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Tag: 17. Januar 2021

Vielleicht doch ein MP3-Player? Wer weiß…

PRÜFUNGSLEISTUNG BEOBACHTUNGSAUFGABE

– INTERPRETATIONSTEIL

Hallo, liebe Leser:innen!

Ich möchte euch den Interpretationsteil meiner Beobachtungsaufgabe zeigen. Den Beobachtungsteil findet ihr hier: KLICK.

Ich habe mich gefragt, ob ihr auch ähnliche Erfahrungen gemacht habt oder ob ihr weitere Beispiele habt, also freue ich mich auf den Austausch in den Kommentaren!

Los geht’s! Ich habe angefangen mit einer Art Vorwort. Dann folgte meine Beobachtung (die hier natürlich fehlt) und anschließend kam mein Interpretationsteil.

 

Bevor ich über die Menschen schreibe, die ich gesehen habe, möchte ich auf die Genderthematik eingehen. Die Personen, die ich gesehen habe, trugen meistens nämlich beispielsweise geschlechtertypische Kleidung oder hatten deutlich erkennbare sekundäre Geschlechtsmerkmale, sodass ich oft automatisch an eins der beiden durch kulturellen Einfluss geprägten Geschlechter (also weiblich und männlich) denken musste, obwohl mir bewusst ist, dass es diverse Geschlechter gibt, die durchaus durch grobe Äußerlichkeiten nicht klar festgelegt werden können. Aus diesem Grund werde ich vor den Geschlechtsangaben – die meiner Meinung nach ein wichtiger Teil der Beobachtung sind – das Wort „vermuteter/vermutete“ setzen, sodass möglichst deutlich wird, dass diese Angaben nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen. Andererseits möchte ich diese Angaben nicht im Interpretationsteil nachholen, da es vermutlich den Lesefluss im Beobachtungsteil stören würde.

Schon bereits am Anfang meiner Forschung fiel mir auf, dass man im Alltag gewissermaßen permanent interpretiert und Vermutungen aufstellt. Die erwähnte Geschlechterthematik war das erste, was mir auffiel, doch es gab noch weitere Fälle. Beispielsweise im Bezug auf das Alter der Personen und die daraus resultierenden Beziehungen zwischen ihnen. Bei einer vermuteten Frau mit einem vermuteten Mädchen denkt man z.B. sehr schnell an eine Mutter mit ihrem Kind. Sähe die Erwachsene aber z.B. jugendlicher aus, würde man vielleicht eher an Geschwister denken. Auch bei Menschen, die eine bestimmte Art von Kleidung tragen, denkt man plötzlich an dazu passende Berufe, obwohl es auch andere Berufe mit ähnlicher Kleidung sein können. Des Weiteren habe ich bei Menschen, die zügig unterwegs waren gemutmaßt, dass sie in Eile sind oder ein konkretes Ziel haben, wobei ich hingegen Personen, die langsam liefen, für Spaziergänger hielt, da sie entspannter auf mich wirkten. Außerdem versuchte mein Kopf immer, fehlende Informationen selbst hinzuzufügen. Als ich beispielsweise den vermuteten Mann mit Kopfhörern sah, führte das Kabel in seine Jackentasche, wo ich ein Handy erwartete, da es für unsere Kultur und unseren technischen Standard typisch ist. Stattdessen könnte sich dort allerdings auch einfach ein altmodischer MP3-Player befinden. Anhand verschiedener Gesichtsausdrücke kam ich beim Beobachten auch immer auf bestimmte Stimmungen, die vielleicht auch nicht der Wahrheit entsprechen. Jemand der ernst guckt, kann dadurch schlecht gelaunt aussehen. Ich habe außerdem angefangen, mich für die Leben dieser eigentlich fremden Menschen zu interessieren. Der vermutete Mann, der bei unserer zweiten Begegnung einen volleren Rucksack trug als bei unserer Ersten, war meiner Einschätzung nach wahrscheinlich beim Supermarkt am Ende der Straße und brachte nun seine Einkäufe nach Hause. Ob das stimmt, kann man ohne weitere Informationen nicht wissen, aber die Interpretation des Gesehenen und Geschehenen passiert regelrecht automatisch. Mir fiel auf, dass er mich etwas länger anschaute, als würde er bemerken, dass ich vorher auch schon in dieser Straße war.

 

Also, habt ihr noch weitere Beispiele?

Wo seid ihr vielleicht angeeckt?

Wo kamt ihr ins Stocken?

Worüber macht ihr euch noch immer Gedanken?

Lasst uns darüber in den Kommentaren sprechen. Ich freue mich auf eure Eindrücke!

Schirin 

Literaturliste fürs Tasten

Wissenschaftliche Quellen:
-Shirin Weigelt, Tasten (2019)
-Dianconu, Tasten (2005), Abschnitt „1.1 PHYSIOLOGIE DES TASTSINNS“
-R.F. Schmidt, Grundriß der Sinnesphysiologie (1985), Seite 36-38, 57ff., 76-78, Grafik von Seite 37
-Herbert Hensel, Allgemeine Sinnesphysiologie (Heidelberg 1966), Seite 101-106
-Robert Jütte, Geschichte der Sinne (2000), Seite 269-270

Weitere Quellen:
-Georg Theunissen, Autismus verstehen (2020), S. 118
-James P. Kehrer, Cause–effect of oxidative stress and apoptosis (2000), S.31
-Max Sauerlandt, Michelangelo (1917), S. 9
-Bildquelle Michelangelo: https://pixabay.com/de/illustrations/die-erschaffung-adams-michelangelo-4889767/
-Vgl. J.P. Drenth, S.G. Waxmann, Artikel: Mutations in sodium-channel gene SCN9A cause a spectrum of human genetic pain disorders (2007)
-Vgl. Mark D. Baker/Mohammed A. Nassar, Pflügers Archiv – European Journal of Physiology (2020), Artikel: Painful and painless mutations of SCN9A and SCN11A voltage-gated sodium channels
-Bild Schmerzunempfindlichkeit: https://en.wikipedia.org/wiki/Nociception#/media/File:Nociceptive_pain.jpg
-S. Müller/M. Grunwald, Manuelle Medizin 2013, Artikel „Haptische Wahrnehmungsleistungen“, Seite 473
-Bildquelle Massage: https://pixabay.com/de/photos/frau-jung-massage-vier-h%C3%A4nde-spa-3708735/
-Martina Schneider, Verbrennungen (2016), Artikel Seite 1 unter „Einführung“
-Ulrike Gebhardt, Interview „Der Tastsinn ist ein Lebensprinzip“ (2014)

Dies war die Literaturliste von meiner Partnerin und mir für den Sinn Tasten. Literatur zu finden war tatsächlich das, was uns am Schwersten fiel.  Man fand online sehr viel zu den Sinn (wie erwartet), aber für die Informationen, die man fand, dann noch gute Quellen zu finden…. ich weiß nicht, ob es uns immer gelungen ist. Vor allem zu den etwas unbekannteren Punkt der Schmerzunempfindlichkeit in unserer Präsentation konnte man nur englische Artikel finden, bei denen man sich nie richtig sicher war, ob das eine gültige Quelle war (der Gendefekt, um den es dabei ging, ist nur sehr wenig erforscht).

Vielleicht nützt die Liste ja aber doch noch jemandem bei seiner Präsentation:)