Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Gymnasialen Oberstufe – RV10

Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Gymnasialen Oberstufe – RV10

  1. An Ihrer Schule gibt es eine – wie üblich sehr heterogen besetzte – Vorklasse, in welcher sogenannte Seiteneinsteiger*innen Deutsch lernen und auf die Teilnahme am Regelunterricht vorbereitet werden. Für einige wird nun der Übergang diskutiert. Ein Großteil der Lehrkräfte plädiert – mit Verweis auf die noch nicht vollständig ausreichenden (bildungssprachlichen) Deutschkenntnisse – sie an eine Realschule zu überweisen, obwohl die Schüler*innen hinsichtlich ihrer Lernfähigkeit und ihrer Vorbildung eigentlich die Voraussetzungen für das Gymnasium mitbringen und gerne an der Schule bleiben würden. Nehmen Sie auf Basis der Vorlesung Stellung dazu.

In Anbetracht der Tatsache, was in der Vorlesung vermittelt wurde, kann gesagt werden, dass die SuS meines Erachtens nach die Möglichkeit erhalten müssen, eine Gymnasialklasse besuchen zu können, wenn die Bereitschaft und die eine gewisse Vorbildung vorhanden ist. Die jeweiligen SuS würden in vielerlei Hinsicht davon profitieren. Sie könnten, wenn sie mit gleichaltrigen deutschen Muttersprachler*innen, durchaus bessere Ergebnisse erzielen, nicht nur im Bereich der Sprache, sondern auch in anderen Kompetenzbereichen. Die SuS werden so integriert und fühlen sich nicht ausgegrenzt. Weiterhin muss erwähnt werden, dass eine Mehrsprachigkeit im Unterricht die Vielfalt und generell interkulturelle Kompetenzen fördert. Alle SuS lernen voneinander, in dem sie die unterschiedlichen Normen und Werte anderer Kulturen kennenlernen, offener dadurch werden und viel Wissen dazugewinnen über verschiedene Kulturen und Länder.

Selbstverständlich gibt es auch Bedenken, die aufgezeigt werden müssen. Betroffen wären hier vor allem SuS mit Migrationshintergrund, da sie sich oft in einer diffizilen sozialen Lage befinden, die Sprachentwicklung der Erstsprache zumeist einem niedrigen Status entspricht und unvollständig entwickelt ist, und sie Abwertungs- und Diskriminierungserfahrungen machen müssen (vgl. Gombos 2008: 15):

  • Migrantenkinder, die auf Grund des niedrigen Status der Erstsprache beschimpft werden, sind weniger erfolgreich.
  • Kinder, die generell Angst haben sind weniger erfolgreich als jene mit Selbstvertrauen, da mit dem Erlernten bei späterem Abruf nicht kreativ umgegangen werden kann, wenn es unter Angst gelernt wurde (vgl. Spitzer 2005 zit. nach Gombos 2008: 15). „Positiv“ Gelerntes wird anders abgespeichert und somit langfristig behalten.
  • Risiko, dass die Erstsprache nicht ausreichend gelernt wird, da weder qualitativ noch quantitativ das Angebot gegeben ist (vgl. Stangl 2019).

Lehrkräfte sind also dazu angehalten, frühzeitig die Situation zu erkennen und schülergerecht zu agieren. Das bedeutet natürlich auch, dass Lehrkräften eine zweifache Bürde aufgetragen wird. Zum einen müssen sie den Lehrplan bewältigen und vermitteln und zum anderen müssen sie es schaffen, dabei noch die Deutschkenntnisse zu vermitteln und stetige/r Ansprechpartner/in der SuS sein.

Ich persönlich bin der Meinung, dass man sich intensiver mit den SuS auseinandersetzen sollte und ihnen letztendlich die Möglichkeit gewährt, selbst zu entscheiden. Zudem müsste zusätzlicher Deutschunterricht eingeführt werden, der den SuS der Gymnasialklassen die Möglichkeit gibt, sich auch zu beweisen.

 

  1. Welche Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit – in der hier verstandenen breiten Sicht – in Schule und Unterricht (selbst als Schüler*in und(oder Praxiserfahrungen) haben Sie bislang gemacht? Diskutieren Sie die Erfahrungen vor dem Hintergrund dieser Vorlesung.

Ich habe bisher noch keine Praktika absolviert, kann aber aus eigenen Erfahrungen sagen, dass Mehrsprachigkeit im Unterricht immer positiv zu betrachten ist. Kompetenzen werden entwickelt, die man so nicht vermittelt bekommt. Besonders im Bereich der interkulturellen Kompetenzen findet man hier einen positiven Faktor.

 

  1. Was möchten Sie nach dem Besuch dieser Vorlesung bei Ihrer zukünftigen Unterrichtsgestaltung beachten? Welches Wissen und welche Fähigkeiten fehlen Ihnen dafür noch?

Die Mehrsprachigkeit an Schulen wird immer mehr eine Rolle spielen in unserer Gesellschaft. So werde ich mir immer vor Augen führen, welche Wünsche der SuS sind und diese dann registrieren und miteinbeziehen. Zudem würde ich oft auf diese Vorlesung zurückgreifen und mir vor Augen führen, welche Erkenntnisse ich in den Unterricht einpflegen lassen kann. Man kann in vielen Fächern die Mehrsprachigkeit nutzen, muss aber aufpassen, dass man nicht zu sehr in die „Vergangenheit“ der SuS eingeht, da besonders die geflüchteten Menschen oftmals traumatisiert sind und ungern über ihre Vergangenheit sprechen. Hier ist Vorsicht geboten.

 

  1. Wie muss Schule unserer mehrsprachigen Gesellschaft gestaltet sein. Welche Rahmenbedingungen müssen gegeben sein, damit Sie die Mehrsprachigkeit ihrer Schüler*innen einbeziehen und einen registersensiblen Fachunterricht gestalten können?

Die Gesellschaft muss offener werden und registrieren, dass Mehrsprachigkeit vorhanden ist und in den Unterricht aufgenommen werden muss. Die Beziehungen zwischen Lehrkräften und SuS müssen gestärkt werden, sodass die Lehrkräfte eine Chance haben, sich auf die Bedürfnisse der SuS einlassen zu können – umgekehrt genauso. Der Unterricht muss hier demnach weg vom klassischen Unterricht gehen, welcher eine stumpfe Abarbeitung der Themen behandelt. Vielmehr muss individueller Unterricht gefördert werden, um so auf die Talente der SuS eingehen zu können.

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