Sehen und gesehen werden

Am Mittwoch habe ich meine Präsentation zum Thema Sehen gehalten.
Einen Monat lang habe ich mich mit meiner Gruppe darauf vorbereitet und mich mit dem Thema Sehen auseinandergesetzt. Darauf haben wir uns besonders auf eine Frage fokussiert:

Ist Sehen der wichtigste Sinn (in der westlichen Kultur)?

Eine Frage, zu der wir in unserer Gruppe wirklich lange Diskussionen gehabt haben.
Ist Sehen wirklich der wichtigste Sinn, wie es laut der klassischen Rangordnung schon seit Aristoteles heißt? Oder ist es nicht vielmehr das Zusammenspiel aller fünf Sinne, die für das optimale Leben entscheidend sind?
So oder so kann man nicht abstreiten, das Sehen einen sehr hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft hat. Bei der Fortbewegung, beim Lesen, beim Filme gucken und auch beim Essen. Ein häufig unterschätzter Aspekt ist dabei, wie wichtig das Sehen auch in unserer Kommunikation ist.
Gut erkennen kann man das an der aktuellen Situation: Durch die Maskenpflicht können wir nun nicht mehr das Gesicht der Menschen, mit denen wir kommunizieren, beobachten. Wir sehen nicht mehr ihre Gesichtszüge, ob sie lächeln oder den Mund verziehen oder ernst bleiben. Viele sprechen deswegen besonders laut und deutlich, so dass es klarer wird, wie sie sich gerade fühlen. Beim Supermarkt sprechen die Leute zum Beispiel viel freundlicher und bedanken sich öfter, weil das einfache freundliche Lächeln momentan nicht mehr reicht.
Aber ist Sehen deswegen gleich der wichtigste Sinn? Ist es nicht wichtiger, zu hören, was die anderen sagen, als die Gesichter der anderen zu sehen, während sie sprechen? Ist es nicht wichtiger, das Parfüm zu riechen, als nur die Parfümflasche zu betrachten? Würde man nicht lieber die vor einem liegende Pizza essen und schmecken, als sie nur zu bewundern?

Nach langer Auseinandersetzung mit der oben genannten Frage bin auch ich persönlich zu keinem Ergebnis gekommen. Ein wirklich spannendes Thema, zu dem es viele verschiedene Meinungen, aber wohl nie eine endgültige Antwort geben wird.

Veröffentlicht von

Jana

Jana ist eine Studentin an der Universität Bremen, die Kulturwissenschaften und Kommunikations- und Medienwissenschaften studiert und die nicht gut darin ist, biografische Angaben über sich selber zu schreiben.

3 Gedanken zu „Sehen und gesehen werden“

  1. Hey Jana,
    ich selbst hatte als Thema auch „Sehen“ und habe mich mit der Frage ebenfalls auseinander gesetzt. Ich glaube es geht nicht darum abzuwägen was wohl der beste Sinn ist. Jeder ist einzigartig und gleichzeitig wertlos ohne das Zusammenspiel der anderen Sinne. Das schmecken eines leckeren Stück Kuchens beispielsweise wird umso genussvoller wenn man sich die einzelnen Verzierungen oder Schichten anschaut.
    Ich finde deinen Text gut strukturiert und toll geschrieben.

  2. Hallo Jana,
    ich musste schmunzeln, als ich gelesen habe, dass ihr euch einen Monat auf eure Präsentation vorbereitet habt, während meine Gruppe und ich erst eine Woche vorher angefangen hat. Zu der Frage, ob Sehen der wichtigste Sinn in der westlichen Kultur ist, kann ich mich dir und Thees nur anschließen. Ich finde auch, dass das Zusammenspiel aller Sinne einen Menschen erst vollständig macht und man sollte die Sinne nicht nach ihrer Wichtigkeit kategorisieren.
    Das Beispiel mit dem Supermarkt finde ich sehr passend, denn mir geht es genauso. Nicht zu sehen, welche Emotion gerade der Mensch vor einem hat und nur durch die Sprache dies erahnen zu können, empfinde ich als sehr schwer. Den Schluss mit den Fragen, die du dir gestellt hast, konnte ich gut nachvollziehen und kann dir da nur zustimmen.
    Liebe Grüße,
    Hannah

  3. Hallo Jana,
    ich finde deine Gedanken zu dem Thema echt spannend, vor allem den Aspekt mit der Mimik und der Maske. Ich musste dann daran denken, dass Krippenerzieher:innen zum Beispiel zur Zeit keine Masken tragen, weil sie befürchten, dass sich das auf die soziale Entwicklung der Kleinsten richtig schlecht auswirkt. Es ist so wichtig für die Kinder, die Gesichtszüge zu sehen, um Gesagtes einzuordnen. Das ist ja genau der Punkt, an dem unsere kulturellen Werte weitergegeben, erlernt und verinnerlicht werden.
    Und wie du sagst, für uns Erwachsene ist es auch nicht leicht damit umzugehen und wir denken uns schon neue Lösungen aus, damit umzugehen.
    Viele Grüße,
    Anaïs

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