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Die 4 Phasen der Kreativität

Hausarbeiten, Referate, Essays – das alles sind feste Bestandteile in so ziemlich jedem Studiengang. Abgesehen von nicht enden wollenden Stunden der Recherche und Grübelei benötigen sie vor allem eins: eine gute Portion Kreativität. Ich spreche in diesem Fall nicht nur von der künstlerischen Kreativität, die uns an dieser Stelle vermutlich als erstes in den Sinn kommt, sondern mehr von der Fähigkeit, Inhalte auf neuer Ebene zu abstrahieren, sie auf ganz eigene Weise frisch miteinander zu kombinieren und daraus etwas noch nie Dagewesenes zu erschaffen. Klingt in Bezug auf Hausarbeiten und Co. vermutlich etwas hoch gegriffen, sollte aber laut Lehrender angestrebt werden, sofern man einen Plagiatsvorwurf umgehen möchte.

Da ich mich dieses Semester das erste Mal seit Längerem wieder in der Position sehe, weniger Input in reinen Vorlesungen aufzunehmen und dafür mehr eigenen Output abzuliefern, habe ich mich daran erinnert, wie anstrengend kreativ sein eigentlich sein kann. Und wie toll es sich anfühlen kann, sich einer Weile der Prokrastination hinzugeben. Zumindest anfangs.

Während des Prokrastinierens greife ich gerne mal zu Hörbüchern (man fühlt sich dabei so schrecklich produktiv), kürzlich zu „Der kleine Gehirnversteher“ von Karine und Lionel Naccache. Das soll hier keine Schleichwerbung sein, das Buch hat mir als Biologiestudentin aber ganz gut gefallen. Jedenfalls wurde dort vom „Rezept der Kreativität“ berichtet, welches schon von Einstein und Poincaré angewandt worden sei.

Natürlich musste ich das Ganze direkt recherchieren und bin dabei auf „Die 4 Phasen der Kreativität“ gestoßen: eine Theorie von Graham Wallas, basierend auf Helmholz und besagtem Poincaré. Durch die Verknüpfung bewusster und unbewusster mentaler Aktivität soll die Anwendung zu kreativen Geistesblitzen verhelfen und ist nebenbei eine großartige Prokrastinations-Legitimation.

Grob zusammengefasst lässt sich der vierphasige Prozess wie folgt beschreiben:

Phase 1: Die Vorbereitung.

Um diesen recht arbeitsreichen Prozess kommt man als ersten Schritt leider nicht herum. Er besteht aus stundenlangem Nachdenken über ein bestimmtes Thema, das intensive Auseinandersetzen mit ihm und dem Versuch, eine Lösung für das vorliegende Problem zu ermitteln. Eine gute Vorarbeit stellt hierbei die Voraussetzung für eine möglichst erfolgreiche zweite Phase dar.

Phase 2: Die Inkubation.

Das ist meine liebste Phase im ganzen Prozess, denn hier kann so viel prokrastiniert werden, wie eben nötig ist (beginnt am besten möglichst früh genug mit Phase 1, um in Phase 2 und folgenden nicht in Konflikt mit anstehenden Deadlines zu geraten…). Begründet wird diese Phase mit erwähnter unbewusster mentaler Arbeit, durch welche das zu lösende Problem zwar nicht mehr bewusst angegangen wird, im Hintergrund die Rädchen jedoch weiter rattern. Das ganze kann man gut im Schnelldurchlauf an sich selbst testen, indem man versucht, sich an den Namen einer längst vergessenen Person zu erinnern. Fällt er einem partout nicht ein, kann es helfen, eine Weile lang an etwas Anderes zu denken. Häufig fällt einem der gesuchte Name dann einige Minuten oder Stunden später wie von selbst ein.

Phase 3: Die Erleuchtung.

Ein sehr großer Begriff, der das „Heureka“ oder eben auch den bis dahin ausgebliebenen Geistesblitz beschreiben soll. An diesem Punkt liegt plötzlich alles klar vor einem, man hat endlich die Idee, den Einstieg oder gar das grand finale gefunden und kann mit dieser Errungenschaft nun in die letzte Phase starten.

Phase 4: Die Verifikation.

Im besten Falle handelt es sich hierbei um einen besonders produktiven Prozess, in welchem die erlangte Idee umgesetzt und zu einem Endergebnis verarbeitet wird. Stellt sich bei der Verifikation heraus, dass es sich bei der vermeintlichen Erleuchtung eher um eine kurze, nicht umsetzbare Blendung handelt, so kann eine Rückkehr in Phase 1 oder 2 sinnvoll erscheinen.

Meine take home message für euch lautet demnach: Lieber erst einen Kopf machen und dann prokrastiniert, statt erst prokrastinieren und sich dann einen Kopf darüber zu machen.

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