Das Ende vom Anfang

Wer hätte gedacht, dass vier Monate so schnell vergehen können? Es kam mir wie gestern vor, dass ich das erste mal in Zoom eingeloggt habe. Damals hatte ich noch die leise Hoffnung, vielleicht bald mal zumindest ein Tutorium oder ein Seminar in Präsenz zu haben…aber wie wir alle wissen, ist daraus leider nicht viel geworden.

Mein erstes Semester ist fast um- und ich war erst ein einziges mal in der Uni. Selbst die Klausuren und Vorträge finden komplett online statt, was wieder neue Schwierigkeiten mit sich bringt. Wird meine Internetverbindung stabil bleiben? Was, wenn mein Computer abstürzt? Werden die Fragen für die Klausur schwerer werden?

Auch der immer gleich ablaufende Alltag fiel mir immer schwerer. Ich persönlich habe dadurch nicht nur meine Motivation, sondern auch das Gefühl von Zeit verloren.

Ich hatte das Glück, durch Gruppenarbeiten und Projekte Freunde zu finden, die das Studium ungemein erleichtert haben. Und auch wenn man sich nicht persönlich treffen konnte, hatte man so immer noch die Möglichkeit, sich über Zoom auszutauschen.

Natürlich hat der Onlineunterricht nicht nur Nachteile- gerade im Winter ist es wirklich ganz angenehm, zu Hause bleiben zu können und sich die Vorlesungen eingekuschelt in drei Decken gucken zu können statt sich in eisiger Kälte zum Bahnhof zu kämpfen.

Und auch asynchrone Vorlesungen haben den großen Vorteil, dass man sie gucken kann, wann und wo man will. Allerdings hat es bei mir eher dazu geführt, dass ich die Vorlesungen gerade am Anfang lieber mal ein, zwei oder auch drei Wochen aufgeschoben habe…

Trotzdem hoffe ich sehr, dass die aktuelle Lage sich in Zukunft bessern wird und wir in Zukunft auch mal wieder Präsenzunterricht haben werden. Bis dahin halten wir das alle zusammen durch! Und dieses Semester wird uns allen wohl lange in Erinnerungen bleiben 🙂

Sehen und gesehen werden

Am Mittwoch habe ich meine Präsentation zum Thema Sehen gehalten.
Einen Monat lang habe ich mich mit meiner Gruppe darauf vorbereitet und mich mit dem Thema Sehen auseinandergesetzt. Darauf haben wir uns besonders auf eine Frage fokussiert:

Ist Sehen der wichtigste Sinn (in der westlichen Kultur)?

Eine Frage, zu der wir in unserer Gruppe wirklich lange Diskussionen gehabt haben.
Ist Sehen wirklich der wichtigste Sinn, wie es laut der klassischen Rangordnung schon seit Aristoteles heißt? Oder ist es nicht vielmehr das Zusammenspiel aller fünf Sinne, die für das optimale Leben entscheidend sind?
So oder so kann man nicht abstreiten, das Sehen einen sehr hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft hat. Bei der Fortbewegung, beim Lesen, beim Filme gucken und auch beim Essen. Ein häufig unterschätzter Aspekt ist dabei, wie wichtig das Sehen auch in unserer Kommunikation ist.
Gut erkennen kann man das an der aktuellen Situation: Durch die Maskenpflicht können wir nun nicht mehr das Gesicht der Menschen, mit denen wir kommunizieren, beobachten. Wir sehen nicht mehr ihre Gesichtszüge, ob sie lächeln oder den Mund verziehen oder ernst bleiben. Viele sprechen deswegen besonders laut und deutlich, so dass es klarer wird, wie sie sich gerade fühlen. Beim Supermarkt sprechen die Leute zum Beispiel viel freundlicher und bedanken sich öfter, weil das einfache freundliche Lächeln momentan nicht mehr reicht.
Aber ist Sehen deswegen gleich der wichtigste Sinn? Ist es nicht wichtiger, zu hören, was die anderen sagen, als die Gesichter der anderen zu sehen, während sie sprechen? Ist es nicht wichtiger, das Parfüm zu riechen, als nur die Parfümflasche zu betrachten? Würde man nicht lieber die vor einem liegende Pizza essen und schmecken, als sie nur zu bewundern?

Nach langer Auseinandersetzung mit der oben genannten Frage bin auch ich persönlich zu keinem Ergebnis gekommen. Ein wirklich spannendes Thema, zu dem es viele verschiedene Meinungen, aber wohl nie eine endgültige Antwort geben wird.

