Abschließende Gedanken

Während unserer Forschung haben wir viele Gespräche mit den Menschen aus unserem nahen Umfeld geführt. Mit einigen haben wir uns zusammengesetzt um sie zu interviewen und ihre Ansichten und Erfahrungen festzuhalten.

Allgemein lässt sich für uns schließen, dass die meisten Befragten und auch wir das Zuhause an sich sehr ähnlich definieren. Der Begriff beschreibt meist einen Ort, allerdings ist dieser für viele mit einem Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit verbunden.

Diese Beobachtung lässt zunächst vielleicht schließen, dass auch die Erfahrungen im eigenen Zuhause sich überschneiden müssten, besonders wenn der Freiraum durch eine Pandemie auf die eigenen vier Wände beschränkt wird.

Tatsächlich zeigte sich aber schnell, dass Menschen in den vielen unterschiedlichen Lebenslagen mit ganz unterschiedlichen Problemen zu kämpfen hatten und haben. Es gibt also kein „neues Normal“ wie wir zunächst vermutet haben.

Auch einen Veränderungsprozess an sich lässt sich nicht klar beleuchten, sind die Erfahrungen doch so individuell, wie jeder den wir in unserer Umfrage und in Interviews befragten. Grob gesagt lässt sich der Veränderungsprozess nur dahingehend beleuchten, dass zu Zeiten Coronas jeder mehr Zeit in seinem Zuhause verbringt als zuvor.

Unsere Forschung hat uns gezeigt, dass die Frage wie sich unser Zuhause, und damit unser Verhalten, während der Pandemie verändert hat nicht einfach zu beantworten ist.

Verschiedene Personen in verschiedenen Lebenslagen haben uns so unterschiedliche Situationen, Gefühle und Herausforderungen geschildert, dass man diese Frage gar nicht allgemein beantworten kann. Diese Frage ist so individuell wie die Antworten und Eindrücke die wir bei unserer Social Media Umfrage sammeln konnten. So herausfordernd und vielschichtig wie die Gefühlslagen, die bei unseren Tagebucheinträgen ans Licht getreten sind.

Jede Person, die an unserer Umfrage teilgenommen hat, hat einen anderen Schwerpunkt und eine andere Problematik in seinem/ihrem Leben. Ganz individuelle Wünsche, Ängste, Sorgen und Träume. Aus diesem Grund können wir keine allgemeinen Schlüsse ziehen, da es nicht möglich ist, alle in eine Schublade zu stecken.

Viele Student*innen haben pandemiebedingt Schwierigkeiten, von Hause aus zu studieren: Kein direkter Kontakt zu Kommiliton*innen und Dozent*innen, ständiges Problem mit dem Internet oder schlechte Auswirkungen auf die eigene Gesundheit durch mangelnde Bewegung und ein nicht ausreichend großer Arbeitsplatz. Daraus resultierend fassen wir zusammen, dass das Studieren während der Pandemie sich als schwierig erweist. Die Abgrenzung zwischen Studium und Zuhause verschwimmt und das eigene Zuhause bekommt eine polyfunktionale Bedeutung. Studium, Freizeit und der gewöhnliche Alltag werden in das Zuhause integriert, so dass das Zuhause seine Funktion als ein gewöhnlicher „Ruheplatz“ beinahe verliert.

Auch die Schüler und Schülerinnen haben es während der Corona-Pandemie nicht leicht: Homeschooling. Anfangs mag es harmlos klingen, aber hinter der Idee von Homeschooling stecken einige Probleme: fehlende Motivation durch geringen Kontakt zu Mitschüler*innen und Lehrer*innen, keine Grenze zwischen Homeschooling und Zuhause und das ständige Gefühl, nicht kontinuierlich am Ball zu sein. Auf der einen Seite fühlt man sich einsam vor allem im jugendlichen Alter, da man seine Freunde nicht treffen kann, aber auf der anderen Seite regt die Pandemie die Kreativität an, z.B. gründet man Lerngruppen, um den roten Faden in der Schule nicht zu verlieren oder man entdeckt neue oder alte Hobbies wieder. Durch die Digitalisierung entdecken Schüler*innen neue Möglichkeiten, den Anschluss zum sozialen Leben nicht zu verlieren.

Berufstätige scheinen in der momentanen Lage am ehesten zu profitieren. Sie sind in ihrem Leben stabil etabliert und haben am meisten Freiraum. Durch große Wohnungen oder Häuser mit Arbeitszimmern können sie ihren Alltag nicht nur abwechslungsreich gestalten, sondern können auch eine klare räumliche Trennung vornehmen.

Besonderen Vorteil, scheinen tatsächlich diejenigen zu haben, die wie Jenni nicht länger im Homeoffice arbeiten und ihren Alltag aus ihrem Zuhause auslagern können.

In Zukunft oder in weiteren Arbeiten wäre es  schön, die einzelnen Geschichten aus den Alltagen der Menschen, mit denen wir uns schon ein wenig befasst haben noch weiter zu erfahren. Aus unseren Interviews mag schon viel hervor gehen, aber doch erscheinen sie meist nicht ausreichend und inzwischen stellen sich uns immer mehr Fragen, die wir erkunden möchten.

Unter unseren Befragten gibt es zudem noch keine große Variation. Für eine genauere und inklusivere Forschung wäre es nötig, noch andere Altersgruppen, Gesundheitszustände und Wohnmöglichkeiten mit heran zu ziehen. Dies würde viele weitere Umfragen und Interviews erforschen, die wir leider nicht leisten können. So haben wir beispielsweise noch gar nicht die Sicht von Senioren einbezogen oder wie es Obdachlosen zurzeit ergeht. Doch wen dies an dieser Stelle interessiert kann sich auf verschiedensten Blogs über andere Projekte unseres Seminars genauer informieren:

Projekte

Wertvoll wäre es auch, sich noch intensiver mit den verschiedenen Formen von Zuhause zu beschäftigen und deren genaue Wirkungen auf den Alltag. Eine kleinere Wohnung, wie solche, von Studenten scheint es schwieriger zu machen, private Freizeit von Arbeit, Schule und Studium zu trennen. Doch eine genauere Festlegung und die spezifischen Folgen einer kleinen Wohnung zu erforschen wäre für unseren Forschungsrahmen zu groß geworden.

In unserer Arbeit haben wir vorrangig einzelnen Lebenssituationen und persönlichen Geschichten befasst, die es alle tatsächlich verdienen würden noch einmal genauer betrachtet zu werden und in größerem Umfang erörtert und nach außen weiter getragen zu werden. Und sei es nur, um uns allen ein wenig mehr Hoffnung für die Zukunft zu geben und uns zu versichern, dass wir nicht alleine sind.

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