Eine kurze Beobachtung

Datum: 12.12.2020

Dauer: 15 min

Ort: Essen Werden

Die Kirchenglocken klingeln, als ich mit meinem Fahrrad ankomme. Neben mir parkt ein blauer Mercedes. Angelehnt an das Auto steht ein älterer Herr mit den Armen verschränkt. Er trägt eine schwarze Brille, einen karierten Schal und eine Tweedmütze. Vor ihm steht ein weiterer älterer Mann mit einer roten Jacke. Sein Gesicht ist verdeckt, da er eine blaue Maske über seine Nase und seinem Mund trägt. Es ist aber deutlich zu erkennen, dass sie sich unterhalten, da der Mann mit der Maske mit seinen Händen gestikuliert und dem anderen Mann zugewandt ist.

Während ich die beiden Männer beobachte, kommen immer wieder Fußgänger an mir vorbei. Eine Frau mit roter Mütze und schwarzem Mantel bleibt neben mir stehen und schaut in das Schaufenster der Boutique neben mir. Nach ein paar Sekunden geht sie zwei Schritte zurück und holt ein Handy aus der Seitentasche ihres Mantels. Sie wartet, bis die anderen Fußgänger an ihr vorbeigegangen sind, um ein Foto vom Schaufenster zu schießen.

Auf der anderen Straßenseite sehe ich eine junge Frau mit einem kleinen Mädchen an ihrer einen Hand und einem kleinen Hund an der anderen Hand. Die Leine des Hundes ist neongelb, genauso wie sein Hundemantel. Die drei laufen sehr schnell, sie scheinen sich beeilen zu müssen. Ich laufe ein paar Schritte weiter bis zur Apotheke. Dort sehe ich, wie ein schwarzes Auto parkt und ein Mann und eine Frau aus dem Auto aussteigen. Beide ziehen sich nach dem Aussteigen ihre Einwegmasken an und gehen durch die Tür in die Apotheke. Die Frau hatte einen Korb in ihrer rechten Hand. Als ich nach rechts schaue, sehe ich die junge Frau mit ihrem Kind und Hund wiederkommen. Dieses Mal ist auch eine Mann in ihrer Begleitung. Ein Postauto versperrt mir die Sicht. Ich gehe zwei Schritte zurück, als zwei Frauen mir entgegenkommen. Im Vorbeigehen höre ich sie über die kommenden Feiertage sprechen. Hinter den zwei Frauen folgen ihnen zwei Männer. Sie scheinen zu viert spazieren zu gehen.

Die Schokoladenübung

In der Vorlesung vor ein paar Wochen haben wir uns mit dem Thema Schmecken näher befasst. Besonders gefallen hat mir die Übung. Wir durften nämlich Schokolade essen oder eine andere Süßigkeit, wenn wir wollten. Beim Auspacken der Schokolade sollte wir darüber nachdenken, wer die Schokolade eigentlich verpackt hat, welche Wege die Schokolade gegangen ist, bis sie zu uns gekommen ist und wer eigentlich alles daran beteiligt war. So viele Fragen habe ich mir ehrlicherweise beim Essen noch nie gestellt. Es wäre aber wahrscheinlich besser, sich hin und wieder mal mit solchen Fragen auseinander zusetzten, damit man die Dinge und sich selbst auch mal hinterfragt, habe ich gedacht. Denn ist es richtig, Schokolade für 1,50€ zu essen, obwohl die Herstellung und der Anbau von Kakaobohnen deutlich mehr kosten würde. Was sind die Folgen der Abholzung? Gibt es überhaupt einen fairen Handel oder unterstützen wir möglicherweise sogar Kinderarbeit? Alle diese Fragen schwirrten in meinem Kopf, sodass ich danach ein schlechtes Gewissen bekam. Aber gut so, denn beim nächsten Einkauf habe ich darauf geachtet, wo die Schokolade herkommt und versuche jetzt mehr nachhaltige Schokolade zu kaufen.

Um auf das Thema Schmecken näher einzugehen, ist mir, nachdem ich die Schokolade langsam aufgegessen hatte, bewusst geworden, dass man sich beim Essen mehr Zeit lassen sollte, um es zu genießen. Klar, für manche ist Essen nur Nahrungsaufnahme, aber es hat durchaus positive Effekte, sich auch mal Zeit zu nehmen. Denn normalerweise kann ich, wenn ich einmal Schokolade esse, nicht aufhören, aber dieses Mal habe ich nicht den Drang verspürt, zur nächsten Tafel zu greifen. Zusammenfassend kann ich sagen, dass mich diese Übung wieder daran erinnert hat, auch mal etwas zu hinterfragen und sich mehr Zeit zu geben, um die Dinge zu genießen und wertschätzen zu können.

Der 6. Sinn

Bei der Frage, was der sechste Sinn ist und ob es ihn überhaupt gibt, konnte ich zu Beginn der Vorlesungsreihe über die sechs Sinne nicht antworten. Als sich meine Gruppe und ich uns dann näher mit dem sechsten Sinn befasst haben, wurden uns die Fragen deutlicher.

Für den sechsten Sinn gibt es viele unterschiedliche Definitionen. Die bekannteste Definition ist die der außersinnlichen Wahrnehmung. Viele Menschen denken bei den Worten „außersinnliche Wahrnehmung“ an Menschen mit übernatürlichen Kräften wie Hellsehen, Telepathie oder Magie. Tatsächlich werden alle diese Phänomene thematisiert und untersucht. Beweise oder Belege gibt es in der Forschung aber nicht.

Eine weitere Definition des sechsten Sinns ist die der Körperwahrnehmung, auch Propriozeption genannt. Dabei geht es um die Eigenwahrnehmung unserer Körperlage im Raum, ohne die wir nicht Gehen, Laufen oder Schreiben könnten. Ein interessantes Fallbeispiel zeigt uns noch mal die Bedeutung des sechsten Sinnes. Ian Waterman erkrankte im Alter von 19 Jahren an einem Virus, welches sein Nervengewebe schädigte, sodass er alle seine Körperempfindungen außer das Schmerz- und Temperaturgefühl verlor. Er trainierte hartnäckig seine anderen fünf Sinne, besonders den Sehsinn, sodass er heute sogar wieder Laufen kann, indem er die Bewegungen und die Position seiner Beine genau beobachtet und analysiert.

Könnt ihr euch vorstellen, von einem auf den anderen Tag euren Körper nicht mehr zu spüren und sich nicht mehr bewegen zu können? Es muss wahnsinnig schwer und anstrengend sein, sich ständig konzentrieren zu müssen und genau beobachten zu müssen, wie man sich bewegt . Für uns scheinen solche Alltagsbewegungen selbstverständlich und automatisch, aber für Menschen wie Ian Waterman ist es ein Kraftakt. Deshalb finde ich, sollte man dem sechsten Sinn mehr Beachtung und Bedeutung schenken.

Rückblick

Wow, wie schnell die Zeit vorbeigegangen ist. Bald haben wir schon das erste Semester geschafft und können uns endlich auf die Semesterferien freuen. Hoffentlich werden im März oder April die Beschränkungen etwas gelockert, damit man sich auch mal wieder auf etwas freuen kann und aus seinem täglichen Trott rauskommt.

Rückblickend empfand ich das Semester trotz der aktuellen Situation als gut. Ich fand es super, dass man sich seine Zeit selber einteilen konnte, dass man nicht gebunden an einen Ort war und das man mehr freie Zeit hatte. Allerdings wusste ich nicht wirklich was mit der freien Zeit anzufangen, denn sich mit Freunden treffen, Sport machen oder andere Freizeitaktivitäten gingen ja leider nicht. Also war meine Bildschirmzeit am Handy und Laptop dementsprechend hoch. Zudem war meine Motivation teilweise non-existent. Mein einziger Trost war es, dass es uns allen gleich ergeht. Trotzdem wurden viele Erwartungen, die ich an die Uni und an das Studium hatte, erfüllt. Dass es dieses Jahr nicht einfach wird, wusste ich ja. Ich war überrascht, dass KuWi so kreativ und anwendungsorientiert ist, denn damit hatte ich nicht gerechnet. Zudem waren die Professoren, Dozenten und Tutoren, die ich kennengelernt habe, alle sehr hilfsbereit, freundlich und haben sich sehr viel Mühe gegeben, damit wir uns wohlfühlen.Auch die Vorlesungen waren sehr spannend und bat eine schöne Abwechslung zu KMW.

Zudem war ich sehr froh, dass ich schon zu Beginn an neue Freunde gefunden, denn davor hatte ich eigentlich am meisten Angst, denn das richtige Studentenleben mit WG-Partys, Feiern gehen, gemeinsam lernen etc., konnte ja leider nicht richtig stattfinden. Ich hoffe, dass wir das alles bald nachholen können.

