Beobachtungsprotokoll –

Es ist Dienstag, der 07.12.2021 um 10:45 Uhr. Ich stehe auf der gegenüberliegenden Seite meiner Wohnung vor einem Geschäft in dem Vitaminpräparate und Nahrungsergänzungsmittel angeboten werden. Vor der Tür stehen drei Menschen, außerdem befindet sich vor der Tür ein großes Schild mit der Info: Corona-Selbsttests, Schnelltests und PCR-Tests hier erhältlich.

Ich gehe an den Menschen vorbei und betrete das Geschäft. In dem Geschäft befinden sich ebenfalls drei Menschen, zwei Männer und eine Frau. Da sich dieses Geschäft und das Tattoostudio nebenan die Räumlichkeiten teilen, ist rechts von der Eingangstür ein hüfthohes Gitter aufgestellt, welches beide Geschäfte voneinander abtrennt. Direkt hinter dem Gitter sitzt ein kleiner brauner Hund in seinem Körbchen.

Ein großer Mann ohne Haare steht auf der linken Seite von der Eingangstür hinter einem Tisch. Er trägt eine Jogginghose und einen Pullover und sein Hals ist von Tattoos bedeckt. Er begrüßt mich und drückt mir einen Zettel und einen Stift in die Hand, um meine Kontaktdaten zu erfassen. Während ich den Zettel ausfülle, kommt eine Frau in einem weißen Overall hinter einer Wand hervor und winkt den zweiten Mann zu sich. Beide verschwinden hinter der Wand. Wenige Minuten später erscheint der Mann wieder, verlässt das Geschäft, stellt sich vor die Tür und zündet sich dort eine Zigarette an. Die Frau in dem weißen Overall erscheint kurze Zeit später wieder hinter der Wand und winkt mich zu sich. Ich folge ihr und befinde mich in einer Art Abstellkammer, die nur durch eine kleine Lampe an der Decke beleuchtet wird. In dem kleinen Raum befindet sich ein Tisch, auf dem unterschiedliche Utensilien lagern, um einen Corona-Test durchzuführen. Die Frau erklärt mir, dass sie ganz vorsichtig sein werde und dass es sehr schnell gehen würde. Ich nehme meine Maske ab und sie steckt mir ein kleines Stäbchen in eins meiner Nasenlöcher. Anschließend richte ich meine Maske wieder in die richtige Position und setze mich auf einen Stuhl neben der Eingangstür. Ein Telefon klingelt und der Mann mit den Tattoos am Hals nimmt den Hörer ab und begrüßt die Person am anderen Ende der Leitung – „Ja, das bin ich, aber ich habe den Laden verkauft und bin inzwischen nur noch Angestellter hier.“ – „Ne, seitdem machen wir das nicht mehr“ – „Nee, keine Werbung mehr in Papierform“ – „Jo, genau! Ihnen auch einen schönen Tag, Tschüss“ Der Mann legt den Hörer wieder auf. Er setzt sich auf einen Stuhl hinter den Tisch und holt sich aus einer Brotdose zwei belegte Brötchen, um diese zu essen. Eine Frau und ein Mann betreten das Geschäft. Sie begrüßen den Mann hinter dem Tisch, welcher ihnen jeweils Zettel und Stift gibt. Sie füllen die Zettel aus und unterhalten sich dabei leise. Die Frau spricht plötzlich mit lauterer Stimme: „Ach der ist aber süß. Der ist aber noch nicht so alt oder?“, fragt sie und deutet dabei auf den braunen Hund hinter dem Gitter. „Ne, der ist erst ein paar Monate.“, antwortet der Mann mit den Tattoos. Meine Wartezeit ist vorüber und der Mann mit den Tattoos händigt mir mein negatives Testergebnis aus. Als ich das Geschäft verlasse fällt mir auf, dass kein einziger Kunde kam, um Nahrungsergänzungsmittel oder die Vitamine zu kaufen, die eigentlich in diesem Geschäft angeboten werden.

Nach meiner Beobachtung gehe ich davon aus, dass der Mann und die Frau ein Pärchen sind, denn sie wirken sehr vertraut miteinander. Da sie das Testzentrum gemeinsam betreten, schließe ich daraus, dass sie heute wohl eine Aktivität zusammen planen. Vielleicht gehen sie gemeinsam in ein Restaurant, in dem die 2G+ Regel herrscht. Der Mann mit der Zigarette ist allein beim Testzentrum erschienen. Ich kann mir gut vorstellen, dass er sich heute Abend mit FreundInnen trifft und sich aus diesem Grund hat testen lassen, denn wenn er zum Besipiel einen Test für die Arbeit benötigen würde, dann hätte er diesen sicherlich direkt bei der Arbeit gemacht und nicht in einem externen Testzentrum. Der Mann mit den Tattoos am Hals arbeitet offenbar als Angestellter in dem Geschäft und der Hund hinter dem Gitter gehört sicherlich ihm, da er sagen konnte, wie alt der Hund ist. Der Hund ist erst einige Monate alt und kann aus diesem Grund wohl nicht alleine zuhause bleiben, weswegen der Angestellte diesen mit zur Arbeit genommen hat. Allerdings ist der Hund auch sehr ruhig und lieb, wodurch er nicht stört, sondern eher eine positive Atmosphäre schafft und Gesprächsthemen bietet. Allgemein fühlt man sich in diesem Geschäft sehr wohl, da alle wirklich freundlich und hilfsbereit sind.

Auch wenn sich an diesem Ort vergleichsweise wenig Menschen aufhalten, so konnte ich dennoch sehr viel wahrnehmen und die anwesenden Personen wirklich genau beobachten. Dabei musste ich mich allerdings auf meinen Hör- und meinen Sehsinn beschränken, da ich alle anderen Sinne in dieser Situation leider nicht einsetzen konnte. Abschließend kann ich sagen, dass dieser Ort viele verschiedene Interessen abdeckt und demzufolge sind auch die Menschen, die diesen Ort besuchen sehr unterschiedlich.

Von Hanna Lossau

 

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