Reflexion der Vorlesung

Abschlussreflexion

Erste Fragestellung:

Besonders das Auseinandersetzen mit der nationalen Orientierung des Bildungssystems in der zweiten Vorlesung war für mich sehr hilfreich und interessant. Mir wurde noch einmal sehr bewusst, dass die meisten Unterrichtsfächer stark national geprägt sind und somit eine eingeschränkte Sichtweise vermitteln. Dadurch wird die Herkunft von Schüler_innen mit Migrationshintergrund nicht berücksichtigt. Gerade in Bezug auf das Fach Politik sehe ich dieses Thema als relevant an, da ich meinen Schüler_innen später keine nationale Identität, sondern eine europäische oder „Welt-Identität“ vermitteln möchte. Grundsätzlich ist es natürlich wichtig das deutsche politische System zu verstehen, aber dabei darf nicht vergessen werden, dass es auch in Bezug zu vielen anderen Ländern steht und gerade durch die Europäische Union ist es in einen supranationalen Staatenverbund eingebunden. Deshalb ist es zum Beispiel auch wichtig ein europäisches Bewusstsein zu schaffen bzw. für Solidarität mit der EU zu sorgen und das wird mit dem Fokussieren auf die deutsche Politik teilweise eingeschränkt.

Bezogen auf den Englischunterricht empfand ich das Konzept des native speakers, welches in der elften Vorlesung vorgestellt wurde, als sehr spannend. Mir wurde mit dem Rückblick auf meine eigene Schulzeit bewusst, dass für viele meiner Sprachlehrer_innen das Ideal des perfekten Englischsprechens galt. Diese Vorstellung ist jedoch sehr kontraproduktiv und die Schüler_innen sollten eher dazu ermutigt werden in einer Fremdsprache zu sprechen und kreativ mit Sprache umzugehen. Fehler können hilfreich sein, um daraus zu lernen.

Generell hat mir die Vorlesung von Prof. Dr. Andreas Klee am besten gefallen, in der es um die doppelte Heterogenität und die drei methodischen Varianten zur unterrichtspraktischen „Erhebung“ von Schüler_innenvorstellungen ging. Die doppelte Heterogenität besagt, dass die einzelnen Schüler_innen aufgrund von individuellen Perspektiven, Erfahrungen, Umfelder etc. Begriffe unterschiedlich wahrnehmen und interpretieren. Bei unstrukturierten Termini muss somit ein einheitliches Verständnis geschaffen werden, das in dem Unterrichtskontext gültig ist. Hierbei können die Methoden der selbstreflektierenden, kommunikativen sowie differenzierenden Begegnung hilfreich sein. Das heißt die Schüler_innen könnten, um einen Begriff zu definieren, zuerst in Einzelarbeit eine Mind-Map mit ihren eigenen Assoziationen zu bestimmten Termini erstellen, diese dann in Partnerarbeit besprechen und abschließend einen fachwissenschaftlichen Text dazu lesen.

Dritte Fragestellung:

Besonders spannend fand ich die Fragestellungen zur inkludierenden Exklusion in der sechsten Vorlesung und würde daher gerne mehr über das Thema erfahren. Es ging darum, dass alle Schüler_innen inkludiert werden, es dabei jedoch wiederum zur Exklusion kommt durch Sonderbehandlung im Unterricht, Unterstützung durch Sonderlehrkräfte etc. Dieser Ansatz ist meiner Meinung nach realistischer als eine „reine  Inklusion“, bei der Kinder, die besondere Hilfestellungen benötigen, vernachlässigt werden könnten. Ich möchte gerne mehr darüber lernen, um in meinem zukünftigen Unterricht jede_n Schüler_in bestmöglich zu integrieren und alle individuell zu berücksichtigen. Dafür würde ich mir vor allem erhoffen Methoden zur Umsetzung zu erlernen.

Außerdem hat mich der Themenbereich der religiösen Diversität interessiert. Auch wenn ich persönlich keinen Religionsunterricht geben werde, halte ich es für wichtig, dass jede Lehrkraft ein Grundwissen über die verschiedenen Religionen hat, da der religiöse Glaube ein Teil von der Identität der Schüler_innen sein kann. Ich denke, dass alle Lehrer_innen im Laufe ihrer Lehrzeit mit dem Thema in Berührung kommen werden und damit auch die Möglichkeit bekommen den Kindern einen toleranten Umgang untereinander zu vermitteln. Ich würde also in meinem weiteren Studienverlauf gerne mehr über einen sensiblen Umgang mit Religionen erlernen und einen Einblick in die verschieden Praktiken und Rituale bekommen, um sie berücksichtigen zu können.

Vierte Fragestellung:

Eine große Herausforderung sehe ich darin Inklusion umzusetzen und der Heterogenität der Schüler_innen gerecht zu werden. Das Prinzip der Inklusion stößt schnell an seine Grenzen, wenn es zum Beispiel um fehlendes Personal und finanzielle Knappheit geht. Eine Lehrkraft kann die individuellen Ansprüche der Schüler_innen nicht alleine bewältigen. Um eine vollständige Inklusion zu erreichen sind vor allem differenzierte Materialen, Aufgaben und Bewertungsmethoden erforderlich. Um der Vielfalt der Kinder gerecht zu werden gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Umsetzung und eigenen Vorbereitung. Zuerst sollte man als Lehrkraft die Lernvoraussetzungen der einzelnen Schüler_innen analysieren, um den Unterricht an sie anpassen zu können. Durch das Nutzen von technischen Hilfsmitteln könnte die Unterrichtsvermittlung ebenfalls erleichtert werden. Ein Beispiel dafür wäre das Erstellen von Lernvideos, mit denen die Kinder in ihrem eigenen Tempo lernen könnten und die beliebig oft angeschaut werden können. 

Der Lernstoff selbst sollte auf verschiedenen Niveaustufen angeboten werden und hierbei kann die Erstellung eines Wochenplans hilfreich sein. Somit hätten auch die Schüler_innen einen Überblick, was auf sie zukommt und könnten teilweise selbstständiger arbeiten.

Beim Erstellen dieser ganzen Materialien wäre es hilfreich sich mit anderen Lehrer_innen zusammenzuschließen (evtl. auch online), um gemeinsam zu arbeiten. Das würde viel Aufwand sowie Zeit sparen und gemeinsame Konzepte könnten weiterentwickelt und angepasst werden. Generell sollte man sich nicht scheuen nach Unterstützung zu fragen. Neben den anderen Lehrkräften kann beispielsweise auch die Hilfe von Eltern und Sonderpädagogen bzw. Sonderpädagoginnen herangezogen werden.

Durch das Anpassen des Unterrichts an die Heterogenität der Kinder würde man dem Ziel einer vollständigen Inklusion näher kommen und ein kollektives Handeln würde gestärkt werden. Lehrkräfte, Eltern, Schüler, Schülerinnen, Pädagogen, Pädagoginnen etc. werden zu einer Einheit, die gemeinsame handelt und den Lernprozess fördert.

Generell sehe ich die vollständige Inklusion und die Heterogenität der Schüler_innen zwar als Herausforderung an, jedoch ist es mir sehr wichtig nicht nur die Schwierigkeiten, sondern auch die zahlreichen Chancen zu sehen. Über einen längeren Zeitraum kann sich so eine tolerantere und weltoffenere Gesellschaft entstehen und das Miteinander kann gestärkt werden.

What is the difference?

What’s the difference? – Aspekte von Heterogenität im Englischunterricht

1.) In meiner Schulzeit machte eine_n gute_n Sprachlerner_in vor allem freies Sprechen auf der jeweiligen Sprache aus und ein gutes Vokabular sowie korrekte Anwendung von Grammatik. Während der Englisch- bzw. Spanischstunden wurden immer wieder Vokabel- und Grammatiktest geschrieben, die 30 Prozent der mündlichen Note ausmachten und die restlichen 70% setzen sich hauptsächlich aus aktiver Beteiligung am Unterricht und in Gruppenarbeiten zusammen. Hierbei war es von Vorteil, wenn man eine „authentische“ Aussprache beherrschte und sich traute vor der ganzen Klasse zu sprechen. Es galt also das Ideal des native speakers, was jedoch verursachte, dass Schüler_innen, die nicht fehler-/ bzw. akzentfrei sprachen, oftmals eingeschüchtert waren und sich lieber nicht meldeten, anstatt etwas falsches zum Unterricht beizutragen.

2.) Ein Englischunterricht der Zukunft, der einen idealen Umgang mit Heterogenität pflegt, würde für mich wie folgt aussehen:

Zentral wäre für mich, dass der Unterricht weitestgehend auf Englisch stattfindet und die Schüler_innen versuchen Vokabeln, die sie noch nicht kennen, zu umschreiben. Außerdem ist es wichtig den Kindern bzw. Jungendlichen zu verdeutlichen, dass jede_r in dem Klassenraum mit Respekt behandelt werden soll und dass keiner für seine Aussprache und seine Fehler ausgelacht werden darf. Somit würden sich mehr Schüler_innen aktiv beteiligen und bräuchten keine Angst haben. Die Qualität der Wortmeldungen ist zwar auch nicht zu vernachlässigen, aber die Quantität sollte etwas im Vordergrund stehen. Abgesehen davon würde man an der Unterrichtsbeteiligung merken wo die sprachlichen Schwierigkeiten liegen und könnte diese in folgenden Stunden aufarbeiten. Hierbei sollten auf die Schüler_innen individuell angepasste Methoden verwendet werden, um alle bestmöglich zu fördern bzw. fordern.

3.) Für die Umsetzung meines Konzeptes wäre es notwendig die Wahrnehmung von Lehrer_innen und Schüler_innen auf „perfektes Englischsprechen“ zu verändern und klarzumachen, dass es das Konzept des native speakers nicht gibt. Schüler_innen sollten ermutigt werden in einer Fremdsprache zu sprechen und es wagen Fehler zu machen bzw. kreativ mit Sprache umzugehen. Um das Sprachgefühl zu stärken wären auch Aktivitäten wie Schüler_innaustausche mit englischen Muttersprachler_innen oder Klassenfahrten in englischsprachige Länder sinnvoll. Generell wäre es von Vorteil differenzierte Lernmethoden auszubieten, da manche Menschen beispielsweise eher auditiv und andere visuell lernen.

Mehrsprachigkeit an Gymnasium und Oberschule

Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in Gymnasium und Oberschule

1.) Die beschriebenen Schüler_innen erfüllen hinsichtlich ihrer Lernfähigkeit und ihrer bisherigen Bildung die Voraussetzungen für das Gymnasium und sollten nicht wegen ihrer begrenzten Deutschkenntnisse auf die Realschule verwiesen werden. Gerade junge Kinder sind besonders lernfähig und treten eher in Interaktion und Kommunikation mit den Mitschüler_innen, so dass sie dadurch Lernfortschritte erlangen können. Die Kinder, die schon fließend Deutsch sprechen, können denen, die noch Schwierigkeiten haben helfen und gerade bei der Anwendung einer Sprache, wird sich das Vokabular und das Gefühl für die Sprache schnell erweitern bzw. verbessern. Abgesehen davon handelt es sich in dem Beispiel um eine Altersstufe, in der auch die Muttersprachler_innen noch nicht über einen bildungssprachlichen bzw. fachwissenschaftlichen Wortschatz verfügen. Dieser wird meistens erst in der späteren Schullaufbahn erweitert und gefördert.

2.) In meiner Schullaufbahn habe ich zwar Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit gemacht, diese beschränken sich aber größtenteils auf meine Zeit in der Grundschule. Besonders in der ersten Klasse war es auffällig, dass vereinzelte Schüler_innen mit einer anderen Muttersprache als Deutsch aufgewachsen sind. Diese Besonderheit wurde von den Lehrkräften oft als Schwäche angesehen, da diese Kinder meistens nicht so gut am Unterrichtsgeschehen teilnehmen konnten, aufgrund von Verständnisproblemen. Einige von ihnen mussten deshalb sogar eine Klassenstufe wiederholen. Im weiteren Verlauf meiner Schulzeit bin ich leider immer weniger auf Mehrsprachigkeit im Unterricht getroffen (abgesehen vom Fremdsprachenunterricht), da das Verwenden der deutschen Sprache für alle zur Gewohnheit wurde. Im Englisch- bzw. Spanischunterricht habe ich sehr gute Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit gemacht, da Muttersprachler_innen oft behilflich sein konnten und wir einander unterstützt haben. Was ich als besonders wertvoll empfand, war eine Regelung der Lehrkraft während des Fremdsprachenunterrichts, die besagte, dass wir während der Stunde nur in der jeweiligen Sprache sprechen durften. So lernt man wirklich zu reden und besonders mein Spanisch wurde dadurch sehr flüssig.

3.)  Für meine zukünftige Unterrichtsgestaltung ist es wichtig in Bezug auf Mehrsprachigkeit sensibel mit sprachlicher Heterogenität umzugehen und diese wahrzunehmen und zu reflektieren. Es ist hilfreich jede_n Schüler_in und jede Klasse individuell zu betrachten und zu analysieren wie der Unterricht im spezifischen Fall angepasst werden muss. 

Da ich Englisch unterrichten werde, ist es mir gerade in diesem Fach wichtig die Chancen von Mehrsprachigkeit zu nutzen und die Kinder bzw. Jugendlichen dazu zu motivieren während der Stunde ausschließlich Englisch zu sprechen und einander zu unterstützen, sodass alle voneinander profitieren können. Besonders Schüler_innen, die bilingual aufgewachsen sind, Englisch als Muttersprache gelernt haben oder einfach sehr gute Englischkenntnisse haben stehen hierbei im Mittelpunkt und können den anderen behilflich sein.

Um das alles umzusetzen ist es vor allem wichtig sich die vielen verschieden Facetten von Mehrsprachigkeit vor Augen zu führen, um allen gerecht zu werden. Es sollte zum Beispiel definiert werden, was die Unterrichtssprache ist und wie gut die einzelnen Schüler_innen diese beherrschen. Der Unterricht sollte darauf bezogen an die individuellen Sprachkenntnisse angepasst werden. 

4.) Die Schule sollte ein Ort für Menschen jeglicher Herkunft und Muttersprache sein. Dabei ist es wichtig, dass kein_e Schüler_in aufgrund von Kategorisierung ausgegrenzt wird und es sollte der Anspruch gelten alle zu integrieren und als gleichwertig anzusehen. Mehrsprachigkeit sollte nicht als Problem, sondern als Chance angesehen werden. So könnten die deutschen Muttersprachler_innen beispielsweise andere dabei unterstützen Deutsch zu lernen, während Schüler_innen mit Fremdsprachenkenntnissen in Englisch, Spanisch, Französisch etc. behilflich sein könnten. Generell ist es immer wichtig Rahmenbedingungen festzulegen wie zum Beispiel die Sprache, die im Unterricht gesprochen werden soll. Hierbei sollte aber deutlich gemacht werden, dass es nicht allgemein die eine „richtige“ Sprache gibt und wenn es Chancen gibt die Mehrsprachigkeit unter den Schüler_innen zu nutzen, sollten diese genutzt werden.

Generell wäre auch das Anbieten von AGs sinnvoll, in denen deutsche Muttersprachler_innen mit Schüler_innen lernen, die noch Probleme mit der Sprache haben.  

 

Religiöse Diversität – Judentum

Über jüdisches Leben reden – (k)ein Tabu?

Umgang mit religiöser Diversität am Beispiel Judentum

1.)  Im Textbeispiel 1 „Koscheres Leben“ stellen Jürgen Dreyer und Sybille Hattwich dar, dass es innerhalb des Judentums diverse Ausübungen und Traditionen bezüglich des Verzehrs, der Zubereitung und der Aufbewahrung von Essen gibt. Generell gelten die Kaschrut-Regeln, welche festlegen welches Essen koscher bzw. „unkoscher“ ist. So sollen zum Beispiel Milchprodukte und Fleisch nicht zusammen verzehrt werden oder in Berührung kommen und das Essen von Meereslebewesen ohne Kiemen und Schuppen ist verboten.

Diese Vorschriften werden von den unterschiedlichen Juden/Jüdinnen sehr individuell interpretiert und umgesetzt, sodass sie von orthodoxen Juden/Jüdinnen als etwas heiliges wahrgenommen werden, das ihnen zu einem bewussteren Leben verhält. Liberale Juden/Jüdinnen hingegen empfinden einige Regel als nicht nachvollziehbar oder sogar einschränkend. 

So konsumieren die meisten Strenggläubigen nur koschere Lebensmittel, während sich stark liberal denkende Juden/Jüdinnen oftmals nicht an die Kaschrut-Regeln halten.

2.) Anhand des ersten Textbeispiels wird gut sichtbar, dass Religionen in sich divers sind. Im Judentum werden unter anderem Regeln zur Nahrungsaufnahme unterschiedlich interpretiert und befolgt. Es gibt nicht einen richtigen Weg zur Religionsausübung, sondern jede_r findet individuell seinen eigenen.

Außerdem verdeutlicht der Text, dass Religionen von historischen Prozessen beeinflusst werden und dass sie Teil soziokultureller Strukturen sind. Ursprünglich ist es laut Vorschriften nur erlaubt Fische mit Kiemen und Schuppen zu verzehren. Durch den steigenden Sushikonsum kam es jedoch zur Eröffnung neuer Diskussionen über den neue Gartechniken und den Verzehr von anderen Fischarten und Lebensmitteln. Beim Thema Sushi gibt es aber noch andere Ansichten und so gibt es zum Beipiel auch Rabbiner, die den Konsum verbieten, da in den Algen Reste von Meeresfrüchten sein können. Das ganze zeigt, dass sich auch im Judentum mit aktuellen Themen auseinandergesetzt wird und Regeln teilweise verändert bzw. neu erfunden werden.

3.) Mir persönlich ist es wichtig, dass jede Person ihre Religiosität so ausüben kann, wie es sich für sie/ihn richtig anfühlt, so lange dabei jedoch kein_e andere_r eingeschränkt oder verletzt wird. Auch im Fallbeispiel der jüdischen Religion empfinde ich es als legitim, dass es verschiedene Umsetzungen gibt und jede_r einzelne sollte für sich selbst entscheiden in wie weit er/sie sich an die Regeln und Vorschriften halten möchte bzw. kann. Insgesamt denke ich, dass es so viele verschiedene Ausübungen von Religion gibt, wie es auch Menschen gibt und niemandem sollte etwas aufgezwungen oder verboten werden. Hierbei gibt es kein „richtig“ oder „falsch“, sondern nur das individuelle, was am besten zu einem selbst passt.

4.) Option: Sie haben mit ihrer Klasse ein gemeinsames Essen zur Feier des Schuljahresabschlusses geplant. Eine Schülerin möchte nicht teilnehmen, da sie nur koscheres Essen zu sich nimmt. Eine andere Schülerin sagt ihr, sie sei albern, schließlich würde es auch Juden/Jüdinnen geben, die sich nicht koscher ernähren.

In dieser Situation wäre es angebracht den Schüler_innen zuerst einmal zu erklären, dass jede_r frei entscheiden kann wie er/sie die eigene Religion ausüben möchte oder ob er/sie überhaupt an etwas glaubt. Als Lösungsansatz wäre es möglich den Kindern beizubringen, was koscheres Essen ist und sie dann zu bitten die mitgebrachten Speisen mit „koscher“ bzw. „nicht koscher“ zu kennzeichnen. Ein solches Vorgehen ist natürlich mit viel Vertrauen von Seiten der jüdischen Schülerin verbunden, sodass bei Ablehnung vorgeschlagen werden könnte, dass sie sich etwas eigenes zu Essen mitbringt. 

Um die Klasse in die Problemlösung zu integrieren, könnte die Lehrkraft auch sie nach Vorschlägen fragen, wie ein gemeinsames Essen ermöglicht werden kann. In diesem Zusammenhang könnten auch weitere besondere Essgewohnheiten sowie Allergien von anderen Schüler_innen thematisiert werden, auf die ebenfalls Rücksicht genommen werden muss.

 

Vorstellungen und politisches Bewusstsein als Ausgangspunkt sozialwissenschaftlichen Lernens 

1.) 

Die „doppelte Heterogenität“ besagt, dass die verschiedenen Schüler_innen aufgrund individueller Perspektiven, Erfahrungen, Umfelder etc. Begriffe unterschiedlich wahrnehmen und interpretieren. Im Unterrichtsfach Politik wird diese Tatsache sehr deutlich sichtbar, da in diesem Zusammenhang besonders viele unstrukturierte Termini fallen, die mit vielen Assoziationen verbunden sein können. Hierbei muss die Lehrkraft diese Begriffe eindeutig definieren, sodass ein einheitliches Verständnis entsteht, mit dem weitergearbeitet werden kann. Ein Beispiel dafür wäre der Freiheitsbegriff, welcher nicht klar definiert ist. Jeder Mensch hat aufgrund seines individuellen Hintergrundes eine subjektive Vorstellung von Freiheit und um sich im Politikunterricht mit dem Thema auseinanderzusetzen, ist es notwendig sich auf ein gemeinsames Verständnis des Freiheitsbegriffs zu einigen oder als Lehrer_in eine Definition festzulegen, die im gegebenen Kontext gültig ist. 

2.)

Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Arten zur unterrichtspraktischen Erhebung von Schüler_innenvorstellungen und dazu zählen die selbstreflektierende Begegnung, die kommunikative Begegnung und die differenzierende Begegnung. Dies kann ebenfalls am Beispiel des Freiheitsbegriffs aus der ersten Fragestellung erläutert werden. Im Unterricht könnte so vorgegangen werden, dass die Schüler_innen zu Beginn in Einzelarbeit eine Mind-Map erstellen und alles sammeln, was ihnen zum Thema Freiheit einfällt, um sich diesbezüglich über ihr eigenes Verständnis klar zu werden (selbstreflektierende Begegnung). Diese Mind-Maps könnten dann in Partnerarbeit vorgestellt und besprochen werden (kommunikative Begegnung) und anschließend wäre es möglich, dass die Schüler_innen sich mit einem fachwissenschaftlichen Text zum Thema Freiheit auseinandersetzen (differenzierende Begegnung). So könnte es schlussendlich zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem Begriff „Freiheit“ kommen und es wäre möglich eine Basis für den weiteren Diskurs zu schaffen. 

3.)

Eine mögliche Beobachtungsaufgabe in Bezug auf die verschiedenen Sprachwirklichkeiten von Schüler_innen und Lehrer_innen könnte so aussehen, dass verfolgt wird welche Fachtermini im Unterricht verwendet werden und wie sich mit ihnen auseinandergesetzt wird.

Weiterführende Fragestellungen wären:

Definiert die Lehrkraft verwendete Begriffe und fragt sie nach den individuellen Wahrnehmungen der Schüler_innen?

Gibt es Rückfragen von Schüler_innen bei Undeutlichkeit von unstrukturierten Fachbegriffen?

Hinterfragt die Lehrkraft, ob die Klasse die Begriffe versteht und ob ein allgemeines/gemeinsames Verständnis vorhanden ist?

Wird die selbstreflektierende, kommunikative oder differenzierende Auseinandersetzung mit unstrukturierten Begriffen von der Lehrkraft angeregt?

Auf dem Weg zu einer Schule für alle

1.)  Die Aussonderung von Schülern und Schülerinnen mit Förderbedarf trägt einige negative Folgen mit sich und sorgt unter anderem dafür, dass diese Kinder nicht richtig in die Gesellschaft integriert werden. Sie benötigen Vorbilder zur Förderung der Sprachentwicklung, der motorischen Entwicklung, der Lernentwicklung und der emotionalen sowie sozialen Entwicklung und somit ist es notwendig, dass sie in den normalen Unterricht inkludiert werden. Eine Aussonderung würde hierbei der Weiterentwicklung der Kinder im Weg stehen, da sie nur von Schülern und Schülerinnen umgeben wären, die ebenfalls förderbedürftig sind. Außerdem führt diese Exklusion zu einer Spaltung der Gesellschaft in „normal“ und „unnormal“, wobei sich die Schüler und Schülerinnen, die ausgesondert werden, minderwertig fühlen könnten und eventuell von der restlichen Gesellschaft nicht richtig akzeptiert und toleriert werden würden.

2.) Diagnosen wie „Förderschwerpunkt Wahrnehmung & Entwicklung“ und „Förderschwerpunkt Lernen“ sind schuladministrative Begriffe, die kaum Informationen enthalten und wenig über einen individuellen Schüler oder eine individuelle Schülerin aussagen außer dass das jeweilige Kind einen größeren Unterstützungsbedarf hat. Um Informationen über einen Schüler oder eine Schülerin mit einem bestimmten Förderschwerpunkt zu erlangen, sollte dieser oder diese individuell betrachtet und befragt werden und auch Bezugspersonen wie beispielsweise Eltern und Freunde können zum Austausch herangezogen werden. Hierbei wäre es hilfreich zu wissen, ob und wie das Kind therapiert wird, ob es Unterstützung von seinem Umfeld bekommt, was für eine Beziehung es zu der Klasse hat, wo und mit wem es wohnt, wie alt es ist, etc.

3.) Es gibt zahlreiche Möglichkeiten um der großen Vielfalt von Schülern und Schülerinnen gerecht zu werden. Dazu zählt zuerst die Diagnose der Lernvoraussetzungen der einzelnen Kinder, damit das Unterrichtsmaterial an sie angepasst werden kann. Des weiteren sind gute Organisation, die Nutzung von technischen Hilfsmitteln (z.B. Erstellung von Lernvideos) sowie Unterstützung durch Sonderpädagogen und Sonderpädagoginnen hilfreich um allen Bedürfnissen gerecht zu werden. Weitere Möglichkeiten der Heterogenität gerecht zu werden sind das Verwenden von differenzierten Aufgaben mit verschiedenen Niveaustufen und die Erstellung eines Wochenplans, damit die Kinder einen Überblick haben und sich den Lernstoff nach ihrem Tempo enteilen können. Um Zeit bei der Materialerstellung zu sparen und Erfahrungen auszutauschen, könnte man mit anderen Lehrkräften kooperieren und Materialien gemeinschaftlich entwickeln und dann online frei zur Verfügung stellen. Diese könnten dann analog sowie digital genutzt werden und immer wieder angepasst und erweitert werden. Abgesehen davon wäre es auch hilfreich sich mit den Eltern der Schüler und Schülerinnen in Verbindung zu setzen und sie vorausschauend informieren was im Unterricht gemacht wird, damit auch sie ihre Kinder unterstützen können.

4.) Historisch gesehen stellt die Einrichtung von Sonderschulen einen Fortschritt dar, weil sie Schülern und Schülerinnen mit Förderbedarf erstmals eine Chance auf Bildung durch ausgebildete Lehrkräfte gab. Diese Veränderung war ein erster Schritt in Richtung Integration. 

Meint Inklusion wirklich alle?

 Meint Inklusion wirklich alle?

1.) Zu den zentralen theoretischen Aspekten aus der Vorlesung zählt für mich vordergründig das „Fünf-Schritte-Sytem“ von Schulformen, welches von Exklusion über Segregation, Integration und Inklusion bis hin zur Überwindung des Begriffs Inklusion reicht. Durch die Betrachtung dieser Begriffe in einem Gefüge wird die Definition jedes einzelnen einfacher und die Differenzierung deutlicher. In diesem Zusammenhang erscheint mir speziell die Auseinandersetzung mit der „inkludierenden Exklusion“ als sehr relevant, welche besagt, dass alle Schülerinnen und Schüler inkludiert werden, es dabei jedoch immer noch zur Exklusion kommt beispielsweise durch Sonderbehandlung im Unterricht, Unterstützung durch Sonderlehrkräfte etc. Diesen Ansatz empfinde ich als besonders interessant, da seine Umsetzung realistischer ist als eine komplette Inklusion, bei der Schüler und Schülerinnen die besonders viel Hilfestellung und Aufmerksamkeit benötigen evtl. vernachlässigt werden können.

Des weiteren ist die Erkenntnis, dass „Behindertsein“ auch immer  „Behindertwerden“ bedeutet ein wichtiger Aspekt der Vorlesung, mit dem ich mich auch schon oftmals gedanklich auseinandergesetzt habe. Hierbei ist zentral, dass die Gesellschaft das „Behindertsein“ eines Menschen erzeugt und ihn/sie somit als Abweichung von der Norm darstellt ohne die Person selbst als Individuum zu betrachten und ihr Gehör zu schenken. Diese Tatsache sollte man immer im Hinterkopf behalten und jeden Menschen individuell betrachten.

2.a) 

In meiner Schulzeit habe ich rückblickend vor allem Erfahrung mit Segregation und teilweise auch Integration gemacht. An meinen Schulen gab es immer separate Klassen für Schüler und Schülerinnen mit Behinderungen. Diese Schüler und Schülerinnen wurden in einzelnen Schulfächern integriert, aber nie komplett inkludiert.

2.b)

Erfahrungsgemäß sind die meisten Menschen positiv gegenüber der Inklusion an Schulen eingestellt und sehen diese erstmal als eine wünschenswerte Bereicherung an. Spätestens wenn es dann aber um die Umsetzung von Inklusion geht, fangen viele an zu zweifeln, da dieses Prinzip schnell an seine Grenzen stoßen kann, wenn es um fehlendes Personal oder finanzielle Knappheit geht.

Meiner Meinung nach ist die Inklusion aller Schülerinnen und Schüler sehr erstrebenswert, wobei ich es als wichtig empfinde, dass hierbei die individuellen Ansprüche aller berücksichtigt werden. Hierfür würden jedoch definitiv mehr Lehrkräfte benötigt werden, da eine Lehrkraft diese Aufgabe nicht alleine bewältigen kann.

       

2.c)

Eine besonders große Herausforderung der schulischen Integration ist definitiv die Umsetzung, da mehr Lehrkräfte eingestellt werden müssten, um den unterschiedlichen Bedürfnissen aller Schüler gerecht zu werden. Außerdem sind individuelle Materialien sowie Aufgaben und differenzierte Bewertungsmethoden erforderlich.

Chancen bestehen in der Weiterentwicklung sozialer Kompetenzen bei Schülern und Schülerinnen und der Gleichberechtigung und Akzeptanz aller. Die Schülerinnen und Schüler können voneinander lernen und von ihrer Unterschiedlichkeit profitieren.

3.)

Ist eine Sonderbehandlung der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf sichtbar? Sind sie komplett in die Klassengemeinschaft integriert? Werden Beeinträchtigungen oder Bereicherungen durch diese Schülerinnen und Schüler im Unterricht deutlich? Kann die Lehrkraft den individuellen Bedürfnissen jedes einzelnen gerecht werden?

(Welt-)Gesellschaftliche Veränderungen, Migration und die Reaktion von Schule – Ein Blick auf Strukturen und Konzepte

(Welt-)Gesellschaftliche Veränderungen, Migration und die Reaktion von Schule – Ein Blick auf Strukturen und Konzepte

1.) Mit einer „nationalen Orientierung des Bildungssystems“ ist gemeint, dass sich die Fächer inhaltlich vor allem auf die Nation beziehen, in der unterrichtet wird und dass der Unterricht auf Schülerinnen und Schüler ohne Migrationshintergrund ausgerichtet ist. Die nationale Orientierung des deutschen Bildungssystems wird beispielsweise dadurch deutlich, dass der Unterricht im Regelfall (Fremdsprachen ausgenommen) auf Deutsch stattfindet und auch Lehrbücher größtenteils von deutschen Autoren stammen. In Fächern wie Geschichte, Erdkunde und Politik wird sich hauptsächlich auf Deutschland fokussiert. So zählen zum Beispiel der Erste und der Zweite Weltkrieg zu wichtigen und stark behandelten Themen im Geschichtsunterricht. Der Religionsunterricht befasst sich meistens mit dem Christentum, da die Mehrheit der deutschen Bürger und Bürgerinnen ohne Migrationshintergund christlich ist und in den Naturwissenschaften werden ebenfalls nationale Lösungswege bevorzugt. Außerdem werden über die Schule Werte und Normen vermittelt, die in Deutschland angesehen sind.

Diese nationale Orientierung des Bildungssystems vermittelt eine spezifische, auf jenes Land in dem unterrichtet wird angepasste Perspektive, und kann dadurch auch einschränkend wirken.

2.) Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund sind kein Einzelfall mehr, sondern gehören mittlerweile zur Normalität. Aus meiner Perspektive stellt Migration für die Schule eher eine Chance als eine Herausforderung dar. Zwar kann es anfängliche Schwierigkeiten geben, wenn Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund beispielsweise Probleme mit der deutschen Sprache haben oder aufgrund ihrer Kultur andere Werte und Normen vermittelt bekommen haben, jedoch ist die Schule ein Ort, an dem genau diese Dinge vermittelt werden können. Durch einen steigenden Anteil an Schülern und Schülerinnen mit Migrationshintergrund steigt ebenfalls die Heterogenität in den Klassen und das kann eine Chance sein, da die Kinder und Jugendlichen voneinander profitieren können. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass in der Schule vor allem Toleranz und Offenheit gegenüber anderen Menschen und Kulturen vermittelt wird.

Die Vorlesung hat meine Perspektive verändert, indem mir nochmal verdeutlicht wurde, dass beispielsweise in Bremen die Mehrheit der Schüler und Schülerinnen einen Migrationshintergrund hat und das Bildungssystem somit an diese Gegebenheit angepasst werden sollte.

3.) Das Beispiel von Betül verdeutlicht „DoingCulture“ im negativen Zusammenhang, da ihre Lehrerin grundsätzlich davon ausgeht, dass die Schülerin aufgrund ihres türkischen Migrationshintergrundes auch die Werte, Traditionen und Denkensweisen dieser Kultur vertritt. Die Lehrkraft ordnet Betül anhand bestimmter Merkmale vorerst einem türkischen Stereotypen zu, den sie jedoch nur in ihren Gedanken konstruiert hat. Außerdem geht die Lehrerin davon aus, dass alle türkischen Menschen ähnlich denken und vertritt somit eine eingeschränkte und voreingenommene Sicht. Ihr Vorgehen zeigt ebenfalls, dass sie Betül nicht als „deutsch“ ansieht und dass ihr Verhalten von Diskriminierung geprägt ist.