Leas Blick hinter die Kulissen

 

Hintergrundsituation: 

Instagram als Visitenkarte

“Falls ihr mehr über mich wissen wollt könnt ihr mich auf Instagram unter diesem Namen @…. finden.“

-Mit diesem Satz beendete einer der Interessenten für unsere WG-Zimmer seine Bewerbung.

Diese Aussage hat mich nicht mehr losgelassen. Sie hat mein Gefühl bestätigt, dass Instagram zu einer Art Visitenkarte von einem selbst geworden ist.

Ohne aberkennen zu wollen, dass Instagram von Anfang an eine Plattform für Selbstpräsentation war, kommt es mir zunehmend vor als ob Instagram-Profile sowohl für Unternehmen, als für Privatpersonen an Einfluss gewinnen, um als Referenz zu dienen, wer man ist. Wenn man zu sich selbst ehrlich ist als Instagram-Nutzer: Wie oft hat man den neuen Freund einer Freundin auf Instagram ausgecheckt, sobald man den Namen kannte oder sich angeschaut, was die neue Bekanntschaft für eine Person ist, was er gerne macht, was man für gleiche Freunde er hat, etc..

An alle die ein Instagram-Profil haben: Macht ihr euch unterbewusst ein Bild von einer Person basierend auf seinem Instagram-Profil und sortiert sie in eine Schublade? Zeigt ihr das Instagram-Profil als Referenz,  wenn ihr gefragt werdet, wer oder was für ein Mensch derjenige ist?

Normalerweise wird dieser vorläufige Eindruck von Instagram ergänzt durch eine Begegnung im realen Leben, außer es herrscht Corona. Ich habe diese Form der Öffentlichkeit in Kombination mit Social Distancing und Personen ausschließlich digital zu treffen zunehmend als sozialen Druck gegenüber meinen Freunden und Bekannten empfunden, welche sich ausschließlich ein Bild von mir anhand meiner Instagram Beiträge machen konnten.

Ich denke, viele sind nicht mehr die gleiche Person, wie sie es zum Anfang des letzten Jahres vor der Corona-Pandemie waren. In den Lockdowns gab es Zeit im Überfluss sich selbst zu reflektieren: mit welchen Aspekten man unzufrieden in seinem Leben ist, welche Erwartungen man an sich selbst und sein Leben stellt und möglicherweise nach dem Lockdown in die Tat umsetzten will. Unter den Bedingungen des Social Distancing kam es mir vor als ob meine Freunde mich kennen, wie ich bin.

Zum Zeitpunkt der Themenwahl für dieses Seminar hatte man seine Freunde  seit dem ersten Lockdown für über ein Jahr nur vereinzelt bis gar nicht gesehen. Der  Kontakt verlief in allen Bereichen des Lebens vorwiegend digital.  Einige Freunde hatte man digital kennengelernt und noch nie in Person getroffen. Die einzige Begegnung mit vielen meiner Freunde geschahen auf sozialen Medien, wie Instagram.

Anstatt dass ich jedoch wie früher Spaß daran hatte meine schönsten Momente auf Instagram mit meinen Freunden zu teilen, hatte ich das Gefühl, dass sich Leute alleine basierend auf meinen Instagram Beiträgen ein Bild von mir machen. Dass ich auschließlich an dem gemessen werde, was ich online poste und wie ich früher war. Ich kam mir vor, als ob ich gefangen bin in diesen Bildern und selbst wenn ich mehr bin als die Facetten meiner Instagram-Bilder, ich nicht aus diesem Image raus kann was andere mir zuschreiben und welcher Schublade sie mir zuordnen: Girly – Sporty – Happy.

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