In unserem Seminar „Einführung in die Ethnologie“ hatten wir die Aufgabe, einen Gegenstand aus dem Focke Museum zu beschreiben und uns Gedanken zu den sozialen Strukturen, die hinter dem Gegenstand stecken, zu machen. Der von mir gewählte Gegenstand war ein Puppenhaus und ich habe mir im Zuge dessen beim Schreiben viele Gedanken dazu gemacht, dass manche Kinderspielzeuge, wie Puppen, Küchen oder Spielzeug-Staubsauger noch immer eine Rollenverteilung vertreten, die doch eigentlich seit Jahren schon verpönt ist. Mir sind dabei einige Dinge, vor allem in der Werbe- und Marketingbranche aufgefallen, für die in meinem eigentlichen Text kein Platz mehr war, welche ich also jetzt hier ansprechen möchte.
Ich habe mir in der Zeit des Schreibens einige alte und auch neuere Werbungen für bestimmte Produkte angesehen und mir ist aufgefallen, dass es zum Beispiel immer nur Jungs sind, die mit der Lego-Polizeistation spielen und nur Mädchen beschäftigen sich mit Babyborn-Puppen. Wieso eigentlich? Das ist doch im Grunde ein ziemlich veraltetes Rollenbild. Wieso können Mädchen nicht die Ritterburg von Playmobil haben und Jungs nicht die Barbie-Fee? Ich habe tatsächlich auch eine Anzeige vor einem Video bekommen und in dieser Lidl-Werbung für Weihnachtsgeschenke spielt der kleine Junge mit der Holzeisenbahn, während das Mädchen an der Spielzeugküche steht.
Das erscheint natürlich auf den ersten Blick, als würde ich übertreiben, aber dahinter versteckt sich eine Ideologie, die vielleicht nicht einmal die Werbemacher*innen bemerken. Es zeigt Mädchen von klein auf „Ihr müsst kochen und euch um Babys kümmern!“. Man bringt ihnen bei, eine gute Hausfrau zu sein, indem man ihnen vorgibt, wie und womit sie spielen dürfen.
Und nicht nur die Werbung vermittelt häufig einen Zwang, wer mit was spielen darf. Manchmal sind es die Produkte selbst, die wegen des Marketings auf irgendeine Art und Weise vorgeben „Ich bin nur für Mädchen“ oder „Mit mir können nur Jungs etwas anfangen“. Ein Beispiel dafür, welches ich nie verstanden habe, sind Kinder Überraschungseier. Da wird man vor die Wahl gestellt: Willst du das normale oder bist du ein Mädchen? Dabei ist die Schokolade doch die gleiche und das Spielzeug landet eh nach fünf Minuten in der Ecke und dann im Staubsauger, ob es jetzt ein Dino oder eine Prinzessin ist. Natürlich kann es bei manchen Produkten sinnvoll sein, zu differenzieren, weil Jungen und Mädchen unterschiedliche Bedürfnisse haben können, was beispielsweise Haut- oder Haarpflege angeht. Aber Süßigkeiten und Spielzeuge geschlechterspezifisch zu vermarkten, ergibt meiner Meinung nach doch wenig bis gar keinen Sinn.
Mir hat es als Kind nicht geschadet, dass ich mit einer Holzeisenbahn gespielt habe oder im Kindergarten die Jungen und die Mädchen gemeinsam mit Puppen gespielt und Sachen gebastelt haben. Ganz im Gegenteil, ich denke es hat dafür gesorgt, dass die Kinder offener waren und ihre Kreativität entfalten konnten. Wieso sollte man also weiterhin vorschreiben, welche Personengruppe womit spielen und was konsumieren darf? Das sorgt doch nur dafür, dass Kinder sich gar nicht selbst kennenlernen können und Sachen verpassen, die ihnen womöglich gut gefallen würden.
Finde den Beitrag sehr wichtig! Ich finde die tradierten Rollenbilder auch schwierig. Wieso muss es denn immer gleich rosa oder blau sein? Mädchen spielen doch genauso gerne Fußball wie Jungs und Jungs reiten doch auch gerne und kümmern sich um die Pferde. Ich bin auch damit aufgewachsen, dass man irgendwie in diese Kategorien eingeteilt wurde, aber kann es heute auch nicht mehr nachvollziehen. Jeder sollte einfach das machen, was ihm Freude bereitet!
Liebe Liv, ich finde es schön, dass Du dieses Thema in einem Blogeintrag aufgreifst, denn es ist sehr wichtig, dass die veralteten Rollenbilder aufgelöst werden und Kinder sich nicht an Farben oder bestimmten Spielzeugen orientieren müssen. Während ich Deinen Blogeintrag las, habe ich mich an meine Kindheit zurück erinnert und überlegt, wie es damals bei mir war. Ich habe eine ältere Schwester und meine Eltern haben uns auch beide mit den typischen Mädchenspielzeugen spielen lassen. Als dann allerdings mein kleiner Bruder dazu kam, hat sich alles ein bisschen vermischt. Mein Bruder hat mit uns zusammen Barbie gespielt, wir haben ihn als Prinzessin verkleidet und ihm seine schönen langen Haare geflochten. Wir haben dennoch auch mit seiner Playmobil-Ritterburg gespielt und uns gegenseitig mit einer Nerf-Gun bekämpft (Waffen sind vielleicht auch nicht ideal, aber es hat damals als Kind Spaß gemacht :D). Ich denke nicht, dass es einem von uns geschadet hat und daher verstehe ich nicht, warum bei Kinderspielzeug immer noch in diesen typischen Rollenbildern gedacht wird.
Ich kann dir bei allem zustimmen! Es ist gut, dass sich jetzt mit Rollenbildern auseinandergesetzt wird, jedoch gibt es meiner Meinung nach noch viel Bedarf an Arbeit in diesem Bereich. Bei Spielzeug kommt das Wirtschaftliche dazu und indem die Produzierenden bspw. dasselbe Spielzeug in zwei Farben herstellen, können sie mehr verkaufen. Leider springen heutzutage immer noch viele Eltern, wie auch Kinder aufgrund ihrer Erziehung, auf diese Art Verkaufspsychologie an