Tupoka Ogette – „Exit Racism“ – Über die Bedeutsamkeit der Aufklärung über Rassismus

von Sinja Konduschek

Ich habe in meiner Freizeit das Hörbuch “Exit Racism” von Tupoka Ogette gehört und möchte nun ein paar meiner Gedanken dazu teilen. 
Im letzten Jahr, als die Black Life Matter Bewegung immer mehr in den Fokus rückte, ist das natürlich auch nicht an mir vorbeigegangen. Daraufhin habe ich mich auch mit dem Thema Rassismus und Diskriminierung mehr beschäftigt. 
Besonders ist mir da ein Buch ins Auge gefallen, dass mir von mehreren Seiten immer und immer wieder empfohlen. “Exit Racism” von Tupoka Ogette, in dem die Autorin, die sich selbst zu den BIPoC zählt, die Geschichte des Rassismus in Deutschland erklärt und auch erörtert inwiefern in unserer Gesellschaft die rassistischen Strukturen verankert sind. Innerhalb des Buches gibt es immer wieder Sequenzen, bei denen man selbst mitmachen kann und so sein eigenes Verhalten und seine Denkweisen rassismuskritisch reflektieren kann. 
Ich persönlich finde das Buch sehr spannend, denn, obwohl ich mich bereits vorab schon etwas mit dem Thema Rassismus beschäftigt habe, zeigt das Buch noch einmal sehr deutlich in welcher eigenen Blase oder, wie es im Buch benannt wird, in welchem “Happyland” man sich als weiße Person befindet. Ich kann oder muss über mich sagen, dass ich in meiner Kindheit und auch bis vor ein paar Jahren nicht wirklich mit der sehr problematischen Thematik des Rassismus in Kontakt gekommen bin. 
Das Buch hat mir noch einmal gezeigt, wie wichtig es ist, sich auch als weiße Person, die logischerweise nicht von Rassismus betroffen ist und auch nie davon betroffen sein wird, trotzdem mit dem Thema zu beschäftigen und daran zu arbeiten, dass man selbst in seinem Alltag nicht rassistisch ist und auch andere darauf hinweist, wenn sie sich rassistisch verhalten. 
Besonders einige Beispielsätze, die in Seminaren, die die Autorin ab und an gibt, gefallen sind, sind mir sehr im Gedächtnis geblieben.  
 
“Mein Kind lebt als Deutsche*r in Frankreich und ist auch von Rassismus betroffen.” 
 “Ich war in einem Club, wo du nur Schwarze waren. Sie haben mich komisch angeschaut. Dort war ich auch von Rassismus betroffen.” 
 
Diese Sätze machen mich fast schon wütend, denn ich habe auch in meinem Umfeld Leute, die das Problem von strukturellem Rassismus einfach nicht verstehen und sich selbst immer ebenfalls in diese Opferrolle bringen wollen. Fakt ist allerdings, dass Personen, die als weiß gelesen werden, einfach keinerlei Benachteiligung aufgrund ihrer Hautfarbe erfahren und dementsprechend auch kein Recht dazu haben, sich ebenfalls als Opfer zu sehen. 
Der Satz, der mich am Meisten getroffen hat war: 
 
“Wird der Rassismus nicht nur zu einem Problem, weil du ihn thematisierst?” 
 
Ich glaube es ist mehr als klar, dass ein Problem nicht einfach verschwindet nur, weil man es nicht thematisiert oder? Meine Klamotten waschen sich ja auch nicht von alleine, wenn ich sie nicht beachte. 
 
Passend dazu hatten wir in den letzten Wochen in der Vorlesung zu “Einführung in die Ethnologie” einen oder mehrere Vorfälle, die sich gut in diese Thematik eingliedern lassen. Eine weiße Person wurde darauf hingewiesen einen politisch belasteten Begriff nicht zu benutzen. Die Person hatte allerdings kein Verständnis dafür oder hatte eine andere Ansicht dazu, dass dieser Begriff eine Beleidigung für bestimmte Bevölkerungsgruppen darstellt. 
 
