Voller Tatendrang ins Gründertum?
Zugegeben: wenn von Start-Ups die Rede ist, denken die Meisten sofort an eine entspannte Arbeitsatmosphäre, Getränkeflats und Kickern.
Aber wie sieht eigentlich die Realität aus? Und worin genau liegt eigentlich der Reiz, sich selbstständig zu machen?
Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, besuchte ich die am Dienstagabend stattgefundene 9. Bremer StartUp Lounge im SFG unter dem Motto „Tatendrang“, nachdem der Campus bereits weitgehend leergeräumt war und „Feierabendstimmung“ herrschte (auch als Gründungsinteressent muss man Opfer bringen!).
Werben mit Start-Up-Atmosphäre: „Und, warum bist du heute Abend hier?“
Ziemlich schnell stellte ich fest, dass eine ebenso lockere Atmosphäre am Abend der 9. Bremer StartUp Lounge herrschte – alle waren per „Du“ und prompt, nachdem ich mich an der Getränkebar bediente, wurde ich angesprochen von einer VWL-Doktorandin (so funktioniert wohl dieses Networking, von dem alle immer reden), die sich, wie sich später herausstellte, selbst vorstellen kann nach dem Abschluss ihres Studiums etwas zu gründen.
Herausforderung: Arbeitseinstieg „Kulturschock für Studenten, die nur Theorie kennen“
Etwas gegründet haben auch Malte Ulbricht und Mitbegründer Marc Nörenberg von der Online-Marketing-Agentur Admospherics, die selbst BWL im Master an der Uni Bremen studierten und neben den obligatorischen Vorlesungen während ihrer Studienzeit zusätzlich nicht nur StartUp Veranstaltungen, sondern auch Kurse für Recht besuchten, wie die beiden erzählten. Der Arbeitseinstieg sei ohnehin schon ein „Kulturschock für Studenten, die nur Theorie kennen“, erzählte Malte Ulbricht. Es gebe viele Dinge, die man neu lernen- oder für die man Fachleute zu Rate ziehen muss. Haufenweise Steuererklärungen, Abrechnungen etc. müssen schließlich auch erledigt werden, auch wenn sie nicht unbedingt Spaß machen.
Auch Stefanos Trialonis von WearHealth berichtete über seine Herausforderungen – sowohl persönlicher Natur (die Frage, ob man überhaupt das Richtige tue), als auch geschäftlich – das ständige Beschäftigt sein sowie natürlich das Risiko des Scheiterns. Nur ein Bruchteil aller StartUps überlebe. Es sei jedoch kein Beinbruch schnell zu scheitern, da man schließlich wieder die Chance bekäme, etwas Neues auf die Beine zu stellen.
Einige der GründerInnen waren sich zudem darüber einig, dass Familie und Freunde in der Gründungsphase unter all dem Stress leiden mussten und dass „auch mal bewusst Abschalten“ eine Herausforderung sei.
Anna Sophie Meyer und Leonard Pust von The Foureyes erzählten, dass sie beide aktuell mehrmals die Woche pendeln. Freiheiten seien dafür unter anderem Vorarbeiten zu können, um sich „dann auch mal ’nen Tag freizunehmen“.
Übrigens: Dass es sich bei StartUps nicht unbedingt immer nur um Tech-Riesen handeln muss zeigte Laura Wolfram, die Ende letzten Jahres ihr Porzellanstudio Plöttjegood in der Bremer Neustadt gründete.
Ziemlich beeindruckend: obwohl die studierte Produktdesignerin zur Zeit noch nicht vollständig von dem Verkauf ihrer Porzellanprodukte leben kann, hält ihre Leidenschaft zum Porzellanhandwerk sie nicht davon ab, nebenher noch einem Bürojob nachzugehen.
Fazit: Selbstständigkeit ist nicht für jeden etwas
Klar: sein eigener Chef sein, über freie Zeiteinteilung verfügen, ein schickes Büro haben klingt alles erstmal sehr erstrebenswert. Ob ich jedoch nach (oder während) meines Studiums nun selbst den Schritt wage, ein Unternehmen zu gründen oder doch einem klassischen Angestelltenverhältnis nachgehen werde, habe ich für mich noch nicht entschieden. Ich fand es zumindest sehr beeindruckend, von den zahlreichen Hürden der GründerInnen zu hören. Zum Gründen gehört scheinbar auch immer eine ganze Portion Mut. Ich für meinen Teil war jedoch ganz froh, am Abend wieder nach Hause zu kehren und (für den Moment) abschalten zu können.
Wer sich allerdings dazu entscheiden sollte den Schritt zu wagen und bereits eine Idee hat, dem sei geraten, durchaus den Mut zu haben, denn wie sich gezeigt hat gibt es viele Möglichkeiten und Unterstützung.
Habt ihr bereits Erfahrungen mit dem Gründen gemacht? Würdet ihr sagen, es lohnt sich trotz aller Hürden?
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