PRÜFUNGSLEISTUNG BEOBACHTUNGSAUFGABE

– BEOBACHTUNGSTEIL

Hallo zusammen!

Ich habe euch ja vor längerer Zeit den Interpretationsteil meiner Beobachtungsaufgabe hochgeladen (hier klicken), nun möchte ich euch meinen Beobachtungsteil zeigen. Ich habe den ursprünglich nur per Mail eingereicht, aber auf den Blogs haben auch viele von euch die Aufgabe hochgeladen, was sehr interessant war. 

Hier also mein Beobachtungsteil. Ich freue mich wie immer sehr über Feedback.

Meine Forschung in Form einer teilnehmenden Beobachtung fand am 07.01.2021 in einer Bremer Durchfahrtsstraße nahe dem Stadtzentrum statt. Während meines gesamten Aufenthaltes lief ich mehrmals die Straße rauf und runter. Es war an einem kalten, Donnerstagnachmittag und zuvor hatte es leicht geschneit. Trotzdem war die gesamte Atmosphäre nicht trist oder duster. Es war noch hell und an der Straße, auf der ich mich für etwa eine Stunde befand, war an ein einigen Stellen noch liegengebliebener Schnee zu finden. Ich sah viele verschiedenfarbige Autos diverser Hersteller, die alle eher wild an beiden Straßenrändern parkten. Manche wurden entgegen der Fahrtrichtung abgestellt, sodass es eher unübersichtlich aussah. Zwischen Straße und Wohnhäusern befanden sich immer kleine Gartenzäune, meistens aus Metall. Dahinter fielen mir viele Fahrräder auf, eins stich mir besonders ins Auge, da es sehr verrostet war. Zudem entdeckte ich die Mülltonnen der Bewohner der Häuser. Die Gebäude waren hauptsächlich in Altbauweise und die Fassaden im Straßenverlauf recht bunt. Nur wenige Wohnhäuser waren mit rot-braunen
Klinkersteinen bestückt. Während meiner Datenerhebung sind mir einige Menschen begegnet.

Da war beispielsweise eine vermutete Frau mit einem kleinen Kind an der Hand, vermutlich weiblich. Beide waren
jeweils bekleidet mit einer Winterjacke, einer Mütze, Jeans, Schals und Handschuhen. Die vermutete Frau trug schwarze Schuhe mit Absatz; diesen konnte man, während sie lief, bei jedem Schritt auf dem Boden hören. Das Kind war etwas langsamer, sodass man sehen konnte, wie die Frau es leicht hinter sich herziehen musste. Die beiden huschten sehr schnell an mir vorbei. Danach fiel mir ein vermuteter Mann auf, der im Vergleich eher langsam unterwegs war. Dieser trug einen dunkelgrünen, offenen Stoffmantel und er war mit einem schwarzen Rucksack ausgestattet, der sehr leer aussah, da man leichte Wölbungen nach innen erkennen konnte. In seiner rechten Hand hielt er eine Plastiktüte der Marke H&M, aus der Pfandflaschen herausschauten. Außerdem hatte er eine Brille mit runden Gläsern sowie eine Glatze und schwarze Kopfhörer mit einem Kabel. Es führte in seine Jackentasche. Ein paar Minuten passierte nicht sonderlich viel, wobei man bedenken muss, dass man nicht immer alles beobachten kann, was um einen herum passiert. Diese Forschungsmethode setzt zwar eine hohe Aufmerksamkeit voraus, allerdings passieren natürlich auch Dinge außerhalb der eigenen Blickrichtung oder des Blickfeldes. Dies wurde mir besonders bewusst, als ich auf meinen Handybildschirm schaute, um meine neusten Eindrücke zu notieren, da ich in dem Fall stärker auf das achtete, was ich hörte, statt auf das, was ich sah. Mir kam der Ruf eines Kindes in der Ferne ins Ohr, außerdem der Verkehrslärm der Parallelstraße und anschließend hörte ich ein Auto, das in meine Richtung fuhr. Ich nahm es zunächst also nicht visuell, sondern auditiv wahr. Es weckte meine Neugierde, da ich mit dem Wort „Beobachtung“ direkt das in Verbindung brachte, was man sehen kann. Ich hob also meinen Kopf und sah das zur Geräuschkulisse passende Auto. Es war ein schwarzer Mercedes mit einem Bremer Kennzeichen und einem vermuteten Mann am Steuer. Diese Beobachtung führte zu der Frage, ob z.B. blinde Menschen nicht „beobachten“ können, da dies im allgemeinen Verständnis strikt an das Sehen gebunden ist. Bevor ich diesem Gedanken ausführlich nachgehen konnte,
musste ich plötzlich sehr viele Dinge auf einmal festhalten, da ich den Anspruch an meine Forschung stellte, möglichst viel vom Bemerkten berücksichtigen wollte. Mehrere Autos fuhren rasch in die Straße, die ich observierte, allerdings konnte ich keine Details zu jedem Einzelnen notieren. Lediglich folgendes: Zwei der Autos hatten Oldenburger Kennzeichen, die restlichen Fahrzeuge waren alle in Bremen zugelassen. Ein blaues Auto war dabei, ein Rotes, ein
Silbernes und ansonsten Schwarze. Ich sah nebenbei im Augenwinkel einen Fahrradfahrer, der von seinem Rad stieg und es an einem Hauseingang parkte, allerdings konnte ich da keine weiteren Informationen erfassen, da ich mit den Autos beschäftigt war. Als sich die Situation beruhigte, kam mir eine vermutete Frau entgegen, die dann schnell an mir vorbeilief. Sie trug weiße Sportschuhe der Marke Reebok, eine schwarze Leggings und eine knallig-pinke Regen-
/Sportjacke. Außerdem waren kabellose Kopfhörer auf ihrem Kopf und sie hatte einen ernsten Blick. Sie sah mich nicht an an, ihre Wangen waren rot und man hörte sie lauter atmen als Menschen, die in normalem Tempo an mir vorbeikamen. Im Anschluss begegnete mir ein älterer vermuteter Mann, der einen schwarzen langen Mantel trug, eine dunkelgraue Stoffhose, schwarze schicke Schuhe und einen dunkelblauen Schal. Er hatte einen Regenschirm in der Hand, den er statt gegen den Regen eher als Gehstock benutzte. Sein Haar war grau und oben etwas lichter. Ich fragte mich, weswegen er unterwegs war und entschied mich kurzerhand, ihn zu fragen. Diese Situation war ungewohnt und ich beobachtete meine recht leise und zurückhaltende Stimme, vor allem weil der Herr zunächst einen ernsten
Blick hatte und viele Menschen auf der Straße nicht von Fremden angesprochen werden möchten. Ich erwähnte kurz meine Uni-Aufgabe und er erzählte mir sehr freundlich und offen, dass er auf dem Weg zu seiner Enkelin sei, die ein paar Straßen weiter wohnt. Ich wünschte ihm einen schönen Nachmittag und er bedankte sich und lief weiter. Kurz darauf sah ich den eingangs erwähnten vermuteten Mann, der mit einem eingebeulten Rucksack die Straße
entlanglief. Nun war sein Rucksack ausgebeult und er sah schwerer aus.