Also bis dahin und schöne Semesterferien wünsche ich euch! 🙂

Momente und Erinnerungen

Zu meinem 16.Geburtstag bekam ich die alte Polaroid Kamera meiner verstorbenen Mutter geschenkt. Für mich war es das schönste Geschenk, was ich je zum Geburtstag bekommen hatte. Ich traute mich zunächst gar nicht die Kamera in die Hand zu nehmen, um sie mir genauer anzuschauen, weil ich wusste wie wertvoll und bedeutsam sie für meine Mutter gewesen war. Die Kamera hatte die letzten 30 Jahre gut überstanden. Sie sah noch sehr neu aus, nur der Stil war etwas veraltet, aber mir gefiel sie. Besonders schön fand ich den bunten Streifen in der Mitte und das in den gleichen Farben gefärbte Band zum Umhängen. Ansonsten war sie schwarzgrau mit einem roten Auslöseknopf auf der linken Seiten. Für ein Foto musste man nur den roten Auslöseknopf drücken und aufpassen, dass man die Hand nicht vor der Linse hatte. Dann machte es einmal klick, es leuchtete kurz auf und das Foto war geschossen. Ich war erstaunt, dass so ein alter Gegenstand, diese lange Zeit überdauern konnte und auch heute noch funktionieren konnte.

Ich überlegte, was die Kamera schon alles mitbekommen und fotografiert hat. Wie viele Menschen sie schon kennenlernen durfte, auf wie vielen Festen sie mit dabei war und wie viele Orte sie schon bereisen durfte. Viel mehr als man wahrscheinlich zählen kann. Ohne sie hätte ich auch nie gewusst, wie meine  Verwandten ausgesehen haben oder wie anders der modische Stil damals war. Ich wusste, dass ich gut auf sie aufpassen musste, da sie mich mit meiner Mutter verband und sie einen großen Stellenwert für mich besaß.

In einer immer digitaler werdenden Welt, in der man Fotos kaum noch ausdruckt und diese nur noch auf dem Laptop landen, kann die Polaroid Kamera besondere Momente und Erinnerungen für immer festhalten. Erinnerungen, wie zum Beispiel die eigene Hochzeit, Geburtstagsfeiern, Treffen mit Freunden, Reisen usw. Die Kamera hat fast das ganze Leben lang meine Mutter begleitet, sogar bis zu ihrem Tod und sie wird hoffentlich auch mich das ganze Leben lang begleiten. Diese Vorstellung macht mich sehr glücklich und ich bin der Kamera sehr dankbar, dass sie in all den Jahren die schönen, aber auch die traurigen Momente und Erinnerungen für uns festgehalten hat!

Das Leben ist wie eine Kamera. Konzentriere dich einfach auf das, was wichtig ist, und halte die guten Zeiten fest. Entwickle dich aus negativen Ergebnissen. Wenn die Dinge nicht funktionieren, „take another shot“.

Neue Stadt, neue Freunde, neues Leben!

So geht es vielen von uns und obwohl es einem Angst macht, freut man sich auf diese Zeit und hofft gleichzeitig, dass man die richtige Entscheidung getroffen hat. So ist es auch bei mir.

Anstatt auf dem Uni Gelände zu sein und sich wie der letzte Idiot zu fühlen, weil man den richtigen Vorlesungssaal sucht, sitzen wir jetzt täglich vor unseren Laptops und versuchen den Vorlesungen und Seminaren zu folgen, um ja nichts Wichtiges zu verpassen. So hatte ich mir den Studienstart eigentlich nicht vorgestellt, doch die O-Woche hat mir ziemlich schnell die Zweifel genommen, als ich gemerkt habe, wie freundlich und hilfsbereit die Lehrenden und TutorInnen waren. Der neue Lockdown war dann allerdings doch etwas niederschmetternd, aber dank den WhatsApp Gruppen ist man immer gut informiert und kann zu mindestens so den Kontakt zu anderen Studenten suchen. Ein Nachteil ist jedoch, dass man abends gefühlte 10 Stunden braucht, um alle Nachrichten durchzuscrollen. Trotzdem beschweren kann ich mich nicht, da  mich das Studium im Allgemeinen, die Inhalte und die Menschen positiv überrascht haben.

In Bremen fühle ich mich von Tag zu Tag wohler. Dazu beigetragen hat der Stadtrundgang und die vielen Spaziergänge durch den Bürgerpark oder der Weser, die gezeigt haben, dass auch eine Stadt im Norden sehr charmant, bunt und interessant sein kann:) Bis es ein richtiges Zuhause wird, wird es wohl noch etwas dauern, aber das ist Okay.

Alles in allem war es ein gelungener Start ins neue Leben. Ich freue mich jedenfalls auf ein aufregendes Semester und bin schon sehr gespannt, was die Zukunft noch bringen wird!

Bis dahin,

Hannah