Sophies Blick hinter die Kulissen

Ich stehe bei meinen Eltern auf dem Dachboden. Ich schaue mich um, alles ist verstaubt, die alten Holzdielen knarzen bei jedem Schritt, ganz hinten sehe ich ein paar Dinge aus meinem alten Kinderzimmer. Ich finde den Spiegel, der mich durch meine ganze Kindheit begleitet hat, er ist so verstaubt, dass man gar nicht mehr erkennen kann, dass das ein Spiegel sein soll.Ich erkenne die lila glitzer Blumen, die ich wohl mal raufgeklebt habe. Ich wische den Staub mit meinem Ärmel weg und sehe mich. Ich erinnere mich an meine Kindheit und wer ich damals war, wie ich war. Wer bin ich jetzt? Ich weiß es nicht. Seit ich weiß, was alles mit dem ADHS zusammen hängt, kann ich nicht mehr sagen, wer ich bin und was das ADHS ist. Bin ich das ADHS? Alles was ich glaubte, wer ich bin verläuft und ich habe das Bedürfnis genau das aufzumalen. Ist das eine Identitätskrise? Wahrscheinlich. 

Ich setze mich vor den Spiegel und zeichne die Umrisse nach, die ich sehe. Dafür habe ich den PITT Artist pen von Faber-Castell in Cold Grey benutzt. Wie sich herausstellt ist dieser auf einer Glasoberfläche nicht wasserfest. 

Um auf dem Spiegel zu malen, benutze ich Acrylfarben. Damit diese auch verlaufen, verdünne ich sie mit Wasser. Sehr viel Wasser. Zuerst male ich den Hintergrund und lasse ihn trocknen. Das dauert sehr lange, also greife ich zum Fön und beschleunige den Prozess. Das Ergebnis: zu weiß. Also nochmal. 

     

Ich male den Rest aus. Aber es verläuft nicht. Mehr Wasser. Es verläuft immer noch nicht. Ich nehme nur Wasser auf den Pinsel und lasse das Wasser so über die noch nassen Farben laufen. Jetzt verläuft es endlich. 

Mein Gesicht ist unproportional. Ich greife zur Küchenrolle und zum Spiritus. Ich entferne mein Gesicht und male es nochmal. Jetzt habe ich auch den Dreh raus, wie ich die Farben zum Verlaufen bringe. 

Um dem Ganzen etwas mehr Kontur zu verleihen, male ich mit einem sehr dünnen Pinsel schwarze Outlines.