Vorstellungen und politisches Bewusstsein als Ausgangspunkt sozialwissenschaftlichen Lernens 

1.) 

Die „doppelte Heterogenität“ besagt, dass die verschiedenen Schüler_innen aufgrund individueller Perspektiven, Erfahrungen, Umfelder etc. Begriffe unterschiedlich wahrnehmen und interpretieren. Im Unterrichtsfach Politik wird diese Tatsache sehr deutlich sichtbar, da in diesem Zusammenhang besonders viele unstrukturierte Termini fallen, die mit vielen Assoziationen verbunden sein können. Hierbei muss die Lehrkraft diese Begriffe eindeutig definieren, sodass ein einheitliches Verständnis entsteht, mit dem weitergearbeitet werden kann. Ein Beispiel dafür wäre der Freiheitsbegriff, welcher nicht klar definiert ist. Jeder Mensch hat aufgrund seines individuellen Hintergrundes eine subjektive Vorstellung von Freiheit und um sich im Politikunterricht mit dem Thema auseinanderzusetzen, ist es notwendig sich auf ein gemeinsames Verständnis des Freiheitsbegriffs zu einigen oder als Lehrer_in eine Definition festzulegen, die im gegebenen Kontext gültig ist. 

2.)

Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Arten zur unterrichtspraktischen Erhebung von Schüler_innenvorstellungen und dazu zählen die selbstreflektierende Begegnung, die kommunikative Begegnung und die differenzierende Begegnung. Dies kann ebenfalls am Beispiel des Freiheitsbegriffs aus der ersten Fragestellung erläutert werden. Im Unterricht könnte so vorgegangen werden, dass die Schüler_innen zu Beginn in Einzelarbeit eine Mind-Map erstellen und alles sammeln, was ihnen zum Thema Freiheit einfällt, um sich diesbezüglich über ihr eigenes Verständnis klar zu werden (selbstreflektierende Begegnung). Diese Mind-Maps könnten dann in Partnerarbeit vorgestellt und besprochen werden (kommunikative Begegnung) und anschließend wäre es möglich, dass die Schüler_innen sich mit einem fachwissenschaftlichen Text zum Thema Freiheit auseinandersetzen (differenzierende Begegnung). So könnte es schlussendlich zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem Begriff „Freiheit“ kommen und es wäre möglich eine Basis für den weiteren Diskurs zu schaffen. 

3.)

Eine mögliche Beobachtungsaufgabe in Bezug auf die verschiedenen Sprachwirklichkeiten von Schüler_innen und Lehrer_innen könnte so aussehen, dass verfolgt wird welche Fachtermini im Unterricht verwendet werden und wie sich mit ihnen auseinandergesetzt wird.

Weiterführende Fragestellungen wären:

Definiert die Lehrkraft verwendete Begriffe und fragt sie nach den individuellen Wahrnehmungen der Schüler_innen?

Gibt es Rückfragen von Schüler_innen bei Undeutlichkeit von unstrukturierten Fachbegriffen?

Hinterfragt die Lehrkraft, ob die Klasse die Begriffe versteht und ob ein allgemeines/gemeinsames Verständnis vorhanden ist?

Wird die selbstreflektierende, kommunikative oder differenzierende Auseinandersetzung mit unstrukturierten Begriffen von der Lehrkraft angeregt?

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