Die Gefühlswelt des Essens

In der letzten Woche ging es in den Seminaren und der Vorlesung um den Geschmackssinn und dementsprechend auch um Essen. Das hat bei mir Gedanken dazu angeregt, was das Essen alles bewirken kann. Es tut für manche von uns mehr, als uns nur zu sättigen.

Speisen sind von Region zu Region sehr unterschiedlich und jeder hat einen anderen Geschmack. Aber ich denke die meisten haben ein Lieblingsgericht, etwas, bei dem einen ein Gefühl von Glück und vielleicht sogar Heimat überkommt. Das muss auch nicht immer etwas aus der eigenen Heimat sein, es kann auch eine Speise sein, die man mal im Urlaub oder bei Freunden gegessen hat. Man fühlt sich direkt wohl, wenn man sein Lieblingsessen isst. Es ist ein Gefühl von Geborgenheit, welches möglicherweise so nicht von vielen anderen Dingen ausgelöst werden kann.

Man muss sich aber auch der Tatsache bewusst sein, dass es ein Privileg ist, so „wählerisch“ sein zu können, dass man ein Lieblingsgericht hat. Es gibt Menschen, die können es sich nicht leisten zu sagen „Das mag ich nicht“, oder „Heute möchte ich lieber etwas anderes.“ Ich will in diesem kurzen Blogeintrag nicht zu sehr auf das große Problem des Welthungers eingehen, aber man sollte sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass wir es hier sehr gut haben und sich vielleicht überlegen, anderen zu helfen, denen es nicht gut geht, wenn man die Mittel dazu hat. Denn auch Helfen und andere Menschen glücklich machen kann für ein positives Gefühl sorgen, das in diesem Fall auch mit Essen zusammenhängt.

Essen kann außerdem viele Erinnerungen auslösen, sowohl gute als auch schlechte. Wenn ich etwas rieche oder schmecke, kann es sein, dass ich mich plötzlich in meine Kindheit zurückversetzt fühle und ich erinnere mich an Sachen, von denen ich nicht mehr wusste, dass ich sie mal erlebt habe, einen Tag mit meinen Großeltern in einem Museum zum Beispiel, oder einen Kindergeburtstag meiner besten Freundin. Ich verbinde manche Speisen auch mit Menschen oder Orten. Bestimmte Gerichte erinnern mich vielleicht an einen besonders schönen Urlaub, oder ein bestimmtes Weihnachtsfest mit der Familie.

Das ist ein weiterer Punkt des Essens. Es kann Leute zusammenbringen. Man geht mit Freunden oder der Familie essen und im Grunde geht es nicht darum, was man gerade isst, sondern viel mehr um die Zeit mit geliebten Menschen. Es war bei uns lange Zeit Tradition, dass sich meine Familie an Silvester trifft und zu Mittag isst. Es gab immer das Gleiche, ein typisches Gericht aus meiner Heimat, welches ich widerlich fand. Und trotzdem habe ich mich jedes Mal auf das Essen gefreut, weil ich meine Familie gesehen habe und Zeit mit Menschen verbringen konnte, die ich sonst nicht häufig sehe. Mit meinen Freundinnen habe ich mich dieses Weihnachten ausgemacht, dass wir lieber Zeit miteinander verbringen, als Geschenke zu verteilen. Das machen wir, indem wir uns auf einen Kaffee treffen wollen. Essen bietet die Möglichkeit, Leute zu sehen und sich mit ihnen auszutauschen, ohne, dass es wirklich ums Essen geht.

Im Grunde ist Essen mehr als nur ein Weg satt zu werden. Es steht für Geborgenheit, Erinnerungen, Zusammenhalt und Miteinander.

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