Um in unserem Alltag nicht den Überblick zu verlieren, verwenden wir einfache Notizzettel, um kurze Informationen schriftlich zu speichern. Ein klassisches Beispiel ist der gelbe Klebezettel: das Post-it. Dieses dient als Erinnerungsstütze oder Kommunikationshilfe und hilft uns uns selbst zu motivieren, zu organisieren oder uns anderen Personen mitzuteilen. Mit Haftnotizen können wir Informationen für uns und für andere festhalten, die sonst verloren gehen würden. Eine Einkaufsliste, eine Adresse, ein Rezept oder eine persönliche Nachricht. Doch was ist, wenn Klebezettel als Erinnerungsanker nicht mehr ausreichen? Wie geht es dann weiter?
Viele Menschen ereilt ab einem gewissen Alter oder Zeitpunkt im Leben die Volkskrankheit Demenz. Nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft aus dem Jahr 2020 leben in Deutschland nach jüngsten Schätzungen rund 1,6 Millionen Menschen mit dieser Krankheit – Tendenz steigend: 900 Neuerkrankungen pro Tag.
Eine Demenzerkrankung beginnt schleichend und ist mit fortschreitenden Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, des Denkens und anderen Hirnleistungen verbunden. Ein demenziell erkrankter Mensch verliert im Verlauf der Krankheit seine kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten und büßt u.a. seine Sprachfähigkeit und Motorik ein. Es gibt verschiedene Formen der Demenz, die teils auch persönlichkeits- oder verhaltensverändernd wirken. Schwer fällt diesen Menschen ab dem Zeitpunkt der Erkrankung die eigene Orientierung in Zeit und Raum. Eindeutige Notizen und Beschriftungen auf Klebezetteln erleichtern für einen demenzkranken Menschen die Orientierung – sind jedoch auch nur temporär eine Stütze und keine langfristige Lösung.
Demenzen verlaufen zumeist irreversibel und dauern bis zum Tod an. Sie verkürzen die altersübliche Lebenserwartung und treten meist ab einem Alter von 65 Jahren auf. Besonders schwer wird es für die Betroffenen selbst und deren Angehörige, die lernen müssen mit dem langsamen Vergessen umzugehen. Insbesondere die Betreuung und Pflege von nahestehenden Menschen mit Demenz bedeutet eine besondere Verantwortung und kostet Zeit, Geduld und Kraft. Oftmals gilt es zudem Abschied zu nehmen.
Dieses Projekt zeigt den schleichenden und unaufhaltsamen Weg des langsamen Vergessens und Vergessenwerdens und kreiert eine Szenerie, die die mit der Zeit verloren gehenden Erinnerungen plakativ zur Schau stellt. Es entsteht ein Schauplatz für verschollene Erinnerungen und Gedanken – ein symbolhaftes Gedächtnis, das die unterschiedlichen Stadien der Demenz nachempfindet.