Gesprächsanalytisches Transkriptionssystem

Wie der Name schon sagt, wurde das Gesprächsanalytische Transkriptionssystem (GAT) zur Ver­schriftlichung von Konversationen entwickelt. Da es den Vorteil hat, über gut ausgearbeitete Richt­linien zur Transkription zu verfügen, bietet sich aber auch die Anwendung in anderen Bereichen der Lin­guistik an. Ursprünglich wurde GAT für das Deutsche entwickelt. 2009 wurde es leicht über­arbeitet. Auf diese Version, GAT 2 genannt, beziehen wir uns hier.

GAT verfügt über drei Ausbaustufen des Transkriptionsskriptes. Wir nutzen hier das Minimaltran­skript. Um die Möglichkeit offen zu halten, dieses später zum Basistranskript oder Feintranskript zu erweitern, müssen bestimmte formale Vorgaben eingehalten werden.

Transkriptionskopf

Zum Transkript gehört ein Transkriptionskopf, der folgende Informationen enthält:

  • Datum der Aufnahme
  • Name des/der Aufnehmenden
  • Ort der Aufnahme inkl. Informationen zur Art der Aufnahmestätte (z.B. öffentliche Gaststätte, Privatwohnung des Informanten etc.)
  • Dauer der Aufnahme
  • (geschätztes) Alter, Herkunft, Beruf und Bildungsstand des Informanten, ggf. weitere relevante Informationen (zB. Dialektalisierungsgrad, Muttersprache(n))

Den Transkriptionskopf bitte in einer separaten Textdatei einreichen.

Struktur des Transkripts

  • nichtproportionale Schriftart, z.B. Courier
  • Zeilenabstand 1,5
  • breiter rechter Rand von mindestens 5 cm (erlaubt die Ausbaubarkeit zum Basis- oder Feintranskript ohne Umgestaltung der Zeilen)
  • keine Tabulatoren, ausschließliche Verwendung von Leerzeichen, keine Worttrennungen, keine Zeichensetzung
  • generelle Kleinschreibung (Großbuchstaben dienen in den weiteren Ausbaustufen zur Notation von Akzenten)

Das Transkript wird in Segmente untergliedert, die einer Intonationsphrase entsprechen. Diese wer­den nummeriert. Mit einem neuen Segment beginnt eine neue Zeile, bei einem Zeilenumbruch innerhalb eines Segmentes erhält eine neue Zeile keine Nummer.

Nach der Segmentnummer folgt die Sprecherkennzeichnung, z.B. durch die Initialen des Sprechers. Beachten Sie bitte, dass die Sprecherkennzeichnung nicht identisch mit einem Wort sein sollte, also z.B. nicht „A“, sondern lieber „X“ oder „Q“. Die Sprecherkennzeichnung wird in einem neuen Segment nicht wiederholt, wenn der Sprecher gleich bleibt. Nach drei weiteren Leerstellen folgt der Transkripttext.

Beispiel 1

Bildschirmfoto 2016-04-20 um 11.18.37

Beispiel 2

Alternativ zum Beginn einer neuen Zeile können die Segmente auch durch vertikale Striche abgeteilt werden.  Der Text wird dadurch nicht so lang, was besonders bei Publikationen sinnvoll sein kann, das Minimaltranskript lässt sich aber nicht mehr so leicht zum Basistranskript oder Feintranskript ausbauen.

Bildschirmfoto 2016-04-20 um 11.18.43

Transkriptionskonventionen

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Überlappungen und Simultansprechen
°h / h° Ein- bzw. Ausatmen von ca. 0,2 – 0,5 Sek. Dauer
°hh / hh° Ein- bzw. Ausatmen von ca. 0,5 – 0,8 Sek. Dauer
°hhh / hhh° Ein- bzw. Ausatmen von ca. 0,8 – 1,0 Sekunden Dauer
(.) Mikropause geschätzt bis ca. 0,2 Sek. Dauer
(-) kurze geschätzte Pause von ca. 0,2 – 0,5 Sek. Dauer
(–) mittlere geschätzte Pause von ca. 0,5 – 0,8 Sek. Dauer
(—) längere geschätzte Pause von ca. 0,8 bis ca. 1,0 Sek. Dauer
(0.5) gemessene Pausen mit Angabe der Länge
euh eh Verzögerungssignale, sog. „gefüllte Pausen“
hahaha hihihi hehehe silbisches Lachen
((rit))((lacht))

((hustet))

((pleure))

para- und außersprachliche Handlungen und Ereignisse
 <<lachend>>           >

<<en riant>>            >

sprachbegleitende para- und außersprachliche Handlungen und Ereignisse mit Reichweite
(          ) unverständliche Passage
(xxx), (xxx xxx) eine bzw. zwei unverständliche Silben
(comme) vermuteter Wortlaut
(rit/lit) mögliche Alternativen

Literatur

Selting u.a. (2009): Gesprächsanalytisches Transkriptionssystem 2 (GAT 2). In: Gesprächsforschung – Online-Zeitschrift zur verbalen Interaktion 10. S. 353–402.