Noch ein Monat, noch eine Verabschiedung von einer Abteilung. Mit schwerem Herzen muss ich die Fernleihe verlassen.
Es war eine spannende Zeit, in der ich einen ganz anderen Aspekt des Bibliotheksalltags erfahren durfte. Jeden Morgen zieht man Bestand aus dem Magazin und scannt Aufsätze, die von Kund*innen oder Nutzer*innen bestellt werden. Die Bestellungen kommen aus allen Ecken der Welt, sogar aus Australien! Der längste Aufsatz, den ich gescannt habe, erstreckte sich über 219 Seiten, es handelte sich um einen Aufsatz (mit schönen Illustrationen) über verschiedene Algensorten aus einer Zeitschrift für Meeresbiologie.
Danach beschäftigt man sich weiter mit der aktiven Fernleihe, sprich: mit den Medien, die wir an anderen Bibliotheken verschicken. Man bereitet den Bestand vor, überprüft, dass es sich um den richtigen Titel handelt und kontrolliert, ob das Buch beschädigt ist. Wenn alles stimmt, wird die Bestellung bestätigt und das Buch wird an die bestellende Institution verschickt, wo es für ihre Nutzer*innen bereitgestellt wird.
Es wird nicht nur unseren Bestand verschickt, sondern unsere Nutzer*innen bestellen auch aus anderen Bibliotheken. Die Bücher aus anderen Bibliotheken nennt man passiv Fernleihe, und nachdem wir die in unserem System erfassen und bearbeiten, werden sie für unsere Nutzer*innen bereitgestellt. An diesem Prozesse durfte ich mich auch beteiligen
Ich fand es spannend zu beobachten, was bestellt wurde, und bin mehrmals auf sehr interessante Informationsquellen gestoßen. Unter anderem auf eine vegetarische Zeitschrift von 1920 mit einer Liste von vegetarische Restaurants im deutschsprachigen Raum zu dem Zeitpunkt (es waren, gemessen an heutigen Verhältnissen, ziemlich wenige, aber immerhin mehr als ich erwartet hatte), Informationen über die archäologische Ausgrabung eines Wikingerfriedhofs in Skandinavien, Artikel über die Effekte einer Blausäurevergiftung und ein Aufsatz über den effektivsten Volleyballtechniken im Spiel
Es gibt viel mehr Aspekte der Arbeit in der Fernleihe: Auslandsbestellungen, die Vermittlung von negativ quittierten Bestellungen, Nutzer*innenkontakt, LAX-Datensätze, Mahngebühren und noch viel mehr abwechslungsreiche Tätigkeiten. Aber ich will nicht alles verraten. Ich kann eine Hospitation bei der Fernleihe sehr empfehlen. Ich hatte dabei viel Spaß und habe es sehr genossen, mich mit unserem Bestand anderweitig auseinandersetzen zu dürfen.
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