Vorträge und Präsentationen

Am Samstag hatte ich das dritte und letzte mal Propädeutik. Es fand als Blockseminar statt und ging jeweils von 9-18 Uhr. Aufgrund der aktuellen Situation fand es natürlich komplett online statt- für mich war es eine große Herausforderung, sich so lange konzentrieren zu können und so lange auf einen Bildschirm zu starren. Gerade am Nachmittag freute ich mich über jede noch so kleine Pause, in der man mal aufstehen und sich ein bisschen die Beine vertreten konnte.

Das Seminar an sich war allerdings sehr interessant, da wir gelernt haben, wie man Vorträge am besten hält. Wir mussten auch sehr viele Vorträge selber halten. Am Interessantesten hierbei fand ich die sogenannte  “Stegreifrede”, bei dem uns ein Thema zugeteilt wurde, über das wir sofort drei Minuten reden mussten. Auch wenn ich ziemlich aufgeregt vor der Rede war und unbedingt schon wissen wollte, welches Thema ich hatte, habe ich gemerkt, dass man eine Rede auch gut halten kann, wenn man das Thema erst kurz vorher erfährt und dass man selbst ohne Recherche und großes Faktenwissen seine KommilitonInnen überzeugen kann.

Des Weiteren fand ich es interessant, zu lernen, wie man eine Präsentation nicht nur am besten hält, sondern auch am besten vorbereitet. Ich denke, dass das noch sehr nützlich in meinem weiteren Studium sein wird, insbesonders bei meiner Posterpräsentation, dich ich bald im Seminar halten muss.

Beobachten und Protokollieren

Über die Weihnachtsferien wurden wir von unseren Dozenten beauftragt, ein Beobachtungsprotokoll zu schreiben. Dies haben wir vorher im Tutorium geübt.  Persönlich finde ich die Beobachtungsaufgabe sehr interessant, auch wenn es mir gerade am Anfang schwer gefallen ist, Beobachtung und Interpretation zu trennen. Die Übung hat mir geholfen, einen ersten Eindruck davon zu bekommen, wie es ist, eine Beobachtung durchzuführen und alle möglichen Eindrücke und Beobachtungen so schnell wie möglich aufzuschreiben.

Beobachtungsaufgabe

Um 12.35 öffne ich die weiße Tür, die zu der Küche führte. Die Küche ist geräumig und einladend. Die Inneneinrichtung ist größtenteils in Weiß und Schwarz gehalten. Auf der Theke stehen zwei Pizzakartons. Ich setze mich auf einen schwarzen Stuhl. Meine Schwester, Ina, sitzt an einem dunkelbraunen Tisch, sie trägt einen dunkelblauen Pulli und schwarze Leggins. Der Raum duftet nach Spülmittel und im Hintergrund hört man eine Geschirrspülmaschine laufen. Meine Schwester konzentriert sich auf das iPad vor sich und tippt darauf mit einem weißen Apple pencil herum. Sie gähnt ausgiebig. Sie wippt mit ihrem Bein. Vor ihr steht ein durchsichtiges Glas mit Wasser, aus dem meine Schwester gelegentlich trinkt. Es ist jetzt schon 12.40 Uhr und im Hintergrund sind nun Schritte zu hören und jemand klimpert mit seinen Schlüsseln. Der Himmel, den man gut aus dem Küchenfenster am Ende des Tisches sehen kann, verdunkelt sich und es ziehen Regenwolken auf. Abgesehen davon sieht man einen kahlen Baum und einen Busch mit bereits verwelkten Blättern. Meine Schwester gähnt wieder. Bei dem Versuch die Aufgabe zu lösen, redet sie leise vor sich hin. Um 12.45 frage ich sie, wie es mit ihrer Aufgabe vorangeht. Sie antwortet, sie habe sich die Aufgabe angeguckt und würde sich jetzt aber Regelungstechnik zuwenden. Weiterhin tippt sie beschäftigt auf ihrem Tablet rum. Da es in der Küche immer dunkler wird, fragt Ina mich, ob ich das Licht anmachen kann. Nachdem ich das bejahe, stehe ich auf und betätige den weißen Lichtschalter. Die Küche wird nun von warmen Licht durchflutet. Als ich mich wieder hingesetzt habe, arbeitet Ina weiterhin konzentriert. Sie schenkt sich etwas zu trinken nach, diesmal Bananensaft gemischt mit ein wenig Kirschsaft.

Sie widmet sich wieder ihrer Arbeit. In der Ecke der Küche fällt mir unsere Katze auf, die sich auf den weißen Fliesen des Küchenbodens zusammengerollt hat und schläft. Sie ist schwarz-grau getigert und hat weiße Pfoten. Ich blicke auf die Uhr und sehe, dass es 12.50 Uhr ist. Meine Beobachtung ist also beendet.

 

Alle Jahre wieder

Es ist wieder soweit.

Wie jedes Jahr öffne ich vorsichtig den Pappkarton mit der Aufschrift “Weihnachtsdekoration” und wickele den kleinen Keramik-Elch vorsichtig aus der Verpackung. Schon gute zehn Jahre war es her, dass ich den Weihnachtselch gekauft habe, und trotzdem ist auf dem matt glänzenden, hellbraunen Dekorationsstück nicht ein Kratzer zu sehen.

Es kam mir wie gestern vor, als ich den kleinen Elch auf einem winzigen Stand im überfüllten Weihnachtsmarkt erblickt habe und mich sofort beschloss, ihn zu kaufen. Elche waren schon immer meine Lieblingstiere gewesen und mit der winzigen roten Weihnachtsmütze zwischen seinem braunen Geweih und dem roten Sattel schien er mir eine perfekte Ergänzung für den Weihnachtsbaumschmuck. Mit seiner roten Nase erinnerte er mich schon damals sofort an Rudolf- den Film sah ich früher als Kind fast jeden Tag im Dezember.

Und so wurde der Elch sofort zu meinem Lieblingsschmuckstück und hang jedes Jahr fast ganz oben am Weihnachtsbaum. So sollte es auch dieses Jahr sein.

Ich suche den Tannenbaum nach einer geeigneten Stelle ab und platziere den Elch schließlich neben einer dunkelroten Christbaumkugel. Die mir nur allzu gut bekannten schwarzen Augen des Elches wecken in mir glückliche Erinnerungen an schon längst vergangene Weihnachten hervor.

Letztes Weihnachten, an dem meine Schwester das erste mal ihren Freund mit nach Hause gebracht hat. Das waren ziemlich chaotische Festtage- nach nur wenigen Stunden hatte er sich mit meinem Großvater in eine politische Diskussion verwickelt und ist anschließend wutentbrannt abgehauen.

Ein anderes Weihnachten- wie lange war das schon her? Fünf, Sechs Jahre?- fiel eine Kerze um und um ein Haar wäre der ganze Tannenbaum niedergebrannt.

Oder das Weihnachten vor drei Jahren, an dem mein damals neu geborener Neffe sein erstes Weihnachtsfest miterlebte- mein Bruder war ganz besessen darauf, das alles perfekt lief.

Mit einem Lächeln befestige ich den Elch mit seinem hellbraunen Bandes an einem dunkelgrünen Tannenzweig. “Die Geschichten, die dieser Elch erzählen könnte”, denke ich, während ich das Band mit einer Schlaufe zusammenknote. “Und die Geschichten, die er noch miterleben wird.”

 

 

Aller Anfang ist schwer

Gut anderthalb Jahre nach meinem Abitur habe ich mich dazu entschlossen, zu studieren. Nachdem ich einige Monate mit Reisen, Arbeiten und Praktika verbracht habe, ist das Studieren eine große Veränderung.

Nie hätte ich mir vorgestellt, dass meine erste Woche in der Universität so ablaufen würde.
Auch, wenn ich mich schon lange auf den Anfang meiner Studienzeit gefreut habe, war es letztendlich aufgrund der verschärften Corona-Maßnahmen doch ganz anders.
Die O-Woche war glücklicherweise zumindest noch teilweise durchführbar, was mich sehr gefreut hat, da man so schon einige Studenten kennenlernen konnte und viele Informationen zum Studium erhielt. Ich fand es besonders schön, mich mit meinen neuen Komilitonen zumindest zu fünft in einer Bar oder zum Essen gehen zu treffen.                                                                                                                      Die nächste Woche fand für mich dann leider schon komplett digital statt.
Die veränderte Lebensweise hat sowohl Vor- als auch Nachteile, selbst wenn man kein klassischen Unistart hat, kann man immerhin gemütlich von zu Hause aus sich die Vorlesungen angucken und muss sich so den zumindest in meinem Fall etwas längeren Weg zur Uni sparen, was gerade im kalten Winter sehr praktisch ist. Trotzdem finde ich es sehr schade, gerade als Erstsemester keinen Präsenzunterricht zu haben.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht.