Brauchen wir das alles wirklich? – Probleme des übertriebenen Kleiderkonsum

In letzter Zeit sehe ich mich häufig mit dem Thema Kleidung und Nachhaltigkeit konfrontiert. Vor allem auf social media sprechen sich immer mehr Menschen gegen Marken wie Shein oder Romwe aus, die ihre Näher*innen und Mitarbeiter*innen ausbeuten und mit Überproduktion und Online-Versand zur Klimakatastrophe beitragen.

Ich selbst achte immer darauf, Kleidung zu kaufen, von der ich weiß, dass sie mir noch lange gefallen wird und ich gehe immer vorsichtig damit um, damit ich die Teile lange tragen kann. Allerdings sind nicht alle Menschen so. Für manche muss es immer der neuste Trend sein, der dann aber auch nur ein paar Monate getragen wird. Die Kleidung wird dann vielleicht noch gespendet oder weiterverkauft, häufig landet sie aber auch im Müll, da sie aufgrund ihrer Qualität eh nicht länger als ein Jahr tragbar ist.

Der Preis spielt bei diesem Thema natürlich eine große Rolle. Viele Menschen können sich teure Kleidung einfach nicht leisten, weshalb sie zu günstigen, vielleicht sogar billigen Alternativen greifen. Diese Menschen sind aber nicht unbedingt Teil des Problems, denn wer nicht viel hat, weiß, wie man mit seinen Sachen umgehen muss, damit sie lange halten. Es sind vielmehr diejenigen, die viel für wenig Geld kaufen, obwohl sie die Hälfte der Ware nicht brauchen oder haben wollen.

Vor allem Online-Shopping verleitet dazu, zu viel zu bestellen, da man die Sachen, die einem nicht gefallen ganz einfach zurückschicken kann, ohne großen Aufwand. Das belastet natürlich nicht nur aufgrund der Lieferung die Umwelt, sondern wirft auch die Frage auf, was mit der Kleidung passiert, die zurückkommt. In den wenigsten Fällen darf sie wieder verkauft werden, aus hygienischen Gründen. Wird sie dann also in den Müll geworfen? Häufig schon. Da sehe ich ein großes Problem, denn es ist sowohl eine massive Verschwendung als auch einer der Gründe für die Vermüllung von Stränden, Flüssen und Meeren. Billige Kleidung besteht meist zu einem Großteil aus Polyester, also Kunststoff, welcher ja bekanntermaßen nicht so schnell von der Erde verschwindet.

Es unterstützt außerdem das ausbeuterische System in den Fabriken, die vor allem in Asien liegen. Die Näher*innen arbeiten unter menschenunwürdigen Bedingungen für deutlich weniger als den Mindestlohn. Häufig müssen sie Überstunden machen und diese werden teilweise nicht einmal bezahlt. Die Sicherheitsvorschriften werden in den meisten Werken nicht eingehalten, weshalb Arbeiter*innen verletzt werden oder sogar sterben, aber Schadensersatz gibt es nicht. Sie trauen sich nicht, sich mal krank zu melden, weil sie dann womöglich rausgeworfen werden und ihre Familie nicht mehr unterstützen können. Dazu kommt, dass einige der Vorgesetzten in diesen Fabriken, die Mitarbeiter*innen belästigen, misshandeln oder gar vergewaltigen. Vor allem Firmen wie Shein produzieren ihre Ware unter diesen schrecklichen Bedingungen, aber auch populäre Marken wie H&M, Only oder Hollister, aber auch Luxusmarken wurden schon mit solchen Fabriken in Verbindung gesetzt. Nicht mehr von diesem Marken zu kaufen ist natürlich für viele Menschen keine Option, aber wenn man auf die Menge seines Konsums achtet, kann man schon einen Unterschied bewirken. Es ist das einfache Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wenn alle immer viel kaufen, wird auch viel produziert und ob die Hälfte wieder zurückgeschickt wird, wird dabei nicht beachtet, denn man kann es ja, wie bereits erwähnt, nicht weiterverkaufen. Wird weniger verkauft, wird im Laufe der Zeit auch weniger produziert, denn ein großes Maß an Überproduktion ist teuer für die Firmen.

Zum Glück wird vor allem in letzter Zeit nachhaltigere Kleidung immer populärer. Die Leute gehen zu second-hand Läden oder achten bei neuer Kleidung auf faire Herstellung und Preise. Wenn die Leute bereit sind, einen geringfügig höheren Preis zu zahlen, kann das auch den Näher*innen deutlich helfen, die dann vielleicht die Möglichkeit bekommen unter deutlich besseren Bedingungen für eine andere Firma zu arbeiten, die faire Kleidung herstellt. Es belastet die Umwelt weniger, da auf nachhaltigen Anbau der Baumwolle, sowie lokale Produktion und saubere Lieferwege geachtet wird.

Nähen kommt ebenfalls zurück. Ich selber habe, bevor ich nach Bremen gezogen bin, ein Jahr lang an einem Nähkurs teilgenommen und dabei meine eigene Kleidung und auch die von Freunden und Verwandten repariert oder sogar neue Sachen genäht, von denen ich weiß, dass sie mir lange erhalten bleiben werden.

Ich finde, wir sollten alle etwas mehr darauf achten, wie wir mit unserer Kleidung umgehen und uns hin und wieder fragen „Brauche ich das hier wirklich und werde ich es benutzen?“, bevor wir etwas kaufen. Dadurch kann viel Müll eingespart werden und sowohl Menschen als auch der Umwelt geholfen werden.

6 Kommentare

  1. Liebe Liv,
    deinen Blogeintrag finde ich sehr interessant, da ich mich selbst ebenfalls schon einige Jahre mit diesem Thema auseinandersetze. Ich glaube, man sollte vor jedem Kauf versuchen, sich selbst zu reflektieren und überlegen, ob man dieses Kleidungsstück tatsächlich benötigt oder warum man genau in diesem Moment das Gefühl hat, etwas neues kaufen zu müssen. Oftmals sind es auch einfach Impulskäufe, weil etwas besonders günstig ist.
    Wie Du ebenfalls erwähntest, spielt der Preis natürlich auch eine Rolle. Viele können sich eventuell nur fast Fashion leisten, allerdings denke ich, dass sich einige Menschen einfach noch nicht mit den Alternativen auseinandergesetzt haben und daher nicht wissen, dass auch nachhaltige Kleidung günstig sein kann, wie z.B. second hand oder alte Klamotten upcyceln.
    Prominente Menschen haben sicherlich auch Einfluss darauf, was in welchen Mengen konsumiert wird. So gibt es viele InfluencerInnen, die Modemarken wie Shein bewerben oder RapperInnen, die in ihren Songs von bestimmten Luxusmodemarken singen, sodass Kinder und Jugendliche dadurch beeinflusst werden.
    Es muss wohl mehr daran gearbeitet werden, ein Bewusstsein für den Konsum und die daraus resultierenden Folgen zu schaffen und der Fokus sollte mehr auf die nachhaltigen Alternativen als auf Fair Fashion gelenkt werden.

    1. Hallo Hanna,
      vielen Dank für deinen Kommentar, er beinhaltet einige gute Punkte. Man merkt, dass du dich mit dem Thema auseinandergesetzt hast. Vor allem die Tatsache, dass heutzutage viele bekannte Leute diese Marken bewerben und loben, ohne sich zu informieren oder einfach weil sie dafür bezahlt werden trägt natürlich einen großen Teil zum Problem bei, danke für diese Ergänzung.

  2. Ich muss euch beiden da auf jeden Fall zustimmen. Ich habe mich in den letzten Jahren auch generell mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt und dazu gehört natürlich auch das Thema Kleidung. Angefangen hat es bei mir mit dem Vegetarismus, aber auch mit den Klamotten versuche ich aufzupassen, was ich kaufe. Für mich hat second hand sogar gleich mehrere Vorteile, denn ich mag es, wenn ich Klamotten trage, die nicht jede zweite Person auf der Straße auch trägt. Ich gebe euch Recht damit, dass es immer ein Problem mit dem Preis gibt. Gerade wir als Studenten haben öfter Probleme mit unseren Ausgaben und können daher nicht immer auf fair hergestellte Kleidung zurückgreifen. Allerdings habe ich auch das Gefühl, dass es gar nicht unbedingt immer die jungen Leute sind, die zu dem Problem beitragen, denn genau auch das Thema Umweltschutz geht uns etwas an, daher könnten sich die älteren Generationen, die oft auch das Geld haben bei Klamotten auf etwas teurer Marken zurückzugreifen, ein Beispiel an uns nehmen.

  3. Ich sehe hier sind schon einige Kommentare aber eine Sache wollte ich noch loswerden. Ich sehe das alles genauso Kritisch wie ihr. Hinsichtlich der finanziellen Situation muss ich feststellen, das der Kapitalismus sich quasi überall durchsetzt, auch im Secondhand. Seitdem Secondhand immer beliebter wurde, wegen Umweltbewusstsein, Menschenrechten oder als Style, gingen die Preise in den Secondhand-Läden nach oben. Möchte man die Qualitativ guten Kleidungsstücke haben, die auch noch angesagt sind vom Stil her, dann macht es teilweise kaum bis gar keinen Unterschied mehr ob man es bei H&M oder im Secondhand kauft. Ich kaufe selber fast nur noch secondhand. Aber mir macht diese Entwicklung sorgen. Denn eigentlich war das ein Raum der den Kapitalismus überwinden sollte und finanziell schwache Menschen helfen sollte. Das geht leider durch den Wandel etwas verloren und ist besorgniserregend.
    Guter Beitrag, VG
    Jan

  4. Liebe Liv,
    Habe deinen Eintrag gerne gelesen und kann dir auf jeden Fall zustimmen! Es ist besorgniserregend wie sehr in diesem Bereich des Lebens so viel konsumiert wird. Warum muss eine Person bspw. 50 Paar Schuhe besitzen, wenn das Jahr vier Jahreszeiten hat, die nicht allzu extrem variieren und man bequem mit vier Paaren auskommen könnte? Dieser ganze extreme Konsum in allen, was wir sehen und auch selbst dazu beitragen, ist leider auch heute schon so weit vorangeschritten, dass ich persönlich es leider als so gut wie unmöglich sehe, dass die Welt im Großen diese Probleme angeht und sich etwas großflächig verändert. Jedoch sollten wir als Individuen uns diesen Problemen trotzdem stellen und mit so etwas wie deinem Beitrag und deinen Gedanken fängt es an und ich hoffe, dass es doch noch viel mehr Menschen geben wird, die sich solchen Gedanken anschließen und aktiv in ihrem Leben an kleinen Dingen, wie dem Konsum/Verbrauch von Kleidung etc. arbeiten 🙂

  5. Hallo Liv,

    Auch ich habe früher sehr viele Klamotten in Läden gekauft, von denen ich heute nicht mehr kaufen würde, weil sie Menschen ausbeuten und einfach schlecht für die Umwelt sind.
    Früher habe ich und auch andere aber einfach nicht viel über das Thema gewusst, weil es auch in unserer Gesellschaft kein großes Thema war. Alle wollten die neuste Mode und fast jedes Wochenende war man auf dem Weg in ein Einkaufszentrum, um nach Kleidung zu gucken.
    Ich bin sehr froh, dass sich mein Verhalten drastisch geändert hat und ich seit Jahren keinen Fuß mehr in Läden wie H&M, Zara usw. gesetzt habe.
    Da macht das Kleidung kaufen auch viel mehr Spaß, wenn man weiß, dass keine Menschen dafür leiden mussten, damit man schöne Kleidung tragen kann.

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