prospects & challenges“ über Zoom abgehalten. Leider neigt sich diese fast dem Ende zu, doch am Freitag, den 29.01.2021 habt ihr noch eine letzte Chance am Online-Seminar „Diversity und Antidiskriminierung in Theorie und Praxis“ (GS Veranstaltung aus ForstAintegriert am FB 9, siehe auch Veranstaltungsverzeichnis, Anmeldung über StudIP ) über BigBlueButton teilzunehmen. Mehr Informationen zur Veranstaltungsreihe findet ihr unter https://www.uni-bremen.de/fileadmin/user_upload/sites/diversity/Diversity_%40_Uni_Bremen/Flyer_Veranstaltungen/A5_Diversity_WiSe20_V5.pdf.

Außerdem gibt es im Rahmen des Referat 04 „Antidiskriminierung und Chancengleichheit“ die „Arbeitsstelle gegen Diskriminierung und Gewalt – Expertise und Konfliktberatung“ (ADE). Die ADE bietet Beratung und Information, Veranstaltungen und Fortbildungen an. Auch wenn diese momentan keine Sprechzeiten hat, könnt ihr auf dem Anrufbeantworter unter 0421/21860170 eine Nachricht hinterlassen und werdet zurückgerufen. Des Weiteren könnt ihr auch eine Nachricht an ade@uni-bremen.de verfassen.

Quellen:

Zessnik, Sophia (2020): „Warum „Grand Army“ die Teenie-Serie des Jahres ist“. In: Zeit Online (ze.tt). https://ze.tt/warum-grand-army-die-teenie-serie-des-jahres-ist-netflix/. 21.01.2021.

Mangan, Lucy (2020): „Grand Army review – no kidding about for Netflix’s troubled teens“

Cappiello, Katie (2020): Grand Army. In: Netflix. 21.01.2021.

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