Vorgestellt: Studierende auf der anderen Seite des Tisches

Schon immer habe ich mich gefragt, wie es eigentlich ist, TutorIn zu sein. Ist das nicht höllisch anstrengend, soviel zu korrigieren und gleichzeitig eine gute Unterstützung zu sein? Da ist dann doch auch noch das eigene Studium. Was ist dann so reizvoll am Tutorendasein? Wie ihr gerade lesen könnt, schwirren Fragezeichen um meinem Kopf. Gute Sache dass ich dann einfach mal losrennen kann um nachzufragen. Geschnappt habe ich mir Sadik Özoguz.

 

Hallo Sadik! Nett dass du dir die Zeit genommen hast. Kannst du dich kurz mal vorstellen?

Sadik: Mein Name ist Sadik Özoguz, ich bin 22 Jahre alt und studiere an der Uni Bremen Informatik auf Bachelor, jetzt im 6. Semester. Wenn ich mal nicht in der Nähe des Laptops sitze, was mir immer seltener vorzukommen scheint, engagiere ich mich in verschiedenen Vereinen und Jugendgruppen, in denen man gut und gerne über Gott und die Welt diskutiert. Letztes Semester war ich als studentische Hilfskraft Tutor in der Pflichtveranstaltung „Technische Informatik 2“, die hauptsächlich von Informatik-Studenten im 3. Semester bzw. von Systems-Engeneering-Studenten im 5.Semester belegt wird. Es war das erste Mal, dass ich als Tutor tätig war.

Wie kamst du dazu Tutor zu werden? Was war deine Motivation?

Sadik: Wenn du jede Woche in mehreren Tutorien sitzt, die Arbeit von verschiedenen Tutoren mitbekommst und sie am Ende des Semesters in den Evaluationsbögen beurteilen sollst, wirst du natürlich neugierig auf den Tutor-Job. Besonders, wenn man sieht, dass einige Tutoren selbst noch Studenten sind. Wieso sollte man dann nicht irgendwann denken: „das kann ich auch“? Manchmal denkt man sich sicher auch: „das kann ich besser“. Ich wollte damit in erster Linie eine andere Perspektive als die des Tutanden kennenlernen und meinen Erfahrungshorizont erweitern. Außerdem
wollte ich die ‚alten‘ Lerninhalte auffrischen und vertiefen. Jeder weiß, dass derjenige, der anderen etwas erklärt, mehr lernt, als derjenige, der es erklärt bekommt. Das war mir ebenfalls wichtig.
Als ich gesehen habe, dass eine Veranstaltung, für die ich mich als Teilnehmer schon sehr interessiert habe, noch Tutoren sucht, habe ich mich dafür beworben. Ich hätte meine Bewerbung vielleicht noch aus Unsicherheit zurückgezogen, wenn einer der Veranstalter mich nicht darauf angesprochen hätte, ob ich denn Tutor sein will.

So mal als Tipp für alle anderen, wie wird man eigentlich TutorIn? Was braucht man dafür und was muss man tun?

Sadik: Erstmal sind ja viele Tutoren wissenschaftliche Mitarbeiter des Dozenten. Ich vermute mal, dass die sich den Tutorjob nicht unbedingt immer ausgesucht haben. Was die studentischen Tutoren angeht, ist es sicher von der jeweiligen Veranstaltung bzw. vom Dozenten abhängig. In einigen Fällen wurden Studenten direkt nach der Prüfung gefragt, ob sie nicht im nächsten Semester mal Tutor spielen wollen. Natürlich ist der Kontakt zum Veranstalter nicht unvorteilhaft, denn wieso soll man jemandem ein Tutorium überlassen, den man nicht kennt? Aber der offizielle Weg läuft über ein zentrales Bewerbungsverfahren. In der Informatik werden dafür jedes Semester Rundmails mit Hinweisen zu offenen Tutorstellen geschickt, woraufhin man sich bewerben kann. Die Bewerbung kann kaum als solche Bezeichnet werden. Man schreibt nur seine Kontaktdaten, seine bisherigen Erfahrungen und 2-3 Sätze zur Motivation. Ein Termin für ein kurzes Gespräch zur Klärung aller Fragen wird bestimmt vereinbart, aber nicht unbedingt erst nach der offiziellen Bewerbung. Ein intensives Bewerbungsgespräch kann man nicht erwarten. Falls man vom Prof direkt auf den Tutorjob angesprochen wird, kann man wohl davon ausgehen, dass man die nötigen Voraussetzungen erfüllt. Ansonsten sollte man die Veranstaltung selbst einmal erfolgreich absolviert haben und den Stoff möglichst nicht komplett vergessen haben. Es werden an der Uni Bremen auch verschiedenen Schulungen angeboten, die man besuchen kann. In manchen Studiengängen kann man ohne diese Schulungen nicht als Tutor tätig sein. Bei uns in der Informatik wird das in naher Zukunft wohl auch so sein. Aber diese Schulungen sollte man nicht als Hindernis betrachten, sondern als Gelegenheit noch mehr Erfahrungen zu gewinnen. Man lernt da auch einiges zu Aspekten wie z.B. Lehrmethoden, Umgang mit Problemfällen oder dergleichen. Außerdem wird einem spätestens in der Tutorenschulung klar, welche Voraussetzungen man abgesehen vom Fachlichen erfüllen sollte. Z.B. Spaß am Umgang mit anderen Menschen. Immerhin geht es ja nur darum andere beim Lernen zu unterstützen.

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