Ich persönlich kann nur betonen, dass es sehr wichtig ist, dass man sich besonders als weiße Person mit diesem Thema beschäftigt und würde euch gerne dazu einladen euch auch gerne mal auf der Internetseite zum Buch umzusehen! 
 
https://www.exitracism.de 

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3 Kommentare

  1. Liebe Sinja, ein guter Eintrag zu einem super wichtigen Thema! Das Buch habe ich bisher noch nicht gelesen, aber es steht definitiv auch noch auf meiner Liste. Zu diesem Thema kann ich Dir auch das Buch „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten“ von Alice Hasters empfehlen. Durch dieses Buch bin ich etwas tiefer in diese Thematik eingestiegen. Es ist ein sehr schwieriges Thema mit dem man sich immer weiter beschäftigen sollte, denn es ist einfach so umfangreich und man kann immer mehr dazu lernen. Ich glaube es ist wirklich wichtig, dass man betroffenen Menschen zuhört und sich auch nicht direkt angegriffen fühlt, wenn jemand zum Beispiel anmerkt, dass man gerade etwas rassistisches gesagt hat, sondern daraus lernt und diesen Fehler in Zukunft nicht wiederholt.

  2. Liebe Sinja, sehr schöner Beitrag! Ich habe ihn gerade gelesen und mein Interesse, mir das Hörbuch anzuhören, wurde geweckt. Dass man sich als privilegierte und weiße Person mit dem Thema Rassismus auseinandersetzt, finde ich sehr wichtig, denn auch die Veränderung von Gesellschaften kann nur durch den Zusammenhalt und das gemeinsame Zusammenarbeiten erfolgen. Alle Menschen in einer Gesellschaft sollten sich mit aktuellen Themen und Problemen beschäftigen! Auch wenn man persönlich im Alltag nicht von bestimmten Problemen und Vorurteilen betroffen ist, heißt das nicht, dass ich das Recht habe mich vor Dingen zu verschließen, in dem Wissen, dass in diesem Jahrhundert leider immer noch ausgegrenzt wird. Es würde sich erst in dem Moment viel drastischer etwas in Gesellschaften ändern, in dem sich besonders die „Weißen“ anstrengen, aufklären, protestieren und Gesetze ändern, wie es bspw. in den USA fällig wäre. In Deutschland herrschen leider auch viel zu viele Vorurteile und Ungleichheiten und es liegt ein langer Weg vor uns, was ich sehr bedauere und auf Veränderung hoffe.

  3. Hallo Sinja, ein sehr guter Beitrag und das Thema ist sehr wichtig. Wir haben uns letztens in einem Kurs in meinem anderen Fach auch damit beschäftigt und mir ist aufgefallen, wie erschreckend wenig man doch eigentlich über das Thema weiß, selbst wenn man natürlich schon viel davon gehört und darüber gelesen hat.
    Und auch die Ignoranz mancher Leute gegenüber der Problematik ist mir in letzter Zeit stark aufgefallen, vor allem im Bezug auf Themen wie das N-Wort oder andere rassistische Begrifflichkeiten. „Ich persönlich meine das ja nicht abwertend.“ oder „Das haben wir halt schon immer so gesagt.“ sind da wohl die Sprüche, die man am häufigsten hört und sie machen mich jedes mal wütend. Ist es so schwer zu begreifen, dass das sehr beleidigende und abwertende Wörter sind? Natürlich ist niemand perfekt und jeder muss lernen. Man sollte aber immer weiter versuchen sich zu bessern und Betroffenen zuzuhören, vor allem als privilegierte (weiße) Person.
    Das Buch klingt sehr interessant und es kommt auf jeden Fall auf meine „muss ich noch lesen“-Liste, genau wie der Vorschlag von Hanna.

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