Nachbildung des Zauberstabs von Ginny Weasly – Gegenstandsbeschreibung

Viele Menschen schauen mich an und sehen einfach nur ein Stück Holz. Selbstverständlich ein sehr schönes Stück Holz, denn ich bin lang, schmal und trage perfekt geschnitzte Details an meinem Unterleib. Noch dazu diese wunderschöne schwarze Farbe, die mich umhüllt.

Dennoch bekomme ich sehr unterschiedliche Reaktionen zu spüren. Viele Menschen sehen einfach nur das, was ich gerade beschrieb. Ein schönes Stück Holz, aber mehr auch nicht. Sobald sie sich von mir abwenden, haben sie mich eigentlich direkt wieder vergessen. Das fühlt sich nicht gut an. Ich stehe gerne im Mittelpunkt und ich mag es, wenn Menschen meinen Wert zu schätzen wissen.

Natürlich erhalte ich auch viele Reaktionen, welche mir wesentlich besser gefallen. Es gibt genügend Menschen, die auf den ersten Blick erkennen, wer ich bin, was ich kann und wie meine Geschichte lautet. Sie freuen sich über meine Anwesenheit. Viele bewundern mich einfach nur, andere fassen mich an, heben mich hoch und schwingen mich hin und her, als würden sie erwarten, dass direkt Funken aus meiner Spitze sprühen. Das passiert natürlich nicht, denn zaubern kann man mit mir nicht. Man kann mich ansehen und bewundern, das sollte aber auch reichen.

Wurde ich dann ausreichend bewundert, legt man mich einfach wieder zurück an meinen Platz, damit sich die Menschen meinen KollegInnen widmen können. In der Regel passiert dies, sobald die Menschen den Elderstab erblicken. Warum er interessanter zu sein scheint, erschließt sich mir nicht, denn seine arrogante Art macht ihn für mich persönlich sehr unsympathisch. Allem Anschein nach, interessieren sich die Menschen ausschließlich für die Optik und weniger für die inneren Werte. Ein wirkliches Dilemma, wenn ihr mich fragt.

Nichtsdestotrotz gibt es auch die kleinen Menschen, welche man wohl Kinder nennt, die sich wirklich für mich interessieren. Diese Menschen gefallen mir am besten, denn sie wissen mich sehr zu schätzen. Ich liebe das Strahlen in ihren Augen, sobald sie mich von dem Geschenkpapier befreit haben und sehen, was sie gerade in ihren winzigen Händen halten. Außerdem ist das Leben mit ihnen so viel spannender, als einfach nur im Regal zu liegen und bewundert zu werden. Versteht mich nicht falsch, ich werde wirklich gerne bewundert, aber noch lieber gehe ich mit den Kindern auf eine Abenteuerreise. Ich schaue mir die Landschaft an und ich spüre den Nervenkitzel, der durch die Hände des Kindes in mein Inneres fließt, sobald wir eine Ecke erreichen, bei der wir beide nicht wissen, wer oder was sich dahinter verbirgt. Wenn dann das andere Kind aus der Ecke hervorspringt, bin ich jedes Mal sehr gespannt, welcher Zauberspruch nun aus dem Mund meines Kindes ertönt. Häufig wird der Spruch „Avada Kedavra“ geschrien, woraufhin sich das andere Kind zu Boden stürzt und seinen Tod simuliert. Es klingt sehr makabar, aber aus irgendeinem Grund freuen sich beide Kinder darüber und wenn der simulierte Tod vollzogen wurde, steht das Kind einfach wieder auf und sie fangen von vorne an.

Mein Lieblingsspruch lautet allerdings „Wingardium Leviosa“. Es sieht einfach zu ulkig aus, wie das andere Kind von dem einen auf das andere Bein springt, um so zu tun, als würde es schweben. Nach kürzester Zeit fangen beide so sehr an zu lachen, dass sie sich beide nicht mehr auf den Beinen halten können und prustend zu Boden stürzen. Auch am Boden wird noch eine Zeit lang weiter gelacht. Dabei sehen sie so glücklich und unbeschwert aus. Auch, wenn sie es nicht mitbekommen, aber ich lache jedes Mal mit. Nicht, weil ich sie auslache, sondern einfach, weil ich mich mit Ihnen freue und es mich glücklich macht, sie so zu sehen. Wenn wir dann lachend auf dem Boden liegen, den Wind spüren und die Wolken an uns vorbeiziehen, denke ich jedes Mal, so könnte es doch eigentlich immer sein.

Von Hanna Lossau