Wenn man die Kunst vor lauter Uni nicht sieht…

Wir alle kenne doch das Sprichwort über den Wald, den man vor lauter Bäumen nicht sieht.

Sprich: das Offensichtliche übersehen, obwohl es direkt vor einem liegt.

Genau daran musste ich denken, als ich in einem Kunstseminar in meinem ersten Semester an der Uni saß.

Dieses handelte um Kunst(-werke) im Raum Bremen, also auch an der Uni.

Eine Gruppe des Seminars stellte prägnante und oft gesehene Werke an der Uni vor und plötzlich viel mir auf, dass ich an genau diesen schon mindestens 25-Mal vorbeigelaufen bin. Beachtet hab ich sie aber nie.

Ich fühlte mich befreit von meinem Tunnelblick und würde euch gern das ein oder andere Werk vorstellen, das mich heute achtsamer durch die Uni gehen lässt.

,,Konkurrenz“

Als allererstes hätten wir hier die berühmten Fahrradfahrer auf dem Boulevard.

Dieses Werk trägt den Namen ,,Konkurrenz“ und wurde von dem Künstler Peter Mittler erschaffen.

Seit Oktober 1978 spielt sich auf unserem Campus tagtäglich die gleiche Szene ab:

In einer Art eingefrorenem Wettkampf lassen sich drei Radfahrer erkennen, die in vermeintlich hoher Geschwindigkeit Richtung Sportturm fahren. Vor ihnen stehen zwei weitere Personen.

Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Sie haben die Hände in die Luft gerissen und scheinen die Radfahrer lauthals anzufeuern.

Einer der drei Fahrer ist gestürzt und liegt nun in unmittelbarer Nähe zu den beiden noch fahrenden Figuren.

Sie sind drauf und dran ihn zu überrollen. Vermutlich sind sie in solch einer Geschwindigkeit unterwegs, dass sie ihn gar übersehen.

Es ist also eine dramatische Szene, die sich hier abspielt.

Das Werk mit dem passenden Namen lässt viel Raum zur Interpretation. Man könnte sich vorstellen, dass die Fahrradfahrer die Studenten darstellen, welche vom Leistungsdruck zu Höchstgeschwindigkeiten gedrängt werden.  Dieser Leistungsdruck wird hier durch die beiden anfeuernden Personen verkörpert. Sie könnten symbolhaft für z.B. die Eltern oder Gesellschaft stehen, die eben diesen Druck vermitteln.

Vielleicht kennt ja der ein oder andere das Gefühl auf der Strecke zu bleiben, wenn man nicht immer 100% gibt. Man fühlt sich wie überrollt von all dem ,,Workload’’ und den Anforderungen, die an einen gestellt werden und ist scheinbar am Boden, während die Uni aber einfach weitergeht.

Also, wer es sich nicht schon gedacht hat, der weiß spätestens jetzt dass unsere Fahrradfahrer viel mehr sind als nur ein ,,dekorativer’’ Hingucker.

Treppe des Aufstiegs

In und an der Uni verstecken sich nicht nur Skulpturen, sondern auch einige Wandbilder.

Mal mehr, mal weniger verdeckt schmücken sie unsere Uni auf ihre ganz besondere Art und Weise.

Wer schonmal im GW2 unterwegs war, erinnert sich vielleicht an ein bestimmtes Gemälde.

Wenn man von der Keksdose aus das GW2- Gebäude betritt und direkt gerade aus zu den Treppen geht, sieht man es sofort auf der linken Seite.

Zu sehen ist eine große Treppe, auf der sich mehrere Menschen befinden.

Die meisten sieht man nur von hinten.

Direkt im vorderen Teil des Bildes lassen sich Personen mit Hüten erkennen, sie schauen weg von uns auf eine Gruppe in rot, die mit einem Buch beschäftigt zu sein scheint.

Auf der Treppe selber krabbeln einige Menschen nach oben, einer hält dabei eine rote Fahne in der Hand.

Eine weitere Person liegt auf der Treppe, dabei fallen ihm Blätter aus der Hand. Ganz oben ist eine halb geöffnete Tür, durch die einige Leute gehen. Im Eingang strahlt gelbes Licht.

Im Foyer des GW2 findet man das große Wandbild.

Links und rechts der Treppe lassen sich Figuren erkennen, die Bücher auf ihren Köpfen tragen und damit ein paar Balken stützen.

Man kann sich sicherlich denken, dass auch dieses 6x10m großes Werk kein ,,dekoratives“ sein soll.

,,Die Treppe des Aufstiegs’’ wurde im Rahmen einer Auseinandersetzung zum Thema Öffentlichkeit und Erfahrungen von Studierenden und dem Maler und damaligen Lehrbeauftragten Jimmy D. Paesler erschaffen. Seit 1980 ist es im GW2 zu betrachten.

Das Ganze soll in verschiedenen Ebenen die Situation der Studierenden an der Uni aus ihrer Sicht schildern.

Die rote Gruppe sind die kunstschaffenden Studierenden selber, während sie sich Gedanken über das zu malende Gemälde machen.

Die Personen mit den Hüten sind wir, die Betrachter. Der Rest spiegelt die Studiensituation an sich wieder.

,,Die Treppe des Aufstiegs“ stellt die Studierenden dar, die alle auf unterschiedlich erfolgreiche Weise versuchen die Treppe, also das Studium, zu erklimmen. Die Tür oben ist das Ziel, quasi das ,,Tor der Weisheit’’.

Letztendlich weiß aber keiner so recht, ob sich das Erklimmen der Stufen wirklich lohnt und der Gang durch die Tür wirklich das lang ersehnte Ziel ist. Diese Erkenntnis wird vermutlich erst ganz am Ende kommen… 

Ich würde sagen, bei diesen Werken belassen wir es für’s Erste. Ich hoffe euch hat dieser kleine aber etwas andere Einblick in unsere Uni gefallen.

 

 

 

 

Literatur:

Karla Götz (2019). Kennt Ihr schon… die Radfahrergruppe auf dem Boulevard?. Up2date. Das Online-Magazin der Universität Bremen. https://up2date.uni-bremen.de/campusleben/kennt-ihr-schondie-radfahrergruppe-auf-dem-boulevard (Abrufdatum: 27.04.2023)

Karla Götz (2019). Kennt Ihr schon… das Wandbild im GW2?. Up2date. Das Online-Magazin der Universität Bremen. https://up2date.uni-bremen.de/campusleben/kennt-ihr-schondas-grosse-wandbild-im-gw2 (Abrufdatum: 27.04.2023)

Uni-Archiv Bremen (2020). Große Treppe des Aufstiegs: der Weg nach oben. Universitätsarchiv Bremen. https://campuskunst.uni-bremen.de/kunstwerke/GroßeTreppedesAufstiegs (Abrufdatum: 27.04.2023)

Uni-Archiv Bremen (2008). ,,Große Treppe des Aufstiegs’’. Universitätsarchiv Bremen https://www.zentralarchiv.uni-bremen.de/kunstweb/treppe.htm (Abrufdatum: 27.04.2023)

Uni-Archiv Bremen (2008). Radrennfahrer (Konkurrenz). Universitätsarchiv Bremen. https://www.zentralarchiv.uni-bremen.de/kunstweb/radfahrer.htm (Abrufdatum 27.04.2023)

2 Kommentare
  1. Tobias
    Tobias sagte:

    Das Gemälde ,,Die Treppe des Aufstiegs’’ ist wirklich sehr kreativ. Das würde ich mir gerne mal vor Ort an der Uni Bremen ansehen. Ist das GW2-Gebäude auch für Besucher geöffnet?

    Antworten
    • Sarah
      Sarah sagte:

      Hallo Tobias,

      vielen Dank für deine Frage.
      Das GW2 ist auch für Besucher zugägnlich, sodass du dir das Gemälde zu den Öffnungszeiten des Gebäudes jederzeit ansehen kannst.

      Sarah von der EULe

      Antworten

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