Mathematische Leistungsunterschiede – empirische Befunde und Konsequenzen für den Mathematikunterricht RV05

  1. Sind Unterschiede in den mathematischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern ein Grund zur Sorge?

„Dem Kind gehört der erste Platz und der Lehrer folgt ihm und unterstützt es. Er muss auf seine Aktivität zugunsten des Kindes verzichten. Er muss passiv werden, damit das Kind aktiv werden kann.“

– M. Montessori (1870-1952) –

 

Betrachtet man dieses Zitat, so wird schnell ersichtlich, dass es völlig legitim ist, dass Unterschiede in Bereich der Leistungen von den Kindern zu finden sind. Die Individualität des Kindes steht hier im Vordergrund. Im Laufe der Schulzeit ist sicherlich jeder Person oftmals vorgekommen, dass der/die Schüler/in XY im Mathematikunterricht besser abgeschnitten hat, als man selbst oder man einige Aufgaben schneller begriffen hat, als manche/r andere/r. Die Leistungsunterschiede können hierbei aber auch in jedem Fach divers sein.

Ein Grund zur Sorge bereitet dies in meinen Augen allerdings nicht. Denn aus rein neuroanatomischer Sicht ist ersichtlich, dass die kognitive Entwicklung und die Fähigkeit abstrakte Sachverhalte zu verstehen, nahezu immer unterschiedlich sind von Person zu Person.

Würde dies für uns als zukünftige Lehrkräfte nicht bedeuten, dass wir uns in diesem Kontext nicht eher darüber Gedanken machen sollten, wie wir jeden Schüler bzw. Schülerin individuell fördern können, um so jedem Individuum gerecht werden zu können? Die Umsetzung dieser Problematik ist sicherlich nicht wegzudenken, aber den Schüler bzw. die Schülerin anhand eines „Leistungsbegriffes“ zu exemplifizieren ist in meinen Augen fatal. Jede/r Schüler bzw. Schülerin verdient die individuelle Förderung, die seiner/ihrer Entwicklung zugute kommt.

 

  1. Spielen im Mathematikunterricht, kann das angesichts von Leistungsunterschieden ein Ansatz sein? Beziehen und begründen Sie eine Position aus Lehrenden-Sicht, die auch Schülersichtweisen einbezieht. 

Der Einsatz von Spielen im (Mathematik)Unterricht kann in vielerlei Hinsicht positive Merkmale mit sich bringen, die negativen Aspekte sind allerdings hierbei nicht einfach wegzudenken.

Generell kann gesagt werden, dass gerade im Mathematikunterricht und in anderen naturwissenschaftlichen Fächern viel Zeit in das Einstudieren von neuen Begrifflichkeiten sowie Regeln investiert wird. So ist der Vorteil beim Einsatz von Spielen im Unterricht jener, dass jedem Schüler bzw. jeder Schülerin die Möglichkeit gewährt wird mittels kreativen, sozialen und kognitiven Fähigkeiten Sachverhalte zu behandeln, die im Unterricht lediglich „trocken“ behandelt werden würden. Der Einsatz von Spielen führt in dieser Hinsicht oftmals zu einer zusätzlichen oder zu einer Entstehung von Motivation. SuS sind motivierter, nicht nur extrinsisch, sondern auch intrinsisch. Das Gewinnen in einem Spiel ist sicherlich als extrinsische Motivation zu beschreiben. Betrachtet man aber die SuS, die nach optimalen Lösungsstrategien suchen und dabei Hypothesen entwickeln, so könnte man dies als intrinsische Motivation wahrnehmen. Der anglizistische Begriff des „Settings“ spielt hier eine Rolle. SuS erhalten die Chance in einer nicht von Zwang beherrschten Atmosphäre zu lernen. Dies ist besonders von Vorteil für SuS mit Lernschwierigkeiten oder jene, die ängstlicher im Unterricht sind. Die Mannigfaltigkeit der Spiele ist ebenso als ein besonderes Merkmal hervorzuheben. Spiele können und müssen divers sein. So gibt es die Möglichkeit alle SuS gleichermaßen zu erreichen. Auch die sozialen Kompetenzen, die hierbei entwickelt werden, sind ein positiver Faktor für die weitere Entwicklung des Kindes. Selbstständigkeit, Kommunikation sowie soziales und kooperatives Verhalten sind in der Gesellschaft wichtige Kompetenzen.

Negative Aspekte, die hierbei entstehen oder die bereits diskutiert werden, sind u.a. die Frage, ob Spiele im Mathematikunterricht wirklich „Spiele“ sind oder nicht schon als „Lernspiele“ deklariert werden müssen. Der Spaß an alltäglichen Spielen würde dabei abhanden kommen und die SuS würden ihre Freude daran verlieren. Spiele sollen Spaß machen und freiwillig ablaufen. Bei den Spielen, die im Unterricht ihren Mittelpunkt finden, sind es eben keine freiwilligen Spiele. Der Schüler bzw. die Schülerin ist gezwungen am Spiel teilzunehmen.

Angesichts der Ausgangsfrage kann ein „Lernspiel“ im Mathematikunterricht durchaus ein Ansatz sein, SuS mit Leistungsunterschieden gleichermaßen fair zu „behandeln“. SuS mit mehr mathematischen Vorkenntnissen profitieren insofern davon, dass sie den anderen SuS in ihrer Sprache die Mathematik nahebringen können und festigen damit ebenfalls ihr Wissen und erhalten damit Bestätigung, ob sie das, was sie gelernt haben, auch wirklich verstanden haben. Ebenso profitieren SuS davon, die eben nicht so leistungsstark sind. Sie erhalten von Gleichaltrigen die Mathematik beigebracht, die sie bei der Lehrkraft oder bei anderen Personen, die ihnen das beibringen wollten, bisher nicht verstanden haben.

 

 

  1. Formulieren Sie mindestens zwei Beobachtungsaufgaben für kommende Praktika, welche die Tiefenstruktur von Unterricht in den Blick nimmt.

 

  1. Nehmen SuS die (Lern-)Spiele im Unterricht wirklich positiv wahr?
  2. Wie kann die Lehrkraft ermitteln, ob die zu bearbeitenden Themen auch wirklich verstanden wurden?

 

  1. Benennen Sie ebenfalls zwei Herausforderungen, die Sie bei der adaptiven Planung von Unterricht erwarten.

 

  1. SuS werden womöglich unterschiedlich lange für die Bearbeitung der Aufgaben benötigen. Wie ist damit umzugehen? Was ist zu beachten?
  2. Wie offen sind Lehrkräfte, um dieses Konzept wirklich zu adaptieren? Wie gehen Lehrkräfte damit um?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert