Vorgestellt: Studierende auf der anderen Seite des Tisches
Und wie ist das eigentlich so? Macht es Spaß oder ist das furchtbar anstrengend?
Sadik: Beides. Ich musste jede Woche einen Haufen Übungsblätter korrigieren. Das war anstrengend und zeitraubend. Anfangs ist man noch vorsichtig und langsam mit dem Abziehen von Punkten, aber nach kurzer Zeit ist man da relativ hemmungslos. Es macht auch Spaß die Zettel zu lesen, aber es macht mehr Spaß, wenn man weniger Fehler abziehen muss. Besonders ärgerlich ist es, wenn man den Tutanden ihre Lösungsvorschläge nicht zurückgeben kann, weil man es nicht geschafft hat, sie zu ende zu korrigieren. Das Tutorium selber habe ich eigentlich immer gerne gehalten, aber das
kann auch sehr von der Beteiligung im Tutorium abhängen. Als Tutand nimmt man das nicht so wahr, aber wenn der Tutor alleine reden muss und keiner bereit ist seine Fragen zu beantworten, ist es schwerer für ihn die Motivation aufrecht zu halten. Umso schöner ist es, wenn die Beteiligung groß ist und wenn Fragen gestellt werden, die man teilweise auch gar nicht beantworten kann. Dann muss man nochmal nachschauen und lernt wieder etwas. Auch positiv: Wenn man einen Fehler macht, ist es meistens nicht dramatisch. Es gibt genug Teilnehmer im Tutorium, die dich gerne verbessern. Ein sehr positiver Nebeneffekt, der mir erst später klar wurde: Man lernt viele gute Studenten kennen und knüpft viele neue Kontakte.
Am schönsten ist es, wenn man am Ende als Beisitzer in der Prüfung sitzt. Endlich mal nicht aufgeregt in einer Prüfung, aber gespannt darauf, wer wie abschneiden wird.
Verdient man denn auch was dabei? Was für Erfahrungen hast du nun machen können?
Sadik: Manche wollen Tutor werden, weil sie mal den Blick Hinter die Kulissen wagen wollen, manche, weil sie dazu lernen wollen, manche, um es im Lebenslauf angeben zu können, manche, um neue Kontakte zu knüpfen… aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemand der Bezahlung wegen macht. Als studentische Hilfskraft für ein Semester wird man für 140 Stunden insgesamt beschäftigt. Der Stundenlohn wird mit etwas mehr als 8€ berechnet. Falls jemand mehr als 140 Stunden arbeitet, hat er Pech gehabt. Die Arbeitsstunden verteilen sich in der Realität natürlich
nicht gleichmäßig über das Semester, sondern werden hauptsächlich in der Vorlesungszeit abgearbeitet. Das Gehalt bleibt gleichmäßig bei etwas weniger als 200€ pro Monat. Wenn es einem um das Geld ginge, könnte man sich eine lukrativere Beschäftigung suchen, denke ich.
Nur noch eine letzte Frage: Hast du deine Entscheidung, Tutor zu werden, jemals bereut und wem würdest du raten, auch vielleicht mal als Tutor tätig zu werden?
Sadik: Es war eine interessante und schöne Erfahrung. Bereut habe ich es auf keinen Fall. Durch das Korrigieren und die Vorbereitung zum Tutorium habe ich sehr viel gelernt, auch für mein eigenes Studium. Jeder, der das nötige Fachwissen hat – man darf auch mal etwas nicht wissen – und gerne mit Menschen zu tun hat, der wird von der Entscheidung Tutor zu werden, nur profitieren.
Ich danke dir ganz dolle für das Interview! Ich wünsch dir noch vie Glück für deinen weiteren Weg!
Sadik: Danke, ich wünsche dir und eurem Team ebenfalls viel Glück und alles Gute.
Habt ihr noch Fragen, ich kann sie gerne für euch weiterleiten und hier im Kommentarbereich für euch beantworten! Oder vielleicht habt ihr ne Meinung zu dem Thema oder seid gar selbst ein/e TutorIn? Wir freuen uns über jeden Kommentar!
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