„Ich habe gemerkt, wie viel mir eigentlich noch in meiner Wohnung fehlt, um mich so richtig gemütlich zu fühlen“

Ich habe mich mit einigen Menschen aus meinem Bekanntenkreis zusammengesetzt (natürlich über Videochat) und mich mit ihnen mal ein bisschen über ihre Erfahrungen während Corona, der Lockdowns und ihrer Definition von Zuhause unterhalten.

Jenni (31) ist Buchhändlerin in Emden und arbeitet wieder täglich, da in Niedersachsen die Buchläden auch zum täglichen Bedarf zählen. Wenn ihr unser volles Gespräch hören möchtet dann geht’s hier zu einem kleinen Podcast:

N: Hast du das Gefühl, dass du seit dem ersten Lockdown, der ja jetzt schon fast ein Jahr her ist, mehr zuhause bist? Oder hat das für dich kaum einen Unterschied gemacht?

J: Da ich selber sehr gerne zuhause bin und selten ausgehe, hat es kaum einen Unterschied gemacht. Aber natürlich gab es den Unterschied, denn ab und an habe ich mich ja noch meine Freunde getroffen, dass fällt jetzt komplett weg momentan.

N: Dieser soziale Kontakt mit Freunden oder Verwandten, vermisst du den sehr? Oder ist nur Videochatten auch in Ordnung für dich? Oder siehst du es so, dass man das gar nicht miteinander vergleichen kann?

J: Ich finde das ok. Also ich freue mich, wenn ich meine Freunde sehe und spreche. Und ich nutze das dahingehend auch fast jeden Tag.

N: Wie definierst du den Begriff Zuhause für dich? Ist das eher ein Gefühl oder ist das ein Ort? Wie würdest du das beschreiben?

J: Das ist gar nicht so einfach. Ich glaube Zuhause ist tatsächlich da, wo man sich am wohlsten fühlt und wo man man selbst sein kann. Also kann das ein Ort sein, aber auch mit bestimmten Menschen zusammenhängen.

N: Also ist zuhause auch etwas sehr persönliches für dich?

J: Ja.

N: Für dich ist das vielleicht gar nicht so schwer, aber wie trennst du Arbeit und Zuhause? Dadurch, dass du noch zur Arbeit gehst kann ich mir vorstellen, dass das gar nicht so das große Thema für dich ist.

J: Richtig, ja. Das ist kein ganz so großes Thema. Arbeit und Zuhause ist für mich ganz klar getrennt. Wenn ich nach Hause gehe, dann leg ich das auch alles ab, was den Tag über passiert ist.

N: Gibt es etwas, dass du gemerkt hast, dass du in deinem Zuhause vermisst wenn du jetzt längere Zeit isoliert warst oder hast du alles was du brauchst?

J: Nein habe ich nicht! Es ist tatsächlich so, dass ich gemerkt habe wie viel mir eigentlich noch in meiner Wohnung fehlt um mich so richtig gemütlich zu fühlen. Mir fallen jetzt Sachen auf, die mir vielleicht gar nicht aufgefallen wären, wenn ich nicht noch mehr zu Hause währe als sonst.

N: Magst du da ein Beispiel nennen?

J: Einrichtungsgegenstände. Mir fehlt eine neue Kommode, ich merke in meinem Kleiderschrank, dass da viel zu viel Platz ist. Ich habe so viel aussortiert, ich bin in die Richtung momentan am Optimieren!

N: Vermisst du physischen Kontakt zu Anderen oder bemerkst du keinen großen Unterschied? Ist das auch ein Problem, dass dir im Umgang mit deinen Kunden auffällt?

J: Auf der Arbeit ist das tatsächlich so, dass Kunden das ab und an vergessen. Da können noch so viele Markierungen auf dem Boden sein. Ich halte das sehr stark ein, ich vermisse das auch nicht auf der Arbeit. Ich finde das ganz gut diesen Abstand zu haben, das ist für mich etwas ganz positives. Was mir natürlich fehlt ist eine Umarmung von Freunden oder von meiner Familie, die ich jetzt auch schon sehr lange nicht mehr gesehen habe. Eigentlich sehr traurig.

N: Glaubst du, dass die Regelung mit dem Abstand sich normalisiert, auch wenn die Lage sich wieder entspannt? Glaubst du, das werden viele weiterhin einhalten? Oder wird es sehr schnell wieder zur eigentlichen Norm zurückgehen?

J: Ich kann mir gut vorstellen, dass das bei einigen noch verinnerlicht ist und das die den Abstand auch weiter einhalten. Um mal ein Beispiel zu nennen: Meine Kollegin hat gesagt, dass Corona ja nie ganz verschwinden wird. Wir sind besser dagegen geschützt, wenn mehr Impfungen durchgeführt werden. Deswegen hat sie gesagt, wenn wir wieder ein bisschen „Normalität“ haben, dann wird sie trotzdem weiterhin darauf achten, dass sie einen Sicherheitsabstand hält.

N: Wie wirst du das Händeln, wenn alles vorbei ist, denkst du, dein Zuhause wird in Zukunft weiter ein sehr persönlicher Ort oder freust du dich schon darauf wieder jemanden zu dir einzuladen?

J: Ich kann mir gut vorstellen, dass ich dann auch direkt wieder jemanden einlade!

N:Das ist dann also nichts, dass du gerne von der Außenwelt abschotten würdest, sondern du möchtest auch dein Zuhause teilen?

J: Genau!

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