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Mein erster Freewriting-Text

Beim Freewriting geht es darum, kreativ zu werden. Man geht den Gedankenströmen nach und schreibt sie ungefiltert und unbewertet sowie unverändert nieder. Man hört für eine vorher festgelegte Zeit (bei mir zehn Minuten) einfach nicht mehr auf zu schreiben. Man dokumentiert quasi das, was einem frei in den Sinn kommt. Hier ist mein erster Versuch der Freewriting-Methode:

Ich sitze im WG-Wohnzimmer. Es ist warm. Die Heizung ist an. Ich habe Hunger. Müde. Müde. Ich habe viel geschlafen aber bin trotzdem müde. Das ist in letzter Zeit häufig so. Ich bin ausgelaugt. Aber alles zu seiner Zeit. Ich werde wieder Kraft schöpfen können. Schöpfen. Papier schöpfe. Kindergarten. Kindheit. Schulzeit. Ich muss gerade an die Tintenpatronen aus dem Gegenstand-Beschreibe-Text denken. Gute alte Zeit. Alles war einfach. Keine Verpflichtungen. Nur Schule und Freunde. Freunde. Viele sind gegangen, viele sind geblieben, viele neu dazugekommen. Ein fliegender Wechsel, wenn man sich das gesamte Leben ansieht. Mit zwölf dachte man, dass die Freunde, die man hat, für ewig an der Seite bleiben werden. Aber das ist nicht so gewesen. Mittlerweile habe ich akzeptiert, dass manche Menschen nur dazu da sind, einen auf einem bestimmten Teil des Lebensweges zu begleiten. Sie haben eine Aufgabe. Sie sollen in einer bestimmten Zeit für dich da sein. Dir Freude schenken. Du bist für sie da. Oder schenkst ihnen Freude. Man ist froh, sich zu haben. Bestimmte Menschen bleiben länger als andere. Und auch das ist okay. Solange es sich gut anfühlt. Es ist eine gute Mischung aus Aktivität und Passivität. Denn bei manchen Freunden gibt es einen klaren Cut. Man verabschiedet sich und weiß, dass sich die Wege ab jetzt nur noch durch Zufall kreuzen werden. Und dann gibt es die passiven Cuts. Mit Menschen, die einfach irgendwann nicht mehr so wichtig erscheinen. Es ist nichts vorgefallen und man ist weder im Guten – noch im Schlechten auseinander. Denn sogesehen ist man gar nicht auseinander gegangen. Man hat sich mit der Zeit auseinandergelebt. Sich irgendwann einfach nicht mehr besucht, sich nicht mehr geschrieben und auch sonst keinen Kontakt mehr gehabt. Dann fragt man sich manchmal: Wir haben uns irgendwann zum allerletzten Mal getroffen, ohne, dass wir wussten, dass es das letzte Mal sein wird. Genau das gleiche mit Dingen aus der Kindheit. Dein Vater hat dich irgendwann zum allerletzten Mal auf den Arm genommen, ohne dass du es wusstest. Deine Sandkastenfreundin hat dich irgendwann zum allerletzten Mal nach Hause gebracht nach dem Spielen. Deine Mutter hat dich irgendwann zum letzten Mal für die Schule geweckt, bevor du dann irgendwann deinen eigenen Wecker hattest. Heutzutage vielleicht sogar schon durch das Handy. Irgendwann war das letzte Mal, dass ich meinen Wecker benutzt habe, statt mich -wie heute- vom Handy wecken zu lassen mit meinen Lieblingssongs. Das ist interessant. Man kann sich gar nicht vorstellen wie es ist, ein gut verkaufender Musiker zu sein und Menschen auf der ganzen Welt hören deine Lieder, um in den Tag zu starten. Es ist das allererste, was man an diesem Tag hört. Der Wecker ist das erste. Das ist eine wichtige Sache. Denn die ersten paar Minuten am Tag eines Menschen können auf den gesamten Tag Einfluss haben. Ist er gut, startet man mit guter Laune in die Woche z.B. . Es ist alles beeinflussbar. Oh, meine Waschmaschine ist fertig und piepst. Und die zehn Minuten sind auch gleich um. Das ist doch ein perfektes Timing, um diesen Text auslaufen zu lassen. Und so schließt sich der Kreis: Auslaufen lassen (Freundschaften z.B. )und Timing (Wecker). Tschüss.

Fiel es euch leicht, so einen Freewriting-Text zu schreiben?  Über Feedback oder eure Gedanken würde ich mich freuen.

Schirin

10 Kommentare

  1. Annika (Tut)

    Hallo Schirin,

    vielen Dank dir für diesen Beitrag, ich merke richtig, dass dir das schreiben Spaß gemacht hat. Auf jeden Fall sind interessante Zusammenhänge und Gedankengänge entstanden. Ich hoffe, dass diese Methode hilfreich für dich ist.

    Viele Grüße
    Annika

    • Schirin

      Hey,
      ohja diese Schreibmethode hat mir wirklich sehr gut gefallen. Ich finde es jetzt beim nochmal durchlesen sehr interessant, wie die Stimmung, die ich beim Schreiben des Textes hatte, direkt wieder mitschwingt. Diese Methode ist sehr gut für die Themenfindung, weil die Gedanken nur so fliegen. Das ist in Zukunft sicher sehr hilfreich.
      LG

  2. Teresa

    Hi du,
    ich finde deinen Text wirklich schön und inspirierend!
    Man merkt auf jeden Fall, dass du einfach geschrieben hast und die Gedanken durch den Stift auf dein Papier hast fließen lassen.
    Ich hatte wirklich das Gefühl in deinem Kopf zu sein, während ich gelesen habe.
    Und mit einigen Gedanken konnte ich mich auch identifizieren, was ich sehr interessant finde.
    Liebe Grüße,
    Teresa

  3. Mary Lou

    Hallo Shirin,
    Ich finde deinen Text sehr gelungen, man kann deinen Gedankengängen sehr gut folgen und sie sind super nachvollziehbar!
    – Mary Lou

    • Mary Lou

      Oh entschuldige, ich habe natürlich „Schirin“ gemeint…

      • Schirin

        Ach, das passiert häufig:)

    • Schirin

      Hey Mary Lou,
      vielen herzlichen Dank für dein Feedback:)
      LG Schirin

  4. Christina

    He Schirin, bin etwas spät dran, kann mich den anderen Kommentaren aber nur anschließen.
    Manchmal war ich auch schon während des Lesens einen Gedanken weiter und habe genau das gedacht, was du geschrieben hast.
    Ist nochmal ein anderes Gefühl wenn man seine Gedanken verschriftlicht, oder? Lässt einen auf jeden Fall reflektieren.
    Fands sehr schön deinen Text zu lesen und hoffe du hast noch n schönen Tag 🙂
    Tina

  5. Jona

    Hi Schirin, das nenne ich mal einen gelungenen 1. Freewriting- Text! Ich habe zwar keine professionelle Meinung dazu, da wir beide vermutlich ähnlich viele Texte dieser Art verfasst haben, aber mein Urteil basiert auf meiner Gefühlslage, die ich während des Lesens hatte. Man konnte richtig erkennen, dass du dich auf die Übung eingelassen hast und nach der Zeit in einen gewissen Flow gekommen bist. Der Übergang von deinen Erzählungen über Freunde und das Vergehen dieser Freundschaften über die Zeit fande ich wirklich inspirierend 🙂

    • Schirin

      Hey Jona, vielen lieben Dank!:)
      Ja, der Flow war auf jeden Fall da. Irgendwann sind meine Gedanken einfach gekommen und gegangen und ich habe versucht, möglichst schnell möglichst viel davon mit zu schreiben. Das war nicht immer leicht, da das natürlich innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde abläuft, aber ich hab mein Bestes gegeben:) Danke für dein Feedback